Leon Goretzka (Bayern) und Dominik Szoboszlai (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Champions League

Salzburg muss sich Bayern wieder beugen

Der FC Salzburg hat am Mittwoch in der UEFA Champions League auch das zweite Duell mit Titelverteidiger Bayern München verloren. Nach dem 2:6 vor drei Wochen in Österreich verlor der heimische Serienmeister dieses Mal vor leeren Rängen in München mit 1:3 (0:1). Die Bayern haben sich mit dem 15. CL-Sieg in Folge bereits für das Achtelfinale qualifiziert.

Salzburg hatte Chancen auf ein besseres Ergebnis, was auch das Torschussverhältnis von 20:10 für die Gäste untermauerte. Aber die Bayern hatten in den entscheidenden Momenten die Nase vorn. Mergim Berisha (15.) und vor allem Dominik Szoboszlai (35.) vergaben gute Chancen auf die Führung, ehe Stürmerstar Robert Lewandowski für die Gastgeber traf (42.). Maximilian Wöber erhöhte per Eigentor (52.), danach musste Marc Roca aufseiten der Deutschen mit der Gelb-Roten Karte vom Platz (66.). „Edeljoker“ Leroy Sane traf zum 3:0 (68.).

Mergim Berisha gelang immerhin noch das Ehrentor für die Gäste (73.), die in der Gruppe A weiter mit einem Punkt Letzter sind. Im zweiten Spiel trennten sich Atletico Madrid (5) und Lok Moskau (3) torlos, bereits am Dienstag gastieren die „Bullen“ in Russland. Bei einem Sieg übernimmt Salzburg Rang drei, der in der Winterpause zum Umstieg in die Europa League berechtigt. Aber auch die Chancen auf den zweiten Achtelfinal-Platz hinter Gruppensieger Bayern sind noch intakt.

Bayern München schlägt Salzburg mit 3:1

Salzburg hat in der Champions League eine 1:3-Niederlage bei Bayern München kassiert. Der deutsche Titelverteidiger fixierte nach vier Gruppenspielen dadurch den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale.

Während Salzburg-Trainer Jesse Marsch dieselbe Startelf wie beim ersten Duell vor drei Wochen aufbot, musste sein Pendant Hansi Flick aufgrund einiger Ausfälle und angeschlagener Spieler improvisieren: Der 23-jährige Spanier Marc Roca im Mittelfeld und der drei Jahre jüngere Chris Richards als Linksverteidiger rutschten daher in die Elf, auch für den US-Landsmann von Marsch war es das CL-Debüt. ÖFB-Star David Alaba gab wiederum den Abwehrchef bei den Münchnern. Vor dem Spiel gab es wie bei allen anderen Partien am Mittwoch auch eine Schweigeminute für den verstorbenen Weltstar Diego Maradona.

Schlagabtausch auch in München

Salzburg hatte im Vorfeld erklärt, man wolle die Lehren aus dem Hinspiel ziehen, als man nach guten 79 Minuten noch in ein 2:6-Debakel lief. Die „Bullen“ standen auch insgesamt etwas tiefer und kompakter, ließen es sich aber nicht nehmen, den Titelverteidiger auch auswärts unter Druck zu setzen. Mohamed Camara kam zum ersten Schuss (3.). Serge Gnabry klärte wenig später vor Mittelfeldspieler Enock Mwepu, der im Sechzehner für einen Kopfball bereitstand (5.).

Es entwickelte sich ein Schlagabtausch wie in Salzburg, denn die Bayern kamen natürlich auch zu Chancen. Doch sowohl Gnabry in seinem 100. Pflichtspiel für die Münchner als auch Lewandowski verzogen knapp (10./12.). Dann war wieder Salzburg an der Reihe: Ein fürchterlicher Fehlpass von Alaba spielte Sekou Koita in die Karten, der Mergim Berisha mit einem Pass in den Sechzehner ideal bediente. Doch der U21-Teamspieler aus Deutschland konnte Neuer aus spitzem Winkel mit einem Schlenzer nicht bezwingen, Mwepu scheiterte im zweiten Versuch ebenso am deutschen Weltklassegoalie (15.).

Nach einem weiteren Fehlpass von Leon Goretzka ging es wieder schnell Richtung Bayern-Tor. Dieses Mal bediente Szoboszlai mit einer Flanke Berisha, der den Ball knapp am Tor vorbeiköpfelte. Alaba hatte ihn mit Körpereinsatz beim Abschluss entscheidend gestört (16.).

Szoboszlai vergibt Riesenchance

Danach nahmen die Torszenen auf beiden Seiten etwas ab, weil Bayern die Abspielfehler deutlich reduzierte und Salzburg in der Defensive dem Gastgeber nicht zu viele Räume ließ. Einzig die Schwäche bei Standards war neuerlich offensichtlich, als Lewandowski nach einem Corner den Ball per Kopf am langen Eck vorbeisetzte (28.).

Salzburg war wieder am Zug – und nun mit der bis dahin größten Chance: Berisha spielte von linker Seite aus Szoboszlai frei, auf den Bayern völlig vergessen hatte. Doch der ungarische Teamspieler, der zuletzt sein Heimatland zur Europameisterschaft schoss und auch aufgrund seiner Leistungen in Salzburg das Interesse vieler europäischer Topclubs auf sich zog, behielt alleine vor Neuer nicht die Nerven: Sein Abschluss ging deutlich über den Kasten (35.).

Dominik Szoboszlai
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Salzburg-Schlüsselspieler Dominik Szoboszlai vergab beim Stand von 0:0 die bis dahin beste Chance des Spiels

Tor hievt Lewandowski in Top Drei

Besser machte es Lewandowski, der kurz vor der Pause die Führung besorgte. Der Pole leitete den Angriff selbst ein und legte per Ferse zurück auf Thomas Müller. Der frühere deutsche Teamspieler zog von der Strafraumgrenze mit seinem schwächeren linken Fuß ab, Salzburg-Tormann Cican Stankovic konnte den Ball nicht weit genug weg vom Tor befördern, und so staubte Lewandowski locker ab (42.).

Sein drittes Saisontor in der Königsklasse war zugleich sein 71. insgesamt, damit zog er mit Spaniens Legende Raul als Nummer drei in der ewigen Bestenliste gleich, vor ihm liegen damit nur noch die Superstars Lionel Messi (118) und Cristiano Ronaldo (131).

Robert Lewandowski trifft
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Stürmerstar Robert Lewandowski erzielte sein 71. CL-Tor und gehört damit zu den Top Drei in dieser Kategorie

Bayern erhöht nach der Pause

Salzburg hatte sich in der ersten Hälfte teuer verkauft, aber wie so oft in diesen Highlight-Spielen nicht belohnt. Wenige Minuten nach der Pause kam dann auch noch Pech dazu. Zunächst setzte Szoboszlai einen Freistoß aus rund 18 Metern über das Tor (52.), zwei Minuten später zog Kingsley Coman auf der anderen Seite von einer ähnlichen Distanz ab: Wöber rutschte in den Schuss, und der Ball landete abgefälscht und unhaltbar für Stankovic im eigenen Tor (52.).

In den entscheidenden Momenten waren die Bayern immer einen Schritt voraus, auch wenn Roca gegen Junuzovic einen Schritt zu spät kam und zu Recht wegen wiederholten Foulspiels mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen wurde. Die Hausherren steckten das aber mit einem Tor weg: Trotz Salzburgs Überzahlspiel in der Defensive kam die Flanke von Coman an, und „Edeljoker“ Sane gewann das Zweikampfduell mit Wöber und köpfelte ins Eck (68.).

Ehrentreffer durch Berisha

Doch Salzburg fuhr nicht mit gänzlich leeren Händen nach Hause und traf im zehnten Champions-League-Spiel in der Red-Bull-Ära. Nach einem kapitalen Ballverlust von Sane in der Gefahrenzone brachte Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen den Ball von seiner Seite perfekt in den Raum zwischen Tormann und Abwehr, Berisha löste sich und vollendete an Neuer vorbei zum Ehrentor (73.). Dieses wurde drei Minuten später vom Videoschiedsrichter auch endgültig bestätigt.

Mergim Berisha (RBS)
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Dem deutschen U21-Teamspieler Mergim Berisha gelang noch der Ehrentreffer für Salzburg

Salzburg warf im Finish noch einmal alles nach vorn und kam auch zu Abschlüssen: Andreas Ulmer und „Joker“ Luka Sucic scheiterten mit ihren Schüssen an Neuer (80./81.). Der 18-jährige Debütant Sucic bekam sogar noch eine gute Chance auf das 2:3, doch nach schönem Koita-Zuspiel kullerte sein Schuss am Tor vorbei (84.).

Stimmen zum Spiel:

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Das entscheidende Thema war es, unseren Strafraum zu verteidigen – vier Torschüsse (von Bayern) und drei Gegentore. Wir haben wieder gut gespielt. Der Matchplan hat gut funktioniert. Wir haben nicht so viele Chancen für so einen Gegner hergegeben, und wir waren gefährlich. Wir hatten einen Vorteil bei den Torschüssen.“

„Wir sind die jüngste Mannschaft in diesem Turnier. Wir waren im entscheidenden Moment nicht ruhig genug. Es war wieder ein gutes Spiel von uns – und wir sind noch am Leben mit dem Ergebnis in Moskau. Wir können einen Sieg holen in Moskau, und dann ist etwas möglich. Ein Punkt ist nicht genug für unsere Leistungen, aber wir müssen stark bleiben. Wir gehen weiter.“

Zlatko Junuzovic (Salzburg-Spieler): „Leider haben wir die Torchancen nicht genutzt. Wir sind heute sehr kompakt gestanden, haben es den Bayern sehr schwer gemacht, in Führung zu gehen. Natürlich müssen wir in Führung gehen, das ist klar. Wir kriegen dann meines Erachtens schon ein unnötiges Tor. Aber das ist die Qualität, die die Bayern haben. Auf diesem Niveau wird jede Kleinigkeit ausgenutzt. Wir haben trotzdem eine tolle Leistung abgeliefert, waren sehr aggressiv, haben viele Duelle gewonnen, sind zu sehr, sehr guten Chancen gekommen – leider haben wir die nicht genutzt.“

Mergim Berisha (Salzburg-Torschütze): „Es wäre auf jeden Fall mehr möglich gewesen, denn wir haben wieder guten Fußball gezeigt. Leider haben wir die Chancen, die wir hatten, nicht ausgenützt. Aber auf das können wir aufbauen, wir haben gut mitgehalten.“

Zu Manuel Neuer: „Er ist nicht umsonst die Nummer eins auf der Welt, er macht das sehr gut. Aber wenn wir ein bisschen konzentrierter vor dem Tor stehen, dann machen wir das ein oder andere Tor mehr.“

Hansi Flick (Bayern-Trainer): „Das war unser ganz großes Ziel heute (Einzug ins Achtelfinale, Anm.). Mit der Effizienz bin ich sehr zufrieden. Manuel Neuer ist ein Weltklassetorhüter.“

Manuel Neuer (Bayern-Kapitän): „Für mich ist das Wichtigste, Rückhalt für die Mannschaft zu sein. Wir freuen uns, dass wir heute dieses Spiel gewonnen haben und Gruppensieger sind.“

UEFA Champions League, vierter Spieltag

Mittwoch:

Bayern – Salzburg 3:1 (1:0)

Fußballarena München, keine Zuschauer (wegen Coronavirus), SR Grinfeld (ISR)

Tore:
1:0 Lewandowski (42.)
2:0 Wöber (52./Eigentor)
3:0 Sane (68.)
3:1 Berisha (73.)

Bayern: Neuer – Pavard (63./Hernandez), Boateng, Alaba, Richards (79./Martinez) – Roca, Goretzka – Gnabry (62./Sane), Müller, Coman (79./Costa) – Lewandowski

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu (71./Sucic), Camara, Junuzovic (71./Adeyemi), Szoboszlai (72./Ashimeru) – Berisha – Koita

Gelb-Rote Karte: Roca (66./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Neuer bzw. Koita, Camara