Kieran Trippier (Atletico) und Andreas Ulmer (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Champions League

Salzburg verpasst abermals Aufstieg

Der FC Salzburg hat am Mittwoch den Einzug ins Achtelfinale der UEFA Champions League verpasst. Wie im Vorjahr ging das „Endspiel“ um den Aufstieg verloren, dieses Mal musste sich Österreichs Serienmeister dem spanischen Tabellenführer Atletico Madrid mit 0:2 (0:1) geschlagen geben. Da Lok Moskau bei Gruppensieger Bayern München ebenfalls mit 0:2 (0:0) verlor, geht es für Salzburg im neuen Jahr in der Europa League weiter.

Salzburg hätte beinahe einen Traumstart erwischt, doch Mergim Berisha setzte seinen überlegten Abschluss an die Stange (2.). Die Hausherren drückten dem Spiel ihren Stempel auf, die Tore erzielten die abgeklärteren Gäste: Mario Hermoso köpfelte nach präziser Freistoßflanke von Yannick Carrasco ein (39.). Nach der Pause vergab Dominik Szoboszlai die Riesenchance auf den Ausgleich (49.), im Finish vollendete Carrasco im Konter sehenswert zum Endstand (86.).

Damit bleibt es weiterhin Sturm Graz als einziges österreichisches Team vorbehalten, die (erste) Gruppenphase in der Königsklasse überstanden zu haben (2000/01). Als Dritter der Gruppe A hinter den Favoriten Bayern (16) und Atletico (9) und vor dem Schlusslicht aus Moskau (3) steigt Salzburg (4) im Februar wie schon vergangene Saison in die Europa League um. Das Sechzehntelfinale wird am Montag ausgelost, gespielt wird am 18. bzw. 25. Februar.

ZIB Nacht mit Champions League (ab Minute 11:32)

Der FC Salzburg hat den Einzug ins Achtelfinale der UEFA Champions League verpasst. Österreichs Serienmeister musste sich dem spanischen Tabellenführer Atletico Madrid mit 0:2 (0:1) geschlagen geben.

Wieder musste Salzburg bis Dezember warten, um sein „Spiel des Jahres“ ausrufen zu können. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatten die „Bullen“ auch ein Endspiel um den Aufstieg ins Achtelfinale, mussten sich aber dem damaligen CL-Titelverteidiger Liverpool mit 0:2 geschlagen geben. Das Spiel fand hier statt, allerdings mit Zuschauern.

Voller Angriff gegen „Mauer“

Auch dieses Mal benötigten die Salzburger eine Überraschung. „Es ist jetzt an der Zeit, gegen einen Topgegner zu gewinnen“, sagte Trainer Jesse Marsch vor dem zwölften CL-Spiel in der Red-Bull-Ära. Der US-Amerikaner musste allerdings Mittelfeldspieler Mohamed Camara wegen einer Sperre vorgeben, entschied sich aber für vollen Angriff und brachte neben Salzburgs CL-Toptorschützen Mergim Berisha und Sekou Koita mit Patson Daka einen dritten Stürmer. Der Sambier gab beim 3:1 in Moskau sein Comeback nach einer Muskelverletzung.

Offensivpower war nicht nur wegen der Ausgangslage gefragt, sondern auch weil sich mit Atletico eine „Mauer“ aufstellte. Der zweifache CL-Finalist hatte in der Liga nur zwei Gegentore kassiert, einzig Bayern München (0:4) und Salzburg (3:2) erzielten in dieser Saison in einem Spiel mehr als ein Tor gegen die „Colchoneros“ („Matratzenmacher“).

Gegenüber dem 1:1 vor einer Woche gegen Bayern konnte Atletico-Coach Diego Simeone wieder auf Uruguays Starstürmer Luis Suarez nach überstandener Coronavirus-Infektion setzen, Felipe ersetzte den verletzten Verteidiger Jose Gimenez.

Berisha trifft früh Aluminium

An der Salzburger Motivation angesichts dieses großen Ziels vor Augen sollte es naturgemäß nicht scheitern. „Gemma Jungs“, schrie der stets lautstarke Verteidiger Maximilian Wöber durch das leere Stadion, die Botschaft kam vorne an. Koita legte per Kopf den Ball in den Lauf von Berisha, der deutsche U21-Teamstürmer ließ Stefan Savic ins Leere laufen und setzte den Ball überlegt ans lange Eck an. Toptorhüter Jan Oblak war schon geschlagen, der Ball ging aber an die Stange (2.).

Mergim Berisha (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Salzburgs CL-Toptorschütze Mergim Berisha traf früh im Spiel die Stange

Wie erwartet werden konnte, übernahm Salzburg das Kommando und lief samt Mittelfeldraute mit Berisha an der Spitze und dem überaus beweglichen Duo Koita und Daka gegen die teilweise zu statische Fünferkette der Gäste an. Die Hausherren waren von Beginn weg gut im Spiel und präsentierten sich defensiv präsent und kompakt. Es brauchte aber zumindest ein Salzburger Tor, Koitas Roller half nicht (15.), Szoboszlai prüfte Oblak bei einem Flachschuss ins Eck (16.).

Atletico geht nach Freistoß in Führung

Atletico kam nach 20 Minuten erstmals wirklich gefährlich nach vorne. Im Gegensatz zum Hinspiel verzog dieses Mal aber Marcos Llorente seinen Schuss, nachdem er wieder von rechts nach innen gezogen war (24.). Salzburg verzeichnete in Hälfte eins (und am Ende) mehr Abschlüsse, war aber wieder nicht zwingend genug. Dakas Schuss nach Konter endete abgefälscht im Aus (30.), eine Szoboszlai-Cornerflanke zu Junuzovic und dessen Volley gingen nicht auf (32.).

Aus dem Spiel heraus kamen die Spanier kaum zu Chancen, außer die Gastgeber luden sie mit einem übermütigen Dribbling im eigenen Sechzehner ein – doch Wöbers Fauxpas wurde von Stankovic korrigiert, der Salzburger Schlussmann fing Llorentes Stanglpass ab (33.). Sechs Minuten später gingen die Madrilenen dann doch in Führung: Nach Foul von Junuzovic an Jungstar Joao Felix flankte Yannick Carrasco präzise vor das Tor, und Mario Hermoso köpfelte im Gewühl ein (39.).

Tor durch Mario Hermoso (Atletico)
Reuters/Leonhard Foeger
Salzburgs Schlussmann Stankovic sieht Hermosos Kopfball zur Führung Atleticos vorbeifliegen

Weil ein vermeintliches Elferfoul an Daka zu Recht nicht geahndet wurde, ging es trotz Salzburger Übergewichts (8:2-Torschüsse) in der ersten Hälfte mit einem Rückstand der Hausherren in die Pause.

Szoboszlai vergibt Riesenchance

Die zweite Hälfte begann wie die erste: mit Salzburg im Angriff. Zunächst scheiterte noch Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen nach einem Freistoß mit seinem Drehschuss (47.). Zwei Minuten später vergab Szoboszlai die größte Salzburger Chance: Der von den Topclubs umworbene Ungar hatte nach einem unwiderstehlichen Antritt nach Doppelpass mit Berisha zwar Ballglück, doch alleine vor Oblak versagten dem 20-Jährigen wie schon gegen Bayerns Manuel Neuer die Nerven, und Szoboszlai legte das Leder links am Tor vorbei (49.).

Dominik Szoboszlai (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Ähnlich wie beim 1:3 in München gegen Bayern scheiterte Dominik Szoboszlai alleine vor dem Tormann

Dass Salzburg noch nicht reif für ein CL-Achtelfinale war, belegte vielleicht auch der zweite falsch eingeworfene Ball von Koita an diesem Abend. Österreichs Serienmeister bemühte sich, doch gegen das Defensivbollwerk der Gäste war an diesem Abend nichts mehr zu holen. Daka zielte weit vorbei (56.) oder drüber (58.) – zu wenig.

Carrasco setzt Schlusspunkt

Ansonsten hatte Atletico mit Fortlauf der Zeit bei schwindenden Kräften der Gastgeber alles unter Kontrolle. Savic untermauerte seine Ambitionen, ins CL-Achtelfinale einzuziehen, mit einem harten Tackling gegen Daka, dafür sah der Verteidiger zu seinem völligen Unverständnis die Gelbe Karte (61.). Mwepu näherte sich noch einmal dem Ausgleich per Weitschuss, dieser ging an die Außenstange (77.).

Marsch brachte noch Noah Okafor und Karim Adeyemi für die Schlussoffensive, doch Atletico ließ nichts mehr anbrennen und setzte im Konter den Schlusspunkt. Portugals Jungstar Felix prüfte zunächst Stankovic aus der Distanz (81.), im Konter übernahm dann Carrasco eine Flanke von „Joker“ Angel Correa sehenswert volley zum Endstand (86.). Atletico zog zum siebenten Mal in den vergangenen acht Jahren ins Achtelfinale ein, Salzburg scheiterte wie 2019 trotz guter Leistung.

Stimmen zum Spiel

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Wir haben unseren Fußball und unsere Mentalität richtig gut repräsentiert. Wir waren immer dabei in jedem Spiel, haben gut gespielt in diesem Turnier, es war aber leider zu wenig gegen die besten Gegner. Man hat gesehen, dass Atletico tief verteidigt und nicht so viele Chancen braucht. Sie haben die nötige Qualität und auch Erfahrung.“

„Ich bin aber sehr zufrieden und stolz auf meine Jungs. Was kann ich mehr von unserer Mannschaft erwarten? Sie haben es läuferisch und taktisch gut gemacht, wir hatten viele Vorteile, waren in vielen guten Situationen mit und gegen den Ball, leider war es wieder am Ende in diesem Turnier nicht gut genug.“

Rasmus Kristensen (Salzburg-Abwehrspieler): „Erste Halbzeit hatten wir vier, fünf große Chancen und sie nur eine Standard und haben da das Tor gemacht. Dann wird es schwierig, weil sie so gut im Verteidigen sind. Wir haben weiter alles gegeben, hatten die gute Chance von ‚Szobo‘ auf das 1:1, dann wäre es vielleicht ein anderes Spiel geworden.“

„Wir waren nicht gut genug vor dem Tor, auf beiden Seiten. Wir haben so gut gekämpft in den sechs Spielen, aber nur vier Punkte bekommen. Wir haben uns viel mehr verdient, auch heute haben wir so gut gespielt, wir haben so viele Chancen herausgearbeitet, und sie hatten fast keine. Es ist so schade, dass wir ohne Punkte sind und in diesem Finale nicht das Ergebnis geholt haben, das wir wollten.“

Zlatko Junuzovic (Salzburg-Mittelfeldspieler): „Wir haben das ganze Spiel kontrolliert, den Gegner mehr als eine halbe Stunde unter Kontrolle gehabt. Wir müssen unsere Torchancen da einfach machen und kriegen dann ein Standardtor. Man hat schon gesehen, dass die Respekt gehabt haben. Sie haben ihr Spiel durchgezogen, sind hinten drinnen gestanden.“

„Mein Fazit ist, dass wir zu viele Torchancen vergeben haben. Die größere Erfahrung von Atletico hat sich schon auch durchgesetzt, natürlich war auch das Quäntchen Glück bei ihnen dabei bei den Stangenschüssen von uns oder 50:50-Situationen im Strafraum, die wir teilweise nicht clever genug ausgespielt haben, wie es Atletico beim 2:0 gemacht hat. Das ist eine Spur von Cleverness, die uns noch fehlt.“

Diego Simeone (Atletico-Trainer): „Der Führungstreffer war auf jeden Fall entscheidend. Die erste Hälfte war sehr intensiv, sie waren eindeutig besser, ab der 30. Minute war es dann einigermaßen ausgeglichen. Sie haben Fouls gemacht, um unsere Konter zu stoppen. Zweite Hälfte war ausgeglichener, sie hatten da Chancen, wir auch.“

„Es war nicht das schlechteste Spiel von uns, wir hatten Schwierigkeiten, es war aber auch ein starker Gegner. Man kann das Spiel vielleicht etwas vergleichen mit unserem Achtelfinale gegen Liverpool in der vergangenen Saison. Wir genießen den Moment, ins Achtelfinale gekommen zu sein.“

Champions League, Gruppe A, sechster Spieltag

Mittwoch:

Salzburg – Atletico Madrid 0:2 (0:1)

Wals-Siezenheim, SR Taylor (ENG)

Torfolge:
0:1 Hermoso (39.)
0:2 Carrasco (86.)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber (89./Onguene), Ulmer – Mwepu (89./Sucic), Junuzovic, Berisha, Szoboszlai (89./Okugawa) – Daka (73./Okafor), Koita (79./Adeyemi)

Atletico: Oblak – Trippier, Savic, Felipe, Hermoso – Llorente (91./Lodi), Koke, Saul Niguez (64./Herrera), Carrasco (89./Lemar) – Suarez (65./Correa), Joao Felix (89./Torreira)

Gelbe Karten: Ramalho bzw. Hermoso, Savic, Simeone (Trainer)