Lewis Hamilton (Mercedes)
AP/Luca Bruno
Formel 1

Mercedes räumt in Imola ab

Der Grand Prix der Emilia-Romagna ist am Sonntag ganz im Zeichen von Mercedes gestanden. Lewis Hamilton feierte in Imola vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas seinen neunten Saisonsieg und ist damit weiter klar auf Kurs in Richtung WM-Titel. Fix ist hingegen bereits der Triumph der Silberpfeile in der Konstrukteurswertung. Erstmals in der Geschichte der Königsklasse gelang einem Team dieses Kunststück zum siebenten Mal in Serie.

Red Bull Racing blieb indes in seinem 300. Grand Prix ohne Punkte. Max Verstappen schied auf Platz zwei liegend mit einem Reifenschaden aus. Durch den Ausfall des Niederländers eroberte Renault-Pilot Daniel Ricciardo den dritten Rang. Damit ist auch klar, dass Mercedes in dieser Saison den Fahrerweltmeister stellen wird. Nach 13 von 17 Saisonrennen führt Hamilton 85 Punkte vor Bottas. Verstappen liegt 120 Punkte zurück. In der Konstrukteurswertung liegt Mercedes uneinholbare 209 Punkte vor Red Bull.

Hamilton, der nach dem Start nur auf Rang drei gelegen war, hat seinen insgesamt 93. Sieg beim ersten Rennen in Imola seit 2006 vor allem einer fahrerischen und taktischen Meisterleistung zu verdanken. Beim entscheidenden Boxenstopp hatte der Brite aufgrund eines virtuellen Safety Cars aber auch das Glück des Tüchtigen. Bereits beim Grand Prix der Türkei am 15. November kann der Brite seinen siebenten Fahrertitel in trockene Tücher bringen.

Hamilton siegt auch in Imola

Hamilton im Glück, Bottas im Pech

„Es war ein wirklich anstrengendes Rennen. Hier zu gewinnen, mit diesem Team zu gewinnen ist ein tolle Sache. Es ist eine wirklich tolle Arbeit von allen, das gibt mir erst die Chance, dass ich pushen kann. Von außen schaut es vielleicht einfach aus, das stimmt aber nicht. Sieben WM-Titel in Folge ist wirklich unglaublich, das hätte ich niemals gedacht“, freute sich Hamilton.

Teamkollege Bottas hatte hingegen ein wenig Pech, wie er nach dem Rennen berichtete. „Der Start war wirklich gut, aber in der zweite Runde war in Kurve sieben ein Wrackteil (von Ferrari, Anm.). Ich wollte ausweichen, aber es hat sich in der Mitte des Autos verfangen und meinen Unterboden beschädigt. Ich habe mich gegen Max gewehrt und wollte ihn nicht durchlassen, mit diesem Schaden war ich aber am Limit“, erklärte der Finne.

Bottas nutzt Poleposition

Dabei hatte es für Bottas zu Beginn noch gut ausgesehen. Er nutzte seine Poleposition und setzte sich an die Spitze. Dahinter verlor Hamilton seinen zweiten Platz an Verstappen. Ricciardo schob sich auf Rang vier vor. Während der Renault-Pilot in weiterer Folge den Rest des Feldes anführte, setzte sich das Führungstrio, das bereits die gesamte WM bestimmt, innerhalb weniger Runden klar von der Konkurrenz ab.

Mit mehreren schnellsten Runden diktierte Bottas zunächst das Tempo und hielt Verstappen außerhalb des DRS-Fensters. Auch Hamilton kam auf der schmalen Strecke, auf der überholen nicht gerade einfach ist, nicht nahe genug an den Red-Bull-Piloten heran, um Rang zwei zurückzuerobern. Dahinter hatte Gasly ganz andere Sorgen. Aufgrund eines technischen Defekts musste der fünftplatzierte Franzose, der mit Rang vier im Qualifying den besten Startplatz seiner Karriere herausgefahren hatte, seinen Alpha Tauri bereits in der neunten Runde in die Garage fahren.

Die Startphase in Imola

Valtteri Bottas erwischte den besten Start und behauptete Rang eins. Dahinter rutschte Lewis Hamilton hinter Max Verstappen zurück.

Hamilton liefert taktisches Meisterstück

Je länger das Rennen dauerte, desto klarer wurde, dass im Kampf um den Sieg dem Boxenstopp signifikante Bedeutung zufallen würde. Und genau in dieser Phase lieferte Hamilton sein Meisterstück ab. Als erster Topfahrer holte sich Verstappen neue Reifen. Die Red-Bull-Crew absolvierte ihre Aufgabe wie immer im Blitztempo. Bottas kam danach an die Box und konnte Platz eins vor Verstappen verteidigen.

Wesentlich länger blieb Hamilton auf der Strecke. „Ich werde schneller fahren, holt mich nicht rein“, rief der Titelverteidiger per Funk dem Kommandostand zu. Der Brite absolvierte eine schnellste Runde nach der anderen. Für Bottas und Verstappen nahm der Rückstand kritische Ausmaße an. Hamilton fuhr auf die Nachzügler auf. Statt in diesem Moment an die Box zu kommen, entschied sich der WM-Führende für Überholmanöver. Der Brite pflügte durch das Feld und absolvierte diese rennentscheidende Phase meisterlich.

Das Glück des Tüchtigen im richtigen Moment

Nachdem er wieder freie Fahrt hatte, stieg der Mercedes-Pilot wieder auf das Gaspedal und holte sich einen Vorsprung von knapp über 28 Sekunden – genau die Zeit, die man für einen Reifenwechsel benötigt. Hamilton kam an die Box und hatte auch das Glück des Tüchtigen. Genau in diesem Moment wurde nämlich das virtuelle Safety Car eingeschaltet. Bottas und Verstappen mussten ihre Geschwindigkeit reduzieren und waren chancenlos. Hamilton übernahm locker die Führung und baute seinen Vorsprung auf über elf Sekunden aus.

Die entscheidende Rennphase

Mit einer Reihe von schnelle Runden und ein wenig Glück vor dem Boxenstopp stellte Lewis Hamilton die Weichen auf Sieg.

Safety Car nach Verstappen-Ausfall

Dahinter profitierte Verstappen zunächst von einem Fahrfehler von Bottas. Der Finne verbremste sich und rutschte leicht von der Strecke. Verstappen schlüpfte mit einem gekonnten Manöver durch und nahm Kurs auf den zweiten Rang. Der Niederländer hatte aber wieder einmal Pech. Dem Niederländer explodierte der rechte Hinterreifen, womit das Rennen für den Red-Bull-Piloten jäh zu Ende war. Ricciardo erbte den dritten Rang.

Die folgende Safety-Car-Phase sorgte noch einmal für Hektik an den Boxen. Hamilton konnte sich zwar erst verspätet einen frischen Reifensatz holen, blieb aber trotzdem vorne. Dahinter entbrannte vor allem ein Kampf um den dritten Platz. Ricciardo setzte sich dabei hauchdünn gegen Alpha-Tauri-Pilot Daniil Kwjat durch. „Am Ende ist plötzlich Kwjat wie aus dem Nichts aufgetaucht. Das hat wirklich Spaß gemacht. Das ist wirklich ein cooler Kurs, etwas eng, aber es hat Spaß gemacht“, so Ricciardo.

Endstand nach 63 Runden (312,417 km):
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:28:32,430
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 5,783
3. Daniel Ricciardo AUS Renault 14,320
4. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 15,141
5. Charles Leclerc MON Ferrari 19,111
6. Sergio Perez MEX Racing Point 19,652
7. Carlos Sainz ESP McLaren 20,230
8. Lando Norris GBR McLaren 21,131
9. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 22,224
10. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 26,398
11. Nicholas Latifi CAN Williams 27,135
12. Romain Grosjean FRA Haas 32,935
13. Sebastian Vettel GER Ferrari 28,453
14. Lance Stroll CAN Racing Point 29,163
15. Alexander Albon THA Red Bull 57,284

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Pierre Gasly (FRA/Alpha Tauri), Esteban Ocon (FRA/Renault), George Russell (GBR/Williams), Kevin Magnussen (DEN/Haas)

Schnellste Runde: Hamilton (1:15,484/63.)