Dominic Thiem und Dennis Novak
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Tennis

Thiem freut sich auf neue Saison

Dominic Thiem geht erstmals als Major-Sieger in die neue Saison. Der Gewinner der US Open ist vergangene Woche nach Australien geflogen und befindet sich so wie Novak Djokovic und Rafael Nadal und auch sein Trainingspartner und Freund Dennis Novak in Adelaide in der obligatorischen zweiwöchigen Quarantäne. Die Vorfreude auf die ersten Partien ist beim Niederösterreicher schon groß.

Das Gros des Tennistrosses ist unterdessen bereits in Melbourne „kaserniert“, wo ab 8. Februar die Australian Open als erstes Grand-Slam-Turnier des Jahres über die Bühne gehen. Vorwürfe, dass die Top Drei der Weltrangliste bei Damen und Herren eine Sonderbehandlung genießen würden, kann Thiem nicht nachvollziehen.

„Die Quarantänebestimmungen sind genau gleich wie in Melbourne, von dem her wird es keinen großen Vorteil geben. Natürlich ist es vielleicht ein bisschen angenehmer in Adelaide, wenn dort nicht 300 Leute sind, sondern nur ca. 20“, sagte Thiem in einem ORF-Interview in der Sendung „Sport am Sonntag“.

Andere Vorbereitung als sonst

Am Freitag vor der Weiterreise nach Melbourne gibt es in Adelaide noch eine Exhibition. „Da wird auch Geld für die Region gesammelt, das ist eine gute Sache. Es wird auch die erste Exhibition wieder vor Leuten sein“, erklärte Thiem. Er erhält damit doch noch Gelegenheit, sich im australischen Sommer den Feinschliff für die unter neuerlich schwierigen Vorzeichen stehende Saison zu holen.

Dominic Thiem zu den Australian Open

Die Nummer drei der Tenniswelt ist seit Donnerstag in Adelaide und trainiert dort gemeinsam mit Dennis Novak, Rafael Nadal und Novak Djokovic. Unmittelbar vor der Abreise hat sich Dominic Thiem Zeit genommen, um mit Didi Derdak (ORF) über das anstehende Tennisjahr 2021, aber auch über die Lehren aus einem verrückten, aber erfolgreichen Jahr 2020 zu sprechen.

Diesmal hatte er die Vorbereitung in Österreich absolviert. „In den letzten acht, neun Jahren war ich immer im Warmen im ganzen Dezember“, erzählte Thiem, der in der gesamten Coronavirus-Pandemie zumindest einen kleinen Vorteil sah. „Einfach weil ich länger Urlaub gehabt habe und wirklich lange Zeit gehabt habe, dass ich punktgenau voll da bin.“ Die Schwerpunkte in der körperlichen Arbeit habe er gleich gesetzt wie 2019 vor der Saison. „Weil ich da topfit in Australien gestartet bin.“

Freude über Fitness und Wiedersehen mit Fans

Und auch vor der Abreise fühlte er sich körperlich sehr gut, ein Zustand, der schon länger anhält. „Vor allem ab Mitte 2019 und das ganze Jahr 2020 habe ich mich topfit gefühlt in allen Bereichen wie Ausdauer, Schnelligkeit. Da haben wir geschaut, dass das so bleibt.“

Dominic Thiem mit Fans
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Solche Szenen hat es für Thiem und Co. schon lange nicht mehr gegeben

„Richtig freuen“ kann sich Thiem auf ein Wiedersehen mit Fans. Laut aktuellem Stand werden bei den Australian Open ja immerhin 50 Prozent der normalen Zuschauerkapazität zugelassen werden. „Das werden die meisten Leute seit Rio sein“, erinnerte sich der Lichtenwörther an den Februar 2020.

Schön werde es auch werden, wenn man sich nach überstandener Quarantäne frei und ohne Maske bewegen kann. „Das wäre das erste Mal seit Los Angeles im letzten März, wo wir das so machen können.“ Allerdings weiß auch Thiem von den äußerst strengen Schutzmaßnahmen in Australien, sollte es wieder zu einem Coronavirus-Fall kommen. Da werde schnell auch eine ganze Stadt rigoros gesperrt. „Daher freue ich mich nicht zu früh auf etwaige Freiheiten.“

Mit „starkem Team“ zum ATP Cup

Noch vor dem ersten Major des Jahres bestreitet Thiem mit Novak, Philipp Oswald und Sam Weißborn für Österreich zum zweiten Mal den ATP Cup. „Wir wollen auf jeden Fall gut spielen. Ich denke auch, dass wir gute Chancen haben, weil wir ein starkes Team haben.“ Grundsätzlich mag Thiem den ATP Cup, und er hat auch etwas aus dem Vorjahr gutzumachen. „Letztes Jahr war es ein bisschen bitter, weil ich auch super vorbereitet war und dann zwei schwache Partien gespielt habe. Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr besser mache.“

Novak Djokovic und Dominic Thiem
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In Melbourne war 2020 erst im Finale gegen Djokovic Endstation

Danach folgen die Australian Open, bei denen Thiem im Vorjahr nach 2:1-Satzführung im Finale gegen Djokovic schon haarscharf am ersten Grand-Slam-Titel vorbeigeschrammt war. Die aufgrund einer Coronavirus-Sonderregelung „eingefrorenen“ Finalpunkte muss er heuer nicht verteidigen. Eine Situation, die er auch schon als 2019er-Finalist in Roland Garros gehabt hatte. „Auch die French Open hätte ich gewinnen müssen, damit ich Punkte dazu mache, so wird es in Australien auch sein.“

Heuer kein Abstecher nach Südamerika

Fixpunkte, sofern es die Pandemie zulässt, sind für den Niederösterreicher nach Melbourne die Turniere in Doha, Dubai und Miami. Den Südamerika-Trip lässt er wie schon länger angedeutet aus. „Doha und Dubai habe ich lang nicht mehr gespielt, ich glaube vor sechs Jahren das letzte Mal“, sagte Thiem und meinte damit wohl nur Dubai (zuletzt 2015). In Doha spielte er 2018 und 2019.

Fix eingeplant sind die Olympischen Spiele in Tokio und auch das Davis-Cup-Finalturnier. „Es ist eine Zeit her, dass wir uns dafür qualifiziert haben. Ich freue mich drauf. Viele Sachen stehen noch in den Sternen wegen Corona“, gab er aber zu bedenken.

Prognosen sind wegen der Coronavirus-Pandemie schwierig. Das gilt auch für die Frage, wie lange die „Big Three“ neben dem rekonvaleszenten Roger Federer eben Djokovic und Nadal noch die Regentschaft im Tennis bewahren werden. Wer wird für Thiem die nächste, neue Nummer eins nach diesem Trio? "Dafür kommen drei, vier Spieler infrage, ich selbst auch sowie (Alexander) Zverev, (Daniil) Medwedew und (Stefanos) Tsitsipas. Für die diesjährigen Australian Open sieht er Nadal und Djokovic immer noch „eine kleine Stufe über Tsitsipas, Medwedew, Zverev und mir“, aber: „Von den sechs hat jeder gute Chancen, das zu gewinnen.“