Rapid Spieler Yusuf Demir im Zweikampf mit Kieran Tierney von Arsenal.
GEPA/Philipp Brem
Europa League

Arsenal für Rapid eine Nummer zu groß

Der fünfte Spieltag der Gruppe B in der Europa League hat vor allem eine Erkenntnis gebracht: Arsenal hat die wesentlich bessere B-Elf als Rapid. Die Hütteldorfer mussten sich am Donnerstag im Emirates Stadium von London vor 2.000 Zuschauern den in allen Belangen überlegenen „Gunners“ mit 1:4 (0:3) geschlagen geben. Die Hoffnung auf den Aufstieg lebt bei Rapid trotzdem.

Alexandre Lacazette (10. Minute) mit einem gewaltigen Weitschuss, Pablo Mari (18.) und Eddie Nketiah (44.) schossen für Arsenal bereits in der ersten Hälfte eine ungefährdete 3:0-Führung für den 14. der englischen Premier League heraus. Die Rapid-Verteidigung hatte dem schnellen Direktfußball der Londoner nichts Wirksames entgegenzusetzen. Ein Treffer von Koya Kitagawa in der 47. Minute verhalf Rapid zu einer Ergebniskosmetik. Emile Smith Rowe stellte in der 66. Minute den 4:1-Endstand her.

Für die „Gunners“ war es der fünfte Sieg im fünften Spiel, Rapid kassierte hingegen die dritte Niederlage, hat aber nach wie vor Chancen, ins Sechzehntelfinale einzuziehen. Trotz der klaren Niederlage gilt für Rapid nächsten Donnerstag (18.55 Uhr) im Heimspiel gegen den norwegischen Club Molde: Mit einem 1:0 oder jedem Sieg im direkten Duell mit Molde nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel ist man in der K.-o.-Phase der Europa League im Frühjahr dabei. Molde schlug am Donnerstag im Parallelspiel zu Hause den irischen Gruppenletzten Dundalk mit 3:1.

Rapid gegen Arsenal chancenlos

Rapid war am Donnerstag beim 1:4 gegen Arsenal chancenlos. Trotzdem haben die Hütteldorfer noch Chancen auf den Aufstieg.

„Aufstiegsfinale“ wirft Schatten voraus

Rapid steuerte von Anfang an zielsicher auf das „Aufstiegsfinale“ nächsten Donnerstag gegen Molde zu. Das Ergebnis des Spiels beim Londoner Traditionsclub war beinahe egal. Deshalb experimentierte Trainer Dietmar Kühbauer auch mit der Aufstellung. So durfte Deni Alar, der in dieser Saison erst 23 Spielminuten in der Bundesliga absolviert hat, im Sturm neben dem Japaner Kitagawa auflaufen.

Aber auch „Gunners“-Coach Mikel Arteta mischte kräftig durch. Die Mannschaft hatte auf keiner Position etwa mit jener Elf zu tun, die am Wochenende noch eine 1:2-Heimniederlage gegen Wolverhampton kassierte. So spielte etwa Lacazette im Angriff anstelle von Kapitän Pierre-Emerick Aubameyang. „Wir haben eine große Vorfreude auf das Spiel, hoffentlich sieht man das dann auch“, meinte Kühbauer vor dem Abflug nach London. Sein Wunsch erfüllte sich nicht.

Nach einer Anfangsphase ohne große Szenen schlug plötzlich ein 35-Meter-Weitschuss von Lacazette hinter Richard Strebinger, der diesmal wieder statt Paul Gartler spielte, im Netz zum 1:0 (10.) ein. Strebinger ließ sich von dem Schuss überraschen, stand zu weit vor dem Tor und verschätzte sich dann bei seinem Abwehrversuch auch noch, als sich der Ball von ihm wegdrehte.

Rapid gegen Arsenal-Angriffe machtlos

Beim Kopfball von Mari in die lange Ecke zum 2:0 (18.) war Strebinger diesmal machtlos, dafür ließ Maximilian Hofmann den Torschützen völlig unbehelligt gewähren. Im Gegenteil: Der Rapid-Kapitän zuckte sogar noch zusammen und drehte sich vom Ball weg. Den 2.000 Fans der „Gunners“, die erstmals seit März in England wieder bei einem Match dabei sein durften, war das egal. Sie beklatschen den neuen Spielstand erfreut. So wie den Stangenschuss von Lacazette in der 27. Minute.

Der französische Arsenal Spieler Alexandre Lacazette jublet nach dem 1:0.
APA/AFP/Adrian Dennis
Alexandre Lacazette (M.) erzielte mit seinem Gewaltschuss aus über 30 Metern bereits in der zehnten Minute das 1:0 für Arsenal

Nach rund 30 Minuten ließen die Londoner das Spiel lockerer angehen, Rapid kam erstmals mit mehreren Spielern in die gegnerische Hälfte, konnte dort mit dem Raum aber nichts anfangen. Im Gegensatz zu Arsenal. Die „Gunners“ kombinierten sich kurz vor dem Pausenpfiff mit „One-Touch-Football“ durch die Reihen der Hütteldorfer bis zum Abschluss Nketiah vom Elferpunkt. Den ersten Versuch konnte Strebinger noch mit einer Hand abwehren, den zweiten Versuch per Kopf zum 3:0 (44.) konnte er jedoch nicht mehr parieren.

Auch Kitagawa weiß, wo das Tor steht

Der Bundesliga-Dritte aus Österreich hatte bis zur Pause keinen Torschuss zu verzeichnen. Dafür begann Rapid die zweite Hälfte quasi mit einem Treffer. Zunächst knallte Kelvin Arase zweimal Verteidiger Sead Kolasinac kurz vor der Linie den Ball auf den Körper, dann konnte Kitagawa den Abpraller zum 1:3 (47.) doch im Tor unterbringen.

Der japanische Rapid Stürmer Koya Kitagawa im Europa League Match gegen Arsenal.
APA/AFP/Adrian Dennis
Rapid-Stürmer Koya Kitagawa (r.) erzielte mit dem Tor zum 1:3 (47.) den einzigen Treffer der Hütteldorfer

Das Tor bewirkte jedoch keinen Umschwung bei Rapid. Arsenal drückte wieder auf das 4:1, und die grün-weiße Verteidigung konnte kaum etwas entgegensetzen. Bei einem Kopfball in der 58. Minute konnte sich Strebinger bei einem Schuss von Nicolas Pepe noch auszeichnen, ein Stanglpass in der 65. Minute ging auch ins Leere.

Arsenal stürmt munter weiter

In der 66. Minute war es dann so weit. Der soeben eingewechselte Smith Rowe schob den Ball nach Zuspiel von Ainsley Maitland-Niles aus abseitsverdächtiger Position zum 4:1 (66.) ein. Weil es in der Europa League-Gruppenphase keinen Videoschiedsrichter gibt, wurde der Treffer ohne Überprüfung anerkannt.

Arsenal stürmte weiter, angetrieben vom eingewechselten Dani Ceballos. Zählbares kam dabei nicht mehr heraus. Strebinger zeichnete sich noch bei einem Ceballos-Freistoß (80.) aus. Das englische Publikum freute sich, wieder mal ein Match in einem Stadion gesehen zu haben, und applaudierte kräftig der eigenen Mannschaft. Für Rapid gab es keinen Applaus. Den können sich die Hütteldorfer vielleicht am Sonntag (14.30 Uhr) in der Liga auswärts in Hartberg abholen.

Stimmen zum Spiel:

Mikel Arteta (Arsenal-Trainer): „Es war sehr speziell, wieder vor Fans zu spielen, sie haben das Team gut unterstützt, das hat sich auch positiv ausgewirkt. Wir sind sehr konstant in diesem Bewerb. Die Mannschaft hat von Beginn an Leidenschaft und Charakter gezeigt. Jeder Spieler hat ein gutes Spiel gemacht. Wir waren aggressiv, haben mit dem Ball viele Chancen kreiert und vier Tore erzielt. Das wollen wir jetzt mitnehmen ins Nordlondon-Derby am Sonntag. Dort wollen wir das wieder zeigen.“

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „Ich denke, dass die Niederlage verdient ist. Wir haben leider nicht gut ins Spiel reingefunden, waren nach 20 Minuten 0:2 hinten. Dann ist es schwierig, noch zurückzukommen. Wir haben uns nach vorne zu wenig zugetraut und nach hinten nicht so verteidigt, wie man gegen Arsenal verteidigen muss. Nach dem 1:3 haben wir einen kurzen Moment gehabt, wo mehr drinnen gewesen wäre, den haben wir uns aber selber zerstört mit dem 1:4. Dann hat man die große Qualität von Arsenal gesehen, sie haben es trocken nach Hause gespielt. Wir müssen anerkennen, dass Arsenal eine sehr gute Truppe ist.“

Mario Sonnleitner (Rapid-Abwehrspieler): „Wir sind erste Halbzeit nicht gut reingekommen, waren immer einen Schritt zu spät. Wir haben versucht, für Entlastung zu sorgen, das aber überhaupt nicht zustande gebracht. Wir haben sie auch versucht zu stören, sie haben aber sehr schnell gespielt, und wir waren immer zu spät dran. Nach dem 0:3 war es einen Tick besser, die Leistung war da in Ordnung. Allgemein war es natürlich eine verdiente Niederlage.“

UEFA Europa League, fünfter Spieltag Gruppe B

Donnerstag:

Arsenal – Rapid 3:1 (3:0)

London, Emirates-Stadium, 2.000 Zuschauer, SR Petrescu (ROU)

Torfolge:

Torfolge:
1:0 (10.) Lacazette
2:0 (18.) Mari
3:0 (44.) Nketiah
3:1 (47.) Kitagawa
4:1 (66.) Smith Rowe

Arsenal: Runarsson – Soares, Mustafi (70./Chambers), Mari, Kolasinac, Maitland-Niles – Nelson (63./Willian), Pepe, Elneny (63./Ceballos) – Nketiah (81./Balogun), Lacazette (63./Smith Rowe)

Rapid: Strebinger – Sonnleitner, Hofmann (46./Barac), Greiml – Arase, Demir, Schuster, Ritzmaier (66./Knasmüllner), Ullmann (46./Schick) – Kitagawa (65./Kara), Alar (77./Sulzbacher)

Gelbe Karten: Elneny, Mustafi bzw. Ullmann, Sonnleitner

Die Besten: Pepe, Lacazette, Maitland-Niles bzw. Strebinger