Diego Maradona jubelt, 1986
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Chronik

Weltweite Trauer um „ewigen Diego“

Die Nachricht über den Tod von Fußballlegende Diego Maradona hat am Mittwoch die Sportwelt für kurze Zeit zum Stillstand gebracht. Nicht nur in seinem Heimatland Argentinien und im italienischen Neapel, wo Maradona tiefe Spuren hinterlassen hat, waren Bestürzung und Anteilnahme groß. Die Boca Juniors, bei denen der Argentinier seine Karriere als Spieler einst beendet hatte, sprachen mit wenigen Worten wohl einer ganzen Fangeneration aus der Seele: „Ewiger Dank. Ewiger Diego“.

Knapp einen Monat nach seinem 60. Geburtstag und wenige Tage nachdem er das Krankenhaus nach der Entfernung eines Blutgerinnsels im Gehirn verlassen hatte, erlag Maradona am Mittwoch in seinem Haus in Tigre nördlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires einem Herzinfarkt. Sein Anwalt und Argentiniens Fußballverband (AFA) bestätigten entsprechende Medienberichte.

Der Tod des vom Weltverband FIFA im Jahr 2000 gemeinsam mit Pele zum Jahrhundertfußballer gekürten Argentiniers, der durch seine Drogen- und Alkoholexzesse auch abseits des Rasens für Schlagzeilen gesorgt hatte, löste weltweite Beileidsbekundungen aus. Als einer der Ersten richtete der 80-jährige Pele der Familie sein Mitgefühl aus. „Möge Gott seiner Familie genug Kraft geben“, sagte der Brasilianer, „eines Tages werden wir sicher im Himmel gemeinsam kicken“.

Diego Maradona ist tot

Die Sportwelt trauert um die argentinische Fußballlegende Diego Armando Maradona. Er verstarb am Mittwoch rund einen Monat nach seinem 60. Geburtstag in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt, wie sein Anwalt und Argentiniens Fußballverband (AFA) mitteilten.

Staatstrauer in Argentinien

Argentiniens Staatspräsident Alberto Fernandez würdigte Maradona, der die „Albiceleste“ bei insgesamt vier Weltmeisterschaften vertrat und 1986 zum Titel und vier Jahre später noch einmal ins Finale führte, als „den Größten von allen. Du hast uns an die Spitze der Welt geführt und uns sehr glücklich gemacht. Danke, dass du bei uns warst, Diego. Wir werden dich unser ganzes Leben vermissen.“ Im Gedenken an den berühmten Sohn des Landes ordnete Fernandez eine dreitägige Staatstrauer an.

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Diego Maradona bei der WM 1982
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Diego Armando Maradona galt von Jugendtagen an als Jahrhunderttalent. Bei der WM 1982 hatte er im Alter von 21 Jahren seinen ersten großen Auftritt auf der internationalen Bühne, konnte aber Argentiniens Hoffnung auf die erfolgreiche Titelverteidigung nicht erfüllen.
Diego Maradona im Barcelona-Dress, 1984
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Maradonas erste Station in Europa war der FC Barcelona. Der Argentinier gewann mit den Katalanen zwar den spanischen Cup, ähnliche Erfolge wie später sein Landsmann Lionel Messi konnte er bei Barca aber nicht feiern.
Diego Maradona, 1986
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Bei der WM 1986 in Mexiko erlangte Maradona endgültig Kultstatus. Im Viertelfinale gegen England erzielte er zwei der berühmtesten Treffer der WM-Geschichte: einmal per Solo über das halbe Feld und dann hier mit der „Hand Gottes“.
Diego Maradona stemmt WM-Pokal in die Höhe, 1986
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Am 29. Juni 1986 führte Maradona Argentinien schließlich zum 3:2-Finalsieg über Deutschland und zum zweiten und bisher letzten WM-Titel. Der Superstar gab den entscheidenden Pass zum Siegestor von Jorge Burruchaga und wurde ab sofort nicht nur im Azteken-Stadion auf Händen getragen.
Diego Maradona, 1987
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Nicht nur in Argentinien, sondern speziell auch in Neapel wurde Maradona bereits zu Lebzeiten von den Fans wie ein Heiliger verehrt. Der „Edelzangler“ führte den SSC Napoli zu seinen zwei bisher einzigen Meistertiteln und zum Gewinn des UEFA Cups.
Maradona-„Schrein“ in Neapel
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Noch heute sind in der Metropole im Schatten des Vesuvs Schreine zu Ehren der Fußballlegende zu finden.
Diego Maradona für die Boca Juniors, 1995
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Der Umgang mit seinem Ruhm fiel Maradona nicht leicht. Drogen- und Alkoholexzesse mehrten sich gegen Ende seiner Karriere, die Mitte der 1990er bei den Boca Juniors in seiner Heimat endete.
Diego Maradona als Teamchef, 2010
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2010 versuchte Maradona Argentinien als Teamchef zum dritten Titel zu führen – doch ausgerechnet Deutschland beendete Maradonas und Messis (r.) Traum vom WM-Pokal im Viertelfinale mit einer 0:4-Abfuhr.
Diego Armando Maradona gestikuliert auf dem Platz, 2019
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Der ganz große Erfolg als Trainer blieb Maradona, dessen Körper immer deutlicher die Folgen des jahrelangen Raubbaus zeigte, auch auf Clubebene verwehrt. Am 25. November verstarb Maradona im Alter von 60 Jahren.

Wie ein Sprecher der argentinischen Präsidentschaft mitteilte, wird der Leichnam von Donnerstag bis Samstag im Präsidentenpalast Casa Rosada in Buenos Aires aufgebahrt. Die Öffentlichkeit solle die Möglichkeit bekommen, sich von dem Superstar zu verabschieden. In der Hauptstadt strömten bereits nach der Todesnachricht Fans zum Obelisken im Zentrum der Hauptstadt, zu Maradonas Geburtsort Villa Fiorito und zur „Bombonera“, dem Stadion der Boca Juniors.

Lionel Messi, Maradonas Nachfolger als argentinisches Fußballidol sprach von einem „sehr traurigen Tag für alle Argentinier und für den Fußball. Er verlässt uns, aber er geht nicht weg, weil der Diego ewig ist.“ Der Superstar des FC Barcelona hatte 2010 unter einem Teamchef Maradona bei der Weltmeisterschaft in Südafrika gespielt, konnte aber nicht verhindern, dass Argentinien im Viertelfinale mit einem 0:4 gegen Deutschland eine der bittersten Niederlagen bei einer WM hinnehmen musste.

Neapel „unter Schock“

Mit großer Bestürzung reagierte man auch beim SSC Napoli, der mit Maradona in dessen Zeit von 1984 bis 1991 zu ungeahnten Höhen aufstieg. „Wir trauern. Wir fühlen uns wie ein Boxer, der ausgeknockt worden ist. Wir stehen unter Schock. Immer in unseren Herzen. Ciao Diego“, schrieben die Verantwortlichen über die Legende, die von den Fans schon zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt wurde. Maradona hatte Napoli zu den zwei ersten und bisher einzigen Titelgewinnen in der italienischen Meisterschaft geführt und mit dem Team auch den UEFA-Cup gewonnen. „Neapel liebt dich“, so Bürgermeister Luigi de Magistris. Er schlug via Twitter einen neuen Namen für das Stadion der Stadt vor. „Lasst uns das San-Paolo-Stadion Diego Armando Maradona widmen“, schrieb er.

Die Bedeutung Maradonas für den neapolitanischen Fußball strich Österreichs Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska heraus, der ein paar Jahre vor Maradona in Italien gespielt hatte. „Er hat aus einer Mannschaft wie Neapel eine Spitzenmannschaft gemacht“, sagte Prohaska am Mittwoch im ORF-Gespräch, „zu meiner Zeit hat Neapel gegen den Abstieg gespielt, mit Maradona wurde Neapel dann zweimal Meister. Und Argentinien hat er zum Weltmeister gemacht, ein unglaublicher Spieler. Du hast ihn als Gegenspieler nur bewundert. Er war ein Spieler, der alles konnte, ein Genie.“

Menschen in Neapel trauern um Diego Maradona
APA/AFP/Carlo Hermann
In Neapel gedachten die Fans an einer überlebensgroßen Wandmalerei ihrem Idol

Von „Zauberer“ bis „Genie“

Die einzigartige Ballbehandlung des 1,65 m großen Ausnahmekönners strichen auch viele seiner berühmten Nachfolger in ihren Würdigungen heraus. Portugals Superstar Cristiano Ronaldo bezeichnete Maradona als „ewiges Genie, einen der besten unserer Zeit, einen beispiellosen Zauberer“. Für die mehrfache brasilianische Weltfußballerin Marta hat die Welt einen „Gott am Ball, der uns alle inspiriert hat“ verloren.

Gary Lineker, der bei der WM 1986 hautnah miterlebte, wie Maradona England im Viertelfinale zuerst mit seinem 2010 zum Jahrhunderttor gewählten Solo und später mit der „Hand Gottes“ aus dem Turnier bugsierte, würdigte den Verstorbenen als den „mit Abstand besten Spieler meiner Generation und wohl der größte aller Zeiten“. Der Torschützenkönig des Turniers in Mexiko erinnerte aber auch an Maradonas „problembelastetes Leben“ und wünschte dem Verstorbenen in Anlehnung an den berühmten Treffer von damals, dass „er hoffentlich Trost in den Händen Gottes finden“ werde.