Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Perfekte Bedingungen für Speed-Herren

Weil nach der Absage der Nordamerika-Weltcup-Rennen auch das in dieser Zeit übliche Training in Colorado ausfällt, machen Österreichs Abfahrtsherren derzeit in Hochgurgl Station. Das Training löste helle Begeisterung aus, kann im hinteren Ötztal doch auf einer sensationellen Piste geübt werden.

„Ich kann mich nicht erinnern, in Österreich um diese Jahreszeit je so weltcupähnliche Verhältnisse und so ein Gelände gehabt zu haben“, schwärmte Vincent Kriechmayr. Vom Wurmkogel wurde auf annähernd 3.000 Meter Seehöhe und damit praktisch auf Rocky-Mountain-Niveau für Kriechmayr, Matthias Mayer und Co. eine anspruchsvolle Strecke mit Übergängen und Sprüngen präpariert, auf der bei Laufzeiten von fast einer Minute Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreicht werden.

„Die Hochgurgler haben perfekt reagiert“, sagte ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher, der hofft, dank der perfekten Verhältnisse in der Heimat die im Sommer in Südamerika entfallenen Speed-Kilometer noch gutmachen zu können. „Diesbezüglich habe ich jetzt kein großes Kopfweh mehr.“

ÖSV-Speed-Herren trainieren in Hochgurgl

Weil nach der Absage der Nordamerika-Weltcup-Rennen auch das in dieser Zeit übliche Training in Colorado ausfällt, machen Österreichs Abfahrtsherren derzeit in Hochgurgl Station.

Weil die Rennen in Lake Louise (Kanada) und Beaver Creek (USA) wegen der Coronavirus-Reisebeschränkungen ausfallen, soll es für die Abfahrtsherren in einem Monat in Val d’Isere losgehen. In der französischen Skistation ist von Schnee derzeit aber noch wenig zu sehen.

Besser als in Colorado

Ganz anders läuft es derzeit in Hochgurgl. „Um diese Zeit so eine Abfahrt herzubringen, vor allem in so einer Qualität, das habe ich noch nie erlebt“, freute sich Puelacher. „Ich fahre zwar immer wieder gerne nach Colorado. Aber wenn ich mir das jetzt gerade anschaue, vermisse ich es überhaupt nicht. Hier hat jeder einen Grinser drauf, besser könnten wir es uns nicht wünschen.“

Andreas Puelacher (OESV)
GEPA/Patrick Steiner
Chefcoach Andreas Puelacher zeigte sich über die Pistenbedingugen höchst erfreut

Österreichs Speed-Herren wurden in zwei Trainingsgruppen aufgeteilt, um die Übungseinheiten effizienter zu machen. Ziel ist bekanntlich, endlich wieder eine Speed-Kugel für den ÖSV zu gewinnen. Vergangene Saison machte der coronavirusbedingte Abbruch dem einen späten Strich durch die Rechnung.

Gesamtweltcup ein Thema

Kriechmayr hat deshalb nun sogar einen Markenwechsel riskiert und ist nun Head-Kollege von Mayer. „Ich habe eine neue Herausforderung gebraucht“, sagte der Oberösterreicher, der auf Vorteile dieser Verbindung zum Doppel-Olympiasieger hofft. „Ich freue mich darüber, weil das auch für mich gut ist“, meinte Mayer. „Gemeinsam kriegen wir was weiter und können für beide was Gutes rausholen.“

Kriechmayr ist sogar überzeugt, dass man trotz weniger Weltcup-Rennen als im Technikbereich als reiner Speed-Fahrer den Gesamtweltcup auch ohne Riesentorlauf gewinnen kann. „Zumindest letztes Jahr wäre es möglich gewesen“, ist der Oberösterreicher überzeugt.

Mayer kann sich angesichts des „Glücksfalls Hochgurgl“ gut vorstellen, künftig das Herbsttraining überhaupt länger in Europa durchzuführen. "Wir haben gute Skigebiete in Österreich. Ich hoffe, dass dann im Dezember in Val d’Isere und Gröden die Verhältnisse auch passen. Es wäre für alle wichtig, gleich mit guten Rennen in die Saison zu

Reichelt ist wieder zurück

Zurück ist Hannes Reichelt nach seiner schweren Knieverletzung. „Das Knie hat trotz der anspruchsvollen Bedingungen hier bisher nicht reagiert“, stellte der seit Juli 40-jährige Salzburger zufrieden fest. „Skifahrerisch ist bei mir aber noch einiges auszubauen“, so Reichelt. „Wir trainieren hier aber auch auf sehr hohem Niveau. Es ist schattig, pickelhart. Im Weltcup kommen sicher auch leichtere Bedingungen als diese hier auf uns zu.“

Er sei aber froh, trotz seines Alters weiterzumachen. „So wie jetzt hätte ich sicherlich nicht trainiert, wenn ich aufgehört hätte.“ Sein großes Ziel sei, wieder konkurrenzfähig zu werden. Angepeilt wird dabei der Jänner. „Da kommen die Rennen, die mir liegen.“ Sollte er tatsächlich für die WM in Cortina nominiert werden, sei er ein Medaillenkandidat. „Das ist in dieser Mannschaft einfach so.“ Auch Reichelt hat einen neuen ÖSV-Markenkollegen, nachdem Christian Walder zu Salomon gewechselt ist.