Slalomhang in Flachau
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

„Märchenwiese“ statt Klassiker in Kitzbühel

Die alpinen Ski-Herren sind gerade durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Nach der Absage der Lauberhornrennen in Wengen winkte den Slalom-Artisten plötzlich ein Doppel auf dem Ganslernhang in Kitzbühel. Nun warten stattdessen zwei Torläufe in Flachau. Auch wenn man froh ist, an diesem Wochenende überhaupt Rennen fahren zu können, mit dem Abstecher auf die „Märchenwiese“ erst anfreunden muss sich etwa Manuel Feller.

„Wir müssen froh sein, dass wir überhaupt Rennen fahren“, betonte Adelboden-Sieger Marco Schwarz, der die Entwicklung um Rennorte und -ansetzungen in den Medien mitverfolgte und relativ entspannt sah. Denn ändern könne man es eh nicht, meinte der Kärntner. Man müsse sich in dieser Saison auf Verschiebungen einstellen, meinte er. „Du musst spontan sein in dem Geschäft, es hat mich nicht aus der Ruhe gebracht.“

Natürlich sei es um Wengen und Kitzbühel, eines seiner Lieblingsrennen, schade. „Aber Flachau werden sicher auch zwei coole Heimrennen, wenn auch ohne Zuschauer. Und dass wir unseren Job machen können, ist nicht selbstverständlich“, sagte der 25-jährige Schwarz. Das flachere Gelände müsste ihm eigentlich liegen. „Es wird spannend werden, du musst gescheit pushen und Gas geben.“ Das letzte Mal taten das auf der Hermann-Maier-Weltcup-Strecke die Ski-Herren im Dezember 2011, als der Kroate Ivica Kostelic den Slalom gewann.

Schneeschaufeln statt Training

Die Technik-Asse des ÖSV wollten sich in Going eigentlich auf die Rennen in Kitzbühel vorbereiten. Diese können jedoch aufgrund von CoV-Fällen in der Region nicht wie geplant stattfinden.

Feller tut es um „zwei coolen Hänge“ leid

Die vielen Programmänderungen bereiten auch Feller wenig Probleme. „Aber dass Kitzbühel wegfällt, Wengen mit einem super Hang wegfällt. Und jetzt haben wir Flachau und zweimal Märchenwiese und dann in Chamonix auch noch einmal so Märchenwiese. Es ist eh so, wie es ist, aber natürlich hätten wir gern die zwei coolen Hänge mitgenommen, das gehört schon dazu zum Weltcup.“ Flachau sei ein Hang zum Pushen, es werde eng zugehen. Er habe dort noch nie trainiert. „Aber ich weiß, es ist Hermanns Strecke, von dem her werden wir uns bemühen.“

Als es plötzlich geheißen habe, dass Kitzbühel gleich zwei Slaloms bekommt, habe er sich gedacht, zweimal Kitzbühel bedeute doppelte Chance. „Auch ganz cool, einmal werde ich es schon gescheit runterbringen, dass ich endlich meine Gams mitnehmen kann. Dann ist das Ganze ein bissl zusammengebrochen. Andererseits müssen wir in unserer Situation einfach froh sein, dass wir unseren Job machen dürfen und Rennen haben. Und dass es in Österreich so schnell geht, dass ein anderer Veranstalter einspringt.“ In Zeiten wie diesen müsse man das Positive sehen.

„Froh, Rennen fahren zu dürfen“

Denn in der aktuellen Situation mache er sich schon Gedanken, wieso zu Lockdown-Zeiten Engländer „das neue Zeug daherbringen“. Der Tiroler meinte damit die in Jochberg aufgetretene mutmaßliche Coronavirus-Mutation und die Diskussion über die britischen Staatsbürger, die dort eine Skilehrerausbildung absolvierten. „Was denkt sich da ein Wiener, der daheim in seiner Wohnung hocken muss?“ Er sei dankbar, seinen Job machen zu dürfen, solange das möglich sei. „Wir sind privilegiert. Sollte das Ganze nicht mehr gehen, weil es nicht mehr vertretbar ist, ist das zu akzeptieren.“

Michael Matt, Vierter in Adelboden, ließ sich von den Abläufen auch „nicht beeinflussen“. „Wir müssen froh sein, dass wir die Rennen fahren dürfen. Ich war da noch nie, aber was man im Fernsehen sieht, ist das Gelände mittelsteil, dann flacher, und es sind Wellen drinnen. Ich glaube, dass es ein lässiger Hang ist.“ Im Damen-Weltcup ist Flachau ein Fixpunkt, am Dienstag gewann die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin vor der Vorarlbergerin Katharina Liensberger und der Schweizerin Wendy Holdener den Nachtslalom. Die Rennen der Herren finden am Samstag und am Sonntag statt.