Zweikampf zwischen LASK Spieler Johannes Eggestein und Pierre-Emile Hoejbjerg von Tottenham.
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Europa League

3:3 gegen Tottenham reicht LASK nicht

Der LASK ist am Donnerstag in der UEFA Europa League erhobenen Hauptes ausgeschieden. Die Linzer trennten sich daheim vom englischen Topclub Tottenham Hotspur mit 3:3 (1:1). Weil aber im Parallelspiel Royal Antwerpen gegen Schlusslicht Ludogorez Rasgrad mit 3:1 (1:0) gewann, können die Linzer eine Runde vor Schluss nicht mehr aufsteigen.

Die stark aufspielenden Oberösterreicher gingen durch Peter Michorls sehenswerten Weitschuss verdient in Führung (42.), doch Starspieler Gareth Bale traf per Elfmeter wenige Minuten später zum 1:1 (45.+2). Son Heung Min brachte die „Spurs“ per Konter in Führung (56.), ehe es im Finish turbulent zuging: Johannes Eggestein traf zum 2:2 (84.), Delle Alli per Elfmeter zur neuerlichen Tottenham-Führung (86.), doch die letzte Antwort hatte LASK-„Joker“ Mamadou Karamoko parat (93.).

Die Linzer liegen zwar nur drei Punkte hinter Tottenham, haben aber das direkte Duell (Hinspiel: 0:3, Anm.) verloren und können die „Spurs“ nicht mehr überholen. Zum Abschluss gastieren die Oberösterreicher nächsten Donnerstag noch beim bulgarischen Serienmeister in Rasgrad, das hat allerdings keine Bedeutung mehr für die Gruppe J. Die „Spurs“ und Tabellenführer Antwerpen matchen sich noch um den ersten Platz, die Belgier haben aktuell zwei Zähler Vorsprung.

LASK trotzt Tottenham Remis ab

Trotz eines 3:3 gegen Premier-League-Tabellenführer Tottenham verpasst der LASK den Aufstieg in der Europa League.

Wieder hoher Besuch aus England

Im letzten internationalen Heimspiel des LASK vor den Abrissarbeiten auf der Gugl zugunsten der neuen Arena kam noch einmal ganz hoher Besuch aus England. Doch wie schon im März im Europa-League-Achtelfinale gegen Manchester United (0:5) durften auch dieses Mal keine Zuschauer aufgrund der Coronavirus-Pandemie dabei sein.

Zwar trat Starstürmer Harry Kane angeschlagen nicht die Reise nach Linz an, doch alleine der Angriff mit Bale, Son und Lucas Moura sorgte für Glanz auf der Gugl. Von einer B-Elf konnte nur bedingt gesprochen werden, wenngleich einige Ersatzspieler wieder ihre Chance bekamen.

Tottenham Spieler Gareth Bale beim Elfmeter.
AP/Andreas Schaad
Der walisische Superstar zu Gast auf der Gugl: Gareth Bale traf für Tottenham per Elfmeter

Der LASK wäre wegen der vor dem Spiel sehr schwierigen Situation in Bezug auf den Aufstieg gerne mit der „Einserpanier“ aufgetreten, doch eine Sperre (Gernot Trauner) und einige Verletzte (u. a. Marko Raguz, Petar Filipovic und Husein Balic) verhinderten das. Mittelfeldmann James Holland rückte erstmals seit drei Jahren wieder ins Zentrum der Dreierabwehrkette zurück, an seiner Stelle spielte erneut der Däne Mads Emil Madsen. Starcoach Jose Mourinho hatte im Vorfeld den LASK gelobt, unabhängig von der klaren 0:3-Niederlage der Athletiker in London. „Ich bezeichne den LASK noch immer als unseren stärksten Gegner in der Gruppe“, sagte der 57-jährige Portugiese am Mittwoch.

Eggestein trifft Aluminium

Es brauchte nicht weniger als einen Sieg gegen den Tabellenführer der Premier League, doch der LASK gab sich wie versprochen von Beginn weg furchtlos. Dass gegen diese Mannschaft etwas drin ist, bewies schließlich auch Antwerpen mit einem 1:0-Heimsieg. Der LASK kam mit seiner Pressingmaschine gut in die Partie. So nahm etwa Rene Renner Bale den Ball ab, der folgende Abschluss von Thomas Goiginger wurde aber geblockt (6.). Nur eine Minute später zog Eggestein von der Strafraumgrenze ab und hatte Pech, denn sein Flachschuss knallte vorbei am geschlagenen Ex-Teamgoalie Joe Hart an die Stange (7.).

Defensiv ließ die umgemodelte Linzer Abwehr mit ihrem souveränen Chef Holland kaum etwas zu und hielt die schnellen Angreifer im Zaum. Wiesinger rettete rechtzeitig gegen Bale (8.). Ansonsten war der LASK aber spielbestimmend, hatte den Gegner gut im Griff.

Im Spiel nach vorne klappte nicht alles, aber die Linzer kämpften beherzt um ihre Chance und fanden so auch ihre Möglichkeiten vor. Einen Schuss von Renner parierte Hart nach vorne (21.). Dass Tottenham Respekt vor dem Gegner hatte, zeigte das Coaching bei den Standards der Hausherren. Bei der Linzer Spezialität gaben gleich zwei Assistenten ihre Anweisungen lautstark an ihre Spieler weiter – einer samt Tablet.

Michorl nimmt Maß

Der LASK blieb aber auch aus dem Spiel heraus gefährlich. Renner spielte gegen den Topgegner groß auf, lief nach Goiginger-Zuspiel links im Strafraum alleine Richtung Hart. Dieser machte den Winkel aber gut zu und wehrte den Schuss ab (32.), zum Leidwesen der Linzer Delegation, die auf der VIP-Tribüne jede Aktion fieberhaft mitlebte. Die „Spurs“ kamen gegen die kompakt auftretenden Linzer weiterhin nicht durch, zwei Bale-Freistöße landeten jeweils in der Mauer (32.).

LASK Spieler Peter Michorl jublet nach dem 1:0 für die Linzer.
GEPA/Manfred Binder
Da träumte der LASK von der Sensation: Peter Michorl traf sehenswert aus 25 Metern ins Eck

Die Linzer blieben hartnäckig und belohnten sich schließlich für eine starke erste Hälfte: Abermals eroberte Renner den Ball, wieder ging es links über Goiginger, der Michorl in der Mitte bediente. Der Linksfuß nahm sich ein Herz und traf aus 25 Metern mit einem unangenehmen Aufsitzer (42.). Der Linzer Jubel hielt aber nur wenige Minuten an.

Bale gleicht postwendend aus

Moura brachte den Ball von links ins Zentrum, Tanguy Ndombele traf mit seinem Abschluss Andres Andrade an dessen ausgestreckter Hand, und dem polnischen Schiedsrichter Pawel Raczkowski blieb nichts anderes übrig, als auf Elfmeter zu entscheiden. Bale traf in der Nachspielzeit sicher zum schmeichelhaften 1:1 für die Londoner (45.+2).

Der LASK startete wie vor der Pause engagiert in die zweite Hälfte, Reinhold Ranftls Flanke von rechts fand Andreas Gruber, doch der junge Innenverteidiger Japhet Tanganga klärte noch rechtzeitig. Mourinho ärgerte sich nicht nur über die Leistung seiner Mannschaft, sondern auch zunehmend über den Referee und dessen Entscheidungen, doch wenig später sollte es Grund zur Freude geben.

Son bringt Tottenham in Führung

Es blieb eine intensiv geführte Partie, in der Goiginger von der Strafraumgrenze frei zum Schuss kam, doch einen Verteidiger traf (52.). Um in einem Spiel gegen solch ein Kaliber zu gewinnen, braucht es Konsequenz im Angriff und fehlerloses Spiel in der Verteidigung. Letzteres gelang am Ende nicht, denn der bis dahin überragende Abwehrchef Holland bediente Madsen mit einem schlechten Pass, und der Däne verlor daraufhin den Ball. Ndombele bediente Son in die Tiefe, und der Südkoreaner schloss trocken ins linke Eck ab (56.).

Tottenham Hostpur’s Son Heung-Min erzielt das 2:1 für die Engländer.
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Son brachte Tottenham nach einem Fehler des LASK auf der Linzer Gugl in Führung

Holland stand der Ärger ins Gesicht geschrieben, Michorl lag am Boden – dieses Gegentor tat richtig weh. Son hätte noch erhöhen können, doch Bales schlampiges Zuspiel fand ihn nicht (64.). Wenige Linzer Fans skandierten vor den Toren der Gugl, aber ihre Mannschaft konnte zunächst nicht entscheidend zusetzen. „Joker“ Karamoko brachte frischen Wind, scheiterte vorerst aus der Distanz (70.). Auf der anderen Seite verfehlte Pierre-Emile Hojberg nach einer Ecke (74.).

Drei Tore im Finish

Der LASK kam aber noch einmal auf und belohnte sich zunächst mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich. Andrade machte seinen Fehler beim Handelfmeter mit einem Traumpass zu Eggestein wieder gut. Der deutsche Stürmer vollendete vom Sechzehner trocken, der Schuss ins kurze Eck schien aber für Hart nicht unhaltbar (84.).

Fast postwendend legte Wiesinger Steven Bergwijn im Strafraum, und Delle Alli traf wieder vom Punkt (86.). Den sehenswerten Schlusspunkt setzte Karamoko mit einem Schlenzer (93.). Der LASK schied zwar an diesem Abend aus, verlor den Kampf um den Aufstieg aber mit dem 0:2 gegen Antwerpen vor einer Woche. Nicht nur von der Linzer Delegation gab es daher Applaus für die gezeigte Leistung, auch von Mourinho beim Abgang.

Stimmen zum Spiel:

Dominik Thalhammer (LASK-Trainer): „Ich sehe es extrem positiv, wie wir den Tabellenführer der Premier League beherrscht haben. Wir haben unsere Sache extrem gut gemacht. Sie haben ihre wenigen Situationen ausgenutzt. Die Leistung war phänomenal, die taktische Herangehensweise, wie wir Tottenham dominiert haben. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Gegen so einen Gegner muss man über 90 Minuten hoch konzentriert bleiben, sie nutzen jeden Fehler aus. Wir sind aber nach zweimaligem Rückstand immer zurückgekommen.“

Peter Michorl (LASK-Torschütze): „Wir haben ein unglaubliches Spiel gegen den Tabellenführer der Premier League gezeigt. Wir sind zweimal einem Rückstand nachgelaufen. Aber wir waren immer am Drücker. Wir haben eine unglaubliche Performance gezeigt. Ein 3:3 gegen Tottenham – da kann man noch lange davon zehren. Wir haben es gegen Antwerpen verkackt, das war nicht unser bestes Spiel. Aber wir können erhobenen Hauptes abtreten. Mit zehn Punkten kommst du in der Europa League oft weiter, heuer sind wir leider ausgeschieden.“

Jose Mourinho (Tottenham-Trainer): „Wir haben nicht gut gespielt. Ich wusste, dass es schwer wird, der LASK ist ein gutes Team. Das Ergebnis ist das einzig Positive aus diesem Spiel. Viele meiner Spieler haben, wenn sie in der Europa League spielen, nicht die richtige Einstellung. Sie sind es gewohnt, in der Champions League zu spielen, denken, dass es leicht wird. Das ist es aber nicht. Ich habe es ihnen gesagt, auch zur Halbzeit.“

UEFA Europa League, Gruppe J

Donnerstag:

LASK - Tottenham 3:3 (1:1)

Stadion der Stadt Linz, keine Zuschauer erlaubt (wegen Coronavirus), SR Raczkowski (POL)

Torfolge:
1:0 Michorl (42.)
1:1 Bale (45.+2/Handelfmeter)
1:2 Son (56.)
2:2 Eggestein (84.)
2:3 Alli (86./Foulelfmeter)
3:3 Karamoko (93.)

LASK: Schlager – Wiesinger, Holland, Andrade – Ranftl, Madsen, Michorl, Renner – Gruber (69./Reiter), Eggestein, Goiginger (69./Karamoko)

Tottenham: Hart – Doherty, Sanchez, Tanganga, Davies – Lo Celso (71./Dier), Hojbjerg, Ndombele (65./Sissoko) – Bale (82./Aurier), Son (82./Alli), Moura (65. Bergwijn)

Gelbe Karten: Michorl (im nächsten Spiel gesperrt), Andrade, Karamoko, Wiesinger bzw. Moura, Alli