Eine Zeitung mit der Nachricht vom Tod Maradonas
APA/AFP/Luis Robayo
Chronik

„Zwischen Himmel und Hölle“

Der Tod von Diego Maradona hat in der internationalen Presse großes Echo gefunden. Allseits wurde sein einzigartiges Können gewürdigt, aber auch die Schattenseiten seines Lebens blieben nicht unerwähnt.

Deutschland

„Bild“: „Adios, Diego! Maradona in der Hand Gottes. Diego Armando Maradona (60), der größte Fußball-Künstler der Welt, ist tot!“

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Zwischen Genie und Wahnsinn. Die Fußball-Welt muss sich von einem ihrer größten Spieler verabschieden: Im Alter von nur 60 Jahren ist Diego Armando Maradona gestorben. (…) Weltmeister, Serienmeister, Uefa-Cup-Sieger, Nationaltrainer, Doping-Sünder, gescheiterter TV-Moderator und Kokain-Junkie in Personalunion – eigentlich viel zu viel für ein einziges Leben.“

„Süddeutsche Zeitung“: „Der Fuß Gottes (…) Der Menschlichste unter den Göttern. Das fehlbare Genie: Nur wenige Menschen haben in ihrer Vita so viele grundverschiedene Kapitel gefüllt wie Diego Armando Maradona. Jahrelang wandelte der Argentinier zwischen Himmel und Hölle.“

„Der Tagesspiegel": Der Göttliche. Genial, verrückt, tragisch – Diego Maradona war ein Mensch der Widersprüche.“

Italien

„Gazzetta dello Sport“: „Maradona ist tot: Der Fußball weint um den Größten von allen.“

„La Repubblica“: „Diego Armando Maradona hatte ein absolutes Talent für zwei Dinge: den Fußball und die Selbstzerstörung. Lange hat er beides gleichzeitig gespielt, dann hörte er mit dem ersten auf und machte das zweite weiter, bis zum erwarteten Schlusspfiff zum Sechzigsten.“

Frankreich

„L’Equipe“: „Gott ist tot“

„Liberation“: „Er war ein wahrer Fußballvirtuose: In seinen besten Momenten konnte Diego Maradona uns an den Regeln der Physik, ja an unserem eigenen Tod zweifeln lassen. Seine Dribblings, seine Täuschungsmanöver und seine Slaloms versetzten die Gegenspieler in Angst und Schrecken. (…) Wenn er Fußball spielte, war er übernatürlich. Wenn er nicht auf dem Feld stand, erwachten all seine menschlichen Schwächen: Drogen, Alkohol, Bulimie, Callgirls und andere Obsessionen siegten zu schnell über sein Talent.“

Spanien

„La Vanguardia“: „Ein Mythos wurde Maradona durch die WM 1986 in Mexiko, wo er mit Argentinien den wichtigsten Pokal mit einem 3:2 im Finale gegen Deutschland errang. Zur Legende machte Maradona jedoch das Spiel gegen England, als er vom Mittelfeld aus mehrere Briten umdribbelte, den Torhüter überwand und ein denkwürdiges Tor schoss, das seine Fans in Ekstase versetzte. Damals lag die schmachvolle Niederlage Argentiniens gegen Großbritannien im Krieg um die Malwinen (Falklandinseln) gerade erst vier Jahre zurück. Es ging dabei auch um Rache.“

Schweiz

„Blick“: „Fußball ist Kunst. Nicht Taktik. Keiner verkörperte das besser als Maradona. Unabhängig davon, ob er oder Pele oder Messi oder Ronaldo der beste Fußballer aller Zeiten ist. Der Sport ist am 25. November 2020 ärmer geworden. Und die Welt trauert. Um einen grandiosen Fußballer, dem dieser Sport unendlich viel zu verdanken hat. Wegen Menschen wie Maradona ist der Fußball zum populärsten Sport auf der Welt geworden. Man wünscht sich, dass es im Himmel einen Ball für ihn gibt.“

„Berner Zeitung“: „Oh Maradona! Der Argentinier hat viele Leben geführt – eines als der vielleicht genialste Fußballer überhaupt und daneben ganz viele ungesunde. (…) Vielleicht ist es seine größte Leistung, dass er überhaupt so alt geworden ist. Er hat nicht nur viele Leben gelebt, er hat vor allem viele ungesunde Leben gelebt. Auch in Argentinien sagen sie: Sieben Leben hat eine Katze, aber bei Maradona haben sie aufgehört zu zählen.“

Großbritannien

„The Guardian“: „Maradona war eine perfekte Darstellung der menschlichen Fähigkeit, widersprüchlich zu sein, hässlich und schön zugleich zu vermitteln (…). Ohne Frage begabt und ein Genie nach jeder Definition des Begriffs, entwickelte Maradona eine fast übermenschliche Fähigkeit, mit dem Ball das zu tun, was große Künstler mit einem Pinsel oder Komponisten mit Musik machen.“

„Daily Mail“: „Ein Genie auf dem Platz, ein makelbehaftetes Idol jenseits davon – Diego Maradona stieg aus der Armut der Slums von Buenos Aires auf und wurde einer der Größten aller Zeiten, auch wenn ihn Kontroversen auf Schritt und Tritt verfolgten.“

USA

„Los Angeles Times“: „Wie der andere berühmte argentinische Export, der Tango, brachte Maradona Flair, Leidenschaft und ein unbestreitbares Gefühl von Finsternis in seinen Sport und sein Leben. Auf dem Platz konnten nur wenige mit seiner Kunst, seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität mithalten, aber er konnte auch ein verschlagener, zorniger Spieler sein. Abseits des Platzes war er ein schwankender Mann mit gewaltigem Appetit, dessen Exzesse ihn oft ins Krankenhaus brachten.“

„Washington Post“: „Durch Herrn Maradonas Tod hat die Welt einen ihrer talentiertesten Sportler und eine ihrer gequältesten Seelen verloren.“