Maximilian Wöber und Thomas Müller
ORF.at/Christian Öser
Champions League

Salzburg setzt in München auf Lerneffekt

Nach Magerkost in der Liga will der FC Salzburg im Champions-League-Hit bei Titelverteidiger Bayern München am Mittwochabend (21.00 Uhr) wieder eine internationale Sternstunde liefern. Nur dann ist Zählbares gegen David Alaba und Co. denkbar, das 2:6 vom Hinspiel ist Mahnung genug. „Bullen“-Coach Jesse Marsch hofft auf einen Lerneffekt. Denn 78 Minuten lang lag man auf Kurs Richtung Remis.

Das Finish des Hinspiels hatte es in sich: Jerome Boateng, Leroy Sane, Robert Lewandowski und Lucas Hernandez zerstörten mit vier Treffern innerhalb von 14 Minuten den Traum vom Punktegewinn und zeigten Marsch „auch, warum die Bayern Titelverteidiger sind und dass wir noch etliche Dinge verbessern müssen“.

Das 2:6 war „spektakulär, vielleicht zu spektakulär“, meinte Marsch am Dienstag. „Das Spiel darf nicht so offen sein. Wir müssen mit Intensität und Aggressivität spielen – aber auch schlau verstehen, was der richtige Moment ist, um Druck zu machen.“ In einigen Situationen sei sein Team im eigenen Stadion „zu naiv“ gewesen. „Wir müssen kompakter, disziplinierter und bereiter sein in gewissen Situationen.“

Salzburg will gegen Bayern überraschen

Nach der 2:6-Niederlage im Hinspiel möchte sich Salzburg im Rückspiel der Champions-League-Gruppenphase dem FC Bayern München noch stärker entgegensetzen. Die „Bullen“ hoffen auswärts auf eine Sensation.

Um das Lob der Bayern nach dem Spiel konnte man sich nichts kaufen, es bestätigte die „Bullen“ aber in ihrer Spielweise. „Wir wollen die positiven Erfahrungen des Hinspiels – und das waren gar nicht so wenige – mitnehmen und auch diesmal wieder frech und aggressiv nach vorne spielen. Das ist einfach unser Stil“, sagte Mittelfeldmann Mohamed Camara. Klar sei aber auch, dass die Salzburger „eine absolute Topleistung brauchen, um etwas mitnehmen zu können“.

Salzburg bleibt Spielanlage treu

Marsch war von der Spielanlage prinzipiell überzeugt. „Wir haben die Bayern über lange Zeit gefordert und in vielen Bereichen gut dagegengehalten. Auch die Anzahl an Tormöglichkeiten war so, dass wir voll dabei waren“, resümierte Marsch, der mit seiner Truppe aufgrund der Nähe diesmal per Bus anreiste. „Die Bayern wissen, dass sie stärker sind als wir, wenn sie ihren besten Fußball zeigen. Aber sie wissen auch, dass wir gefährlich sind, jung und mutig sind und in jeder Partie überraschen können“, meinte Defensivakteur Maximilian Wöber.

Jesse Marsch
GEPA/Jasmin Walter
Salzburg-Trainer Jesse Marsch hofft, dass seine Spieler die richtigen Lehren gezogen haben

Die völlig verpatzte Generalprobe beim 1:3 daheim am Wochenende gegen Sturm Graz soll für das Team lehrreich sein, hofft der Trainer des Serienmeisters. „Auch wenn dieses Spiel mit jenem am Mittwoch überhaupt nicht vergleichbar ist, soll das eine Lektion sein, aus der wir unsere Lehren ziehen müssen“, erklärte der US-Amerikaner, dessen Truppe zuletzt immer wieder Schwächen im Defensivbereich offenbarte. „Mit unserem Spiel ist es extrem schwierig, 90 Minuten nichts anbrennen zu lassen“, meinte Wöber dazu.

Gruppe A, vierter Spieltag

Beginn 21.00 Uhr:

Bayern – Salzburg

Fußballarena München, 21.00 Uhr, SR Grinfeld/ISR

Bayern: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Richards – Roca, Goretzka – Gnabry, Müller, Coman – Lewandowski

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Camara, Junuzovic, Szoboszlai – Berisha, Koita

Das 1:1 etwa von einem sehr defensiv agierenden Werder Bremen in der Münchner Arena am vergangenen Samstag tauge für sein Team jedenfalls nicht zur Blaupause. „Werder hat das sehr gut gemacht, aber das ist nicht unsere Art, Fußball zu spielen. Unsere Stärke ist die Offensive. Und gerade in der Champions League kann Bayern sicher ein Schäuferl nachlegen.“

Wöber relativiert Kritik an Defensive

Die zuletzt wieder lauter gewordene Kritik an der Defensivleistung hält er für durchaus berechtigt. „Es relativiert sich aber, wenn man sich die Spiele im Detail anschaut, wie wir 70 Minuten gegen Atletico und 80 Minuten lang gegen München verteidigt haben“, gab er zu bedenken. „Und vor allem, wenn man sieht, wie offensiv wir agieren und wie viele Tore wir schießen.“

„Wir haben sicher Fehler gemacht, müssen uns verbessern. Gerade aus Standards haben wir in der Champions League zu viele Tore bekommen“, gab Wöber zu. „Wir vier da hinten sind natürlich die Hauptverantwortlichen, aber bei unserer Spielweise muss man die Defensivarbeit auf die gesamte Mannschaft beziehen.“ Und da agiere man in Umschaltsituationen „manchmal nicht konsequent genug und zu verspielt“.

Am Selbstbewusstsein haben die jüngsten Niederlagen offenkundig nicht genagt. „Jeder in der Mannschaft glaubt daran, dass wir am Mittwoch punkten können oder sogar gewinnen könnten“, versicherte Wöber bei der obligatorischen Pressekonferenz am Dienstag. Der Teamspieler freut sich besonders auf ein weiteres Duell mit Bayerns Goalgetter Robert Lewandowski. „Es ist eine riesige Herausforderung gegen den wahrscheinlich besten Stürmer der Welt“, sagte Wöber über den Polen. „Aber es gibt nichts Schöneres für einen Verteidiger.“

Traum von Aufstieg in weiter Ferne

Bayern liegt in Gruppe A mit drei Siegen ohne Punktverlust in Front und hätte mit einem Dreier das Achtelfinal-Ticket fix. Auch bei einem Remis, wenn Lok Moskau bei Atletico Madrid nicht gewinnt. Salzburg hält bei einem Zähler, davor liegen Lok (2) und Atletico (4). Der ohnehin nicht erwartbare Aufstieg ist in weite Ferne gerückt, Punkte wären aber nicht zuletzt im Hinblick auf den Kampf um Platz drei und den Umstieg in die Europa League von großer Bedeutung.

Klar ist, dass Marsch im Vergleich zur Niederlage gegen Sturm Graz bezüglich Aufstellung wieder zu seinem „ersten Anzug“ zurückkehren wird. Schmerzhaft ist einmal mehr das Fehlen von Stürmer Daka (Oberschenkel), auch Offensivmann Masaya Okugawa (Adduktoren) und der Langzeitverletzte Antoine Bernede, der zumindest wieder am Platz arbeitete, fehlen. Die Ausfälle bei den Bayern möchte Marsch nicht überbewerten: „Ich habe gehört, dass viele Spieler vielleicht nicht verfügbar sind. Aber am Ende ist ihr Kader großartig.“