Trainer Otto Baric im Mai 2008
GEPA/Hans Oberlaender
Chronik

Trainerlegende Otto Baric ist tot

Der ehemalige österreichische Fußballteamchef Otto Baric ist im Alter von 88 Jahren in Zagreb verstorben. Das teilte der Kroatische Fußballverband am Sonntag mit. Laut Tageszeitung „Vecernji list“ hatte sich die Trainerlegende mit dem Coronavirus infiziert und sei infolge der Erkrankung gestorben.

Baric war in Österreich Trainer von Innsbruck, LASK, Rapid Wien, Sturm Graz, Austria Salzburg und Teamchef des Nationalteams. Die größten Erfolge feierte er mit Rapid und Salzburg, mit beiden Clubs stand er im Finale des Europacups. Rapid führte er ins Endspiel des Europacups der Cupsieger (1985), Austria Salzburg ins Finale des UEFA-Cups (1994).

Mit Rapid wurde Baric jeweils dreimal österreichischer Meister und Cupsieger. Mit Austria Salzburg holte „Otto Maximale“ zweimal den Meistertitel, ebenso mit Wacker Innsbruck. Von 1999 bis 2001 betreute er das ÖFB-Team, mit dem er die Qualifikation für die EM 2000 und die WM 2002 verpasste. Barics letztes Engagement als Cheftrainer war das als Teamchef der albanischen Nationalmannschaft, das 2007 endete.

Trainerlegende Baric gestorben

Der legendäre Fußballtrainer wurde insgesamt siebenmal österreichischer Meister: mit Wacker Innsbruck, Rapid Wien und Austria Salzburg. Fußballgeschichte schrieb er aber im Europacup, denn gleich zwei österreichische Mannschaften führte er in ein Finale.

ÖFB-Präsident Leo Windtner würdigte Baric: „Otto Baric war über viele Jahre für ganz Österreich eine regelrechte Leitfigur des Fußballs.“ Windtner erinnerte an die Europacup-Finalspiele, die Baric mit Rapid und Salzburg bestritt. „Sie werden genauso unvergessen bleiben wie seine unverwechselbare und mitreißende Art. Otto Baric hat seine Ära geprägt und unglaublich viel für den österreichischen Fußball geleistet – auf Vereinsebene und beim Nationalteam. Er nimmt einen Ehrenplatz in der heimischen Fußballgeschichte ein“, so Windtner.

Siebenmal Meister mit drei Clubs

Rund 30 Jahre prägte Baric Österreichs Fußballszene, mit Erfolgen, Charisma und legendären Sagern. „Otto Maximale“, benannt nach seiner inflationären Verwendung des Superlativs, wurde mit drei verschiedenen Teams im heimischen Oberhaus siebenmal Meister.

Baric, geboren als Gastarbeiterkind im Kärntner Blasnitzen, aufgewachsen aber in Zagreb, blieben als Aktivem größere Erfolge versagt. Als Trainer sollte er das nachholen. 1970 arbeitete der Kroate erstmals in Österreich und wurde wenig später mit Wacker Innsbruck Meister. Das war der Start zu einer vielbeachteten Laufbahn in der Bundesliga, die durch Gastspiele in Kroatien, Deutschland und der Türkei unterbrochen wurde und deren letzte Höhepunkte die grandiosen Europacup-Erfolge mit Austria Salzburg waren.

Internationale Höhenflüge mit Rapid und Salzburg

Unvergessen bleiben mit den Salzburgern das Vordringen ins UEFA-Cup-Finale 1994 gegen Inter Mailand – die auf dem Wege dorthin gegen Eintracht Frankfurt und Karlsruhe beendete „schwarze“ Europacup-Serie österreichischer Vereine gegen DFB-Clubs (nach 17 vergeblichen Anläufen). Auch die Leistungen in der Champions League 1994/95, in der dem späteren Triumphator Ajax Amsterdam zwei Remis abgetrotzt wurden und in der man erst im letzten Gruppenspiel vom AC Milan am Einzug ins Viertelfinale gehindert wurde.

Salzburg-Präsident Rudi Quehenberger und Trainer Otto Baric mit dem Meister-Teller im Juni 1994
GEPA/Franz Pammer
Mit Salzburg-Präsident Rudolf Quehenberger feierte Baric in den 90er Jahren große Erfolge

Mit Rapid hatte Baric schon 1985 das Europacup-Endspiel der Cupsieger in Rotterdam gegen Everton (1:3) erreicht. Auf seiner Visitenkarte in Österreich stehen mit Wacker Innsbruck (1971, 1972), Rapid (1983, 1987, 1988) und Salzburg (1994, 1995) sieben Meistertitel sowie zwei Doubles und vier Cupsiege (alle mit Rapid). Beim LASK hatte Baric dagegen kein Glück. 1974 entließ ihn Präsident Rudolf Trauner, im Jänner 1999 zog er nach der Verhaftung von Clubboss Wolfgang Rieger selbst die Reißleine.

Kein Erfolg mit Nationalteam

1999 setzte auch das ÖFB-Team auf die Qualitäten Barics, der Erfolg blieb aber aus. Nach 22 Partien und der verpassten WM-Quali machte er Platz für Hans Krankl und übernahm – zum letzten Mal in Österreich – 2002 noch einmal im Frühjahr die Salzburger Austria. Besser lief es mit seinem Heimatland, das er zur EM 2004 führte, wo man allerdings in der Gruppenphase ausschied. Sein letztes Trainerengagement hatte Baric 2006 und 2007 mit der albanischen Nationalmannschaft.

Teamchef Otto Baric und Andreas Herzog 2001
GEPA/Hans F. Punz
Baric mit Andreas Herzog in seiner Ära als Teamchef

Den österreichischen Fans wird Baric nicht zuletzt wegen seiner Interviews in Erinnerung bleiben. Er war nicht nur Fußballexperte, sondern auch Selbstvermarkter. Sein fast schon liebevoll gepflegtes „maximal“ („Ich brauche maximal willige und maximal ehrgeizige Nationalspieler“) gerät zwar langsam in Vergessenheit, wurde in 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts unter heimischen Fans aber zum geflügelten Wort.

Meinungsstark blieb Baric auch nach seinem Rückzug ins Private, dem Fußball blieb er in kroatischen und österreichischen Medien treu. Nicht immer trafen Kommentare den Nerv der Zeit. Die diskriminierende Bemerkung in einer kroatischen Zeitschrift, er wolle keine Homosexuellen in seiner Mannschaft, brachte ihm 2007 eine Geldstrafe.

Steckbrief Otto Baric

Geboren am 19. Juni 1932 in Blasnitzen (Kärnten)
Familie: verheiratet mit Zdenka, ein Sohn (Otto jr.)

Stationen als Spieler:
1948–1954 Dinamo Zagreb
1954–1960 Lok Zagreb
1960 Karriereende wegen Gelbsucht

Stationen als Trainer:
NK Lokomotiva Zagreb 1964–1967
Opel Rüsselsheim 1967–1969
Germania Wiesbaden 1969/70
Wacker Innsbruck 1971
LASK 1972–1974
Dinamo Zagreb 1974–1976
Sturm Graz 1980–1982
Rapid 1982–1985
VfB Stuttgart 1985/86
Rapid 1986–1988
Sturm Graz 1988/89
Vorwärts Steyr 1990/91
Austria Salzburg 1991–1995
Kotrainer Nationalteam Kroatien 1995/96
Croatia Zagreb 1996/97
Fenerbahce Istanbul 1997/98
LASK 1998/99
Nationalteam Österreich 1999–2001
Austria Salzburg 2002
Nationalteam Kroatien 2002–2004
Nationalteam Albanien 2006–2007

Erfolge:
Acht Meistertitel (dreimal Rapid, zweimal Austria Salzburg, zweimal Wacker Innsbruck, einmal Croatia Zagreb)
Fünf Cupsiege (viermal Rapid, einmal Croatia Zagreb)
EM-Teilnahme 2004 mit Kroatien