Jubel bei Salzburg
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Champions League

Salzburg feiert Schlüsselsieg in Moskau

Der FC Salzburg hat am Dienstag in der Gruppenphase der UEFA Champions League seinen ersten Saisonsieg und einen zugleich immens wichtigen gefeiert. Gegen den russischen Vizemeister Lok Moskau gewann Österreichs Serienmeister auswärts mit 3:1 (2:0) und hat nun nicht nur alle Trümpfe für den Umstieg in die Europa League in der Hand, sondern kann am letzten Spieltag gegen Atletico Madrid auch noch ins CL-Achtelfinale aufsteigen.

Salzburg stellte bei Lok die Weichen bereits in der ersten Hälfte auf Sieg. Gegen die Menschenmauer aus Moskau näherten sich die Gäste sukzessive der Führung. Ein Treffer von Mergim Berisha wurde noch zu Recht aberkannt, dann traf der Stürmer per Abstauber zum 1:0 (28.) und erhöhte nach sehenswertem Zuspiel von Sekou Koita (41.) – es waren bereits seine Champions-League-Tore drei und vier. Nach einem Foul von Andre Ramalho brachte Anton Mirantschuk Lok mit einem Elfmeter heran (79.), doch Karim Adeyemi stach als „Joker“ (81.).

Salzburg (4) überholte die Russen (3) und wäre als Dritter zum Umstieg in die Europa League berechtigt. Im zweiten Spiel rettete Pool-Sieger Bayern (13) mit einer B-Elf inklusive wenigen Stammkräften wie ÖFB-Star David Alaba in der Startelf ein 1:1 bei Atletico (6). „Joker“ Thomas Müller (86.) glich die Führung von Joao Felix (26.) per Elfmeter aus.

Aufstiegsfinale gegen Atletico

Salzburg trifft zum Abschluss der Gruppenphase am nächsten Mittwoch daheim auf die Spanier und kann sich mit einem Heimsieg bei der zweiten Teilnahme erstmals für das Achtelfinale qualifizieren. Im Parallelspiel treffen die Bayern ebenfalls zu Hause auf Lok Moskau.

ZIB Nacht mit Champions League

Salzburg hat am Dienstag einen wichtigen 3:1-Sieg bei Lok Moskau gefeiert und sich damit alle Optionen offengehalten.

Daka zurück im Kader

Die Ausgangslage vor dem Salzburger Duell mit Lok im winterlichen Moskau war glasklar. „Wir müssen gewinnen“, sagte Trainer Jesse Marsch, der dieselbe Mannschaft wie zuletzt beim 1:3 in München gegen die Bayern aufbot. Mit Patson Daka konnte der US-Amerikaner aber auch wieder auf seinen bewerbsübergreifend treffsichersten Angreifer im Kader bauen, der 22-jährige Sambier hatte sich nach einer Muskelverletzung früher als gedacht erholt und saß auf der Bank.

Lok-Trainer Marko Nikolic konnte seinen Topscorer Anton Mirantschuk wegen einer Erkältung ebenfalls nicht von Beginn an aufbieten. Gar nicht spielte zudem der an der Hüfte verletzte Angreifer Fjodor Smolow – und im Vergleich mit dem 0:0 zuletzt auswärts gegen Atletico änderte sich die Moskowiter Startelf gleich an sechs Positionen. Der serbische Coach setzte zu Beginn auf nicht weniger als acht Defensivspieler.

Rekordkulisse für Salzburg in Saison

Erstmals seit Ende Oktober traten die „Bullen“ wieder vor Zuschauern an, überhaupt waren im Stadion Lokomotiv so viele bei einem Spiel der Salzburger dabei wie überhaupt noch nie in dieser CoV-geprägten Saison. 7.000 russische Fans sahen eine zerfahrene Anfangsphase, in der Salzburg die ersten Nadelstiche setzen konnte. Sekou Koita kam jedoch im Konter (5.) und nach Patzer von Lok-Abwehrchef Vedran Corluka (8.) im Sechzehner der Gäste nicht zum Abschluss.

Es entwickelte sich ein aufgrund der Startaufstellungen erwartbares Spiel: Die Hausherren zogen sich weit zurück, gingen kein Risiko ein und lauerten auf Konter. Die Gäste hatten mehr vom Spiel, aber liefen sich zunächst gegen den kompakten Gegner fest. Dabei traf Mergim Berisha schon nach 17 Minuten ins Tor, stand nach Zuspiel von Rasmus Kristensen aber deutlich im Abseits. Der schnelle Angriff über mehrere Positionen zeigte aber, wie man erfolgreich sein könnte.

Berisha trifft im zweiten Versuch

Zunächst fand wieder Koita eine Abschlusschance vor, wurde aber wieder entscheidend gestört (21.). Die folgende Ecke kam an die erste Stange, wo Verteidiger Andre Ramalho mit dem Fuß abschloss, aber das Gehäuse verfehlte (22.). Doch die Salzburger Bemühungen sollten belohnt werden. Nach einer Hereingabe von Mohamed Camara kam Enock Mwepu zweimal zum Abschluss, doch wurde er geblockt – der Ball sprang zu Berisha, der aus kurzer Distanz abstaubte. Sein dritter CL-Treffer in Serie war ob einer möglichen Abseitsstellung in Schwebe, wurde aber schließlich vom Videoschiedsrichter anerkannt (28.).

Szene aus dem Match Moskau gegen Salzburg
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Berisha (l.) staubte zunächst nach rund einer halben Stunde zur Salzburger Führung in Moskau ab

Das Tor tat dem Spiel insofern gut, als die dahin passive Mannschaft aus Moskau nun etwas mehr tun musste. Doch aus dem Spiel heraus blieb Salzburg gefährlicher und hatte durch Mwepu (31.) und Koita (35.) weitere Möglichkeiten. Lok wurde nur zweimal in dieser Hälfte gefährlich, und das in derselben Minute: Nach einer Ecke kam Eder zum Kopfball, den Ramalho und Dominik Szoboszlai im Verbund vor der Linie klärten. Danach bereitete sich Sturmpartner Ze Luis den Ball schön vor und schloss von der Strafraumgrenze ab, doch Salzburg-Goalie Cican Stankovic klärte den Schuss im Nachfassen (39.).

Doppelpack durch Berisha

Die an diesem Abend in Moskau sehr fokussiert auftretenden Salzburger ließen aber noch vor der Pause keine Zweifel aufkommen, wer den Platz als Sieger verlassen würde. Die Gäste zwangen die Defensive der Hausherren per Pressing zum entscheidenden Fehler durch Slobodan Rajkovic. Dessen Kerze legte Koita perfekt in den Lauf von Berisha, der aus halblinker Position Torhüter Guilherme mit einem präzisen Abschluss ins kurze Eck keine Chance ließ (41.). Einziger Wermutstropfen in Hälfte eins: Camara holte sich die dritte Gelbe Karte ab und ist damit im letzten Gruppenspiel gegen Atletico gesperrt.

Jubel bei Salzburg
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Mergim Berisha schnürte gegen Lok Moskau einen Doppelpack und brachte Salzburg auf die Siegerstraße

Lok-Trainer Nikolic musste natürlich in der Pause reagieren und tat das mit einem offensiven Dreifachwechsel, unter den neuen Spielern befand sich auch Mirantschuk. Doch die erste Chance in Hälfte zwei fand Salzburg vor: Mwepu bediente im Konter Koita, der Corluka ausspielte, aber im Sechzehner das Tor hauchdünn verpasste (49.). Es dauerte zehn Minuten, ehe Lok wieder gefährlich nach vorne kam, doch der Abschluss von Ze Luis von der Strafraumgrenze war zu zentral und letztlich kein Problem für Stankovic im Salzburger Kasten.

Adeyemi kontert Anschlusstor

Die zuletzt oft gescholtene Salzburger Defensive verwaltete in der Folge die Führung und hielt Lok in Schach. Offensiv kam man selbst zunächst nicht zu vielen Konterchancen, einzig Mwepu scheiterte (67.). Doch dann machten es die Gäste nach einem unnötigen Rempler von Ramalho gegen Ze Luis im Strafraum noch spannend. Mirantschuk verwertete den Elfmeter trocken (79.), aber Salzburg ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen: Adeyemi erzielte im Konter sein erstes Tor in der Königsklasse (81.), Daka vergab im Finish noch bei seinem Comeback und traf das leere Tor nicht (87.). Für Salzburg war es im elften CL-Spiel der zweite Auswärtssieg – und ein ganz wichtiger.

Stimmen zum Spiel:

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Wir mussten sehr aggressiv mit Pressing und Ballgewinnen sein und bei den Standards gut aufpassen. Das haben wir gut geschafft. Es war sicher eine unserer besten Leistungen in den zwei Jahren in der Champions League und ein sehr wichtiger Sieg für uns.“

Zu Karim Adeyemi: „Er ist ein Toptoptalent. Er ist sehr jung. Wir glauben, dass er eine große Zukunft hat.“

Mergim Berisha (Salzburg-Doppeltorschütze): „Ich denke, wir sind sehr gut in die Zweikämpfe gekommen, haben unser Spiel gespielt und waren sehr mutig. Jeder ist für den anderen gelaufen.“

Andre Ramalho (Salzburg-Verteidiger): „Man hat von der ersten Minute an gespürt, dass wir für dieses Finalspiel bereit waren. Wir waren in allen Situationen bereit, waren nach hinten und vorne sehr konsequent. Wir haben das wahnsinnig gut gemacht, der Sieg war hochverdient.“

Marko Nikolic (Lok-Trainer): „Wir haben versucht, die Mannschaft neu zusammenzusetzen. Wir haben uns bemüht, nach Salzburgs Führung weiterzuspielen und auch gewechselt. Es hat nichts geholfen. Der Gegner war auch recht gut. Es war ein hartes Spiel. In der zweiten Hälfte haben wir mit mehr Risiko gespielt, das hat aber auch keinen Erfolg gebracht.“

UEFA Champions League, Gruppe A, fünfter Spieltag

Dienstag:

Lok Moskau – Salzburg 1:3 (0:2)

Moskau, Stadion Lokomotiv, 7.000 Zuschauer, SR Palabiyik/TUR

Torfolge:
0:1 Berisha (28.)
0:2 Berisha (41.)
1:2 Mirantschuk (79./Elfmeter)
1:3 Adeyemi (81.)

Lok: Guilherme – Schiwogljadow (84./Rybtschinski), Corluka, Murilo, Rajkovic (46./Ignatjew) – Lisakowitsch (46./Muchin), Magkeew, Lyszow (46./Mirantschuk), Rybus – Ze Luis (90./Kamano), Eder

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Camara (69./Sucic), Junuzovic, Szoboszlai (77./Daka) – Berisha (93./Onguene), Koita (69./Adeyemi)

Gelbe Karten: Muchin, Ignatjew, Murilo bzw. Camara, Ramalho, Stankovic