Menschen um den Waagen, der den Sarg von Maradona transportiert
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Chronik

Maradonas Tod bewegt die Massen

Der Tod von Diego Maradona und die noch am Donnerstag erfolgte Beisetzung im privaten Rahmen hat in seiner Heimat Argentinien und im italienischen Neapel, wo der Jahrhundertfußballer mit dem SSC Napoli seine größten Erfolge feierte, für einen Ausnahmezustand gesorgt. In Buenos Aires pilgerten Zehntausende zum Präsidentenpalast Casa Rosada, um der aufgebahrten Ikone die letzte Ehre zu erweisen. Auch in Neapel hielten Tausende Menschen Mahnwachen für ihr Idol ab.

Maradona war am Mittwoch im Alter von 60 Jahren in seinem Wohnhaus in einem Vorort der Metropole Buenos Aires einem Herzinfarkt erlegen. Er war erst vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem ihn Ärzte dort wegen einer Gehirnblutung operiert hatten. „Er war ein außergewöhnlicher Spieler. Wir stehen für immer in seiner Schuld“, sagte Argentiniens Staatschef Alberto Fernandez im Fernsehsender TyC Sports.

TV-Hinweis

ORF 1 gedenkt am Samstag mit einem „Tribute to Diego Maradona“ der Fußballlegende. Nach einem ORF-Nachruf inklusive Reportage aus Neapel um 21.55 Uhr folgt die ARTE-Doku „Maradona, der Goldjunge“ um 22.05 Uhr. Ab 23.40 Uhr gibt es Maradonas legendäre Gala im Viertelfinale der WM 1986 gegen England in voller Länge zu sehen – mehr dazu in tv.ORF.at.

Fast unmittelbar nachdem die Nachricht die Welt schockiert hatte, waren in Buenos Aires zahlreiche Menschen auf die Straßen geströmt, um gemeinsam zu trauern. Die Sorgen der Coronavirus-Pandemie wurden zurückgestellt. Vor dem Stadion „La Bombonera“ der Boca Juniors, wo Maradonas Karriere begann und endete, und dem Obelisken im Stadtzentrum entzündeten sie Kerzen und legten Blumen nieder. Im Stadion selbst brannte in der Nacht nur ein Licht – in der Loge Maradonas.

Lange Schlangen und Zwischenfälle

Am Donnerstag bildeten sich vor dem Regierungspalast in Buenos Aires trotz Coronavirus-Pandemie lange Schlangen von trauernden Fans, die dem mit einer argentinischen Flagge und vielen Trikots mit der berühmten Nummer zehn geschmückten Sarg Maradonas ihre Aufwartung machen wollten. Dabei ging es aber nicht immer friedlich zu. Einige Fans kletterten über den Zaun vor dem Eingang und verschafften sich Zugang zur Casa Rosada, wie im Fernsehen zu sehen war. Offenbar befürchteten sie, nicht mehr zum Sarg ihres Idols vorgelassen zu werden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen.

Die öffentliche Aufbahrung am Donnerstag war die einzige Gelegenheit gewesen, Maradona die letzte Ehre zu erweisen. Denn der Plan, die Fußballlegende während der gesamten dreitägigen Staatstrauer aufzubahren, wurde auf Wunsch der Familie verworfen. Maradona wurde noch am Donnerstag (Ortszeit) auf dem Friedhof der Gemeinde Bellavista im Nordwesten von Buenos Aires an der Seite seiner Eltern beigesetzt. Die Zeremonie fand im engen Familien- und Freundeskreis statt.

Ein Leichenwagen brachte den Sarg aus dem Präsidentenpalasts Casa Rosada zu dem Friedhof Bella Vista im Norden von Buenos Aires. Entlang den Straßen standen Tausende von Menschen, die Maradona würdigten.

Menschen vor dem Präsidenten-Palast in Buenos Aires
AP/Rodrigo Abd
Tausende Menschen drängten sich schon am frühen Morgen in den Präsidentenpalast, um von Maradonas Sarg Abschied zu nehmen. Auf dem Platz vor der Casa Rosada war unter der auf halbmast gesetzten Flagge spontan ein überdimensionales Bild der Fußballlegende entstanden.
Menschen trauern in Buenos Aires um Maradona
Reuters/Agustin Marcarian
Ausnahmen in Sachen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus gab es auch in der Stunde der Trauer nicht, wie nicht nur diese Anhängerin der Boca Juniors – Maradonas Stammclub – bewies
Menschen trauern in Buenos Aires um Maradona
Reuters/Agustin Marcarian
Der Mund-Nasen-Schutz war bei den meisten Wartenden von Tränen durchweicht. Mit Diego Maradona verlor Argentinien ein sportliches Idol, dem bei all seinen privaten Schwächen schon zu Lebzeiten fast göttliche Verehrung zuteil wurde.
Sarg Maradonas im Präsidenten-Palast
AP/Argentina’s Presidency
Statt Blumen warfen die Fans vor allem Trikots der argentinischen „Albiceleste“, die Maradona 1986 zum WM-Titel geführt hatte, auf den mit einer blau-weißen Flagge geschmückten Sarg der Fußballlegende
Zusammenstöße zwischen Fans und Polizei
AP/Rodrigo Abd
Unschöne Szenen: Einige vermeintliche Trauergäste nutzten die Gelegenheit aber auch, um sich mit den Einsatzkräften Scharmützel zu leisten
Maradona-Sarg wird abtransportiert
APA/AFP/Esteban Collazo
Am späten Nachmittag wurde der Sarg aus der Casa Rosada getragen und Maradona trat schließlich, wie von der Familie gewünscht, einen Tag nach seinem Tod seinen letzten Weg an.
Menschen am Straßenrand
AP/Mario De Fina
Vorbei an Menschenmassen wurde der Leichnam im Schritttempo Richtung Friedhof in der Gemeinde Bellavista im Nordwesten von Buenos Aires transportiert.
Freunde und Familie am Sarg des verstorbenen Jahrhundertfußballers Diego Maradona auf einem Friedhof in Buenos Aires
Reuters/Agustin Marcarian
Die Beisetzung selbst fand dann in sehr kleinem Kreis statt
Kind in Maradona-Trikot sitzt auf Schultern
AP/Alessandra Tarantino
Aber nicht nur in Buenos Aires, sondern auch in Neapel, wo Maradona in seinen sieben Jahren als Spieler den SSC Napoli zweimal zur italienischen Meisterschaft dribbelte, herrschte am Tag nach dem Tod des Argentiniers Ausnahmezustand
Menschen vor dem San-Paolo-Stadion
AP/Alessandra Tarantino
Der Zaun des Stadio San Paolo wurde mit zahlreichen Schals und Trikots geschmückt „Oh unsterblicher König – deine Fahne wird nie aufhören zu wehen“ stand auf einem Banner. Bürgermeister Luigi de Magistris leitete bereits Schritte ein, die mächtige Betonschüssel Diego Maradona zu widmen.
Menschen trauern in Neapel um Maradona
Reuters/Ciro De Luca
Nicht nur rund um Maradonas jahrelanges sportliches „Wohnzimmer“ gedachten die Fans des Verstorbenen, auch bei diversen Wandmalereien wurde um den Argentinier getrauert
Kind sitzt auf Schultern von Mann mit Maradona-Fahne im Hintergrund
Reuters/Yara Nardi
Eines ist sicher: Der Name Diego Maradona wird in Neapel auch in den kommenden Generationen hochgehalten werden