Vincent Kriechmayr (AUT)
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Berüchtigte Streif gibt sich handzahm

Nach den Schneefällen der vergangenen Tage hat die berüchtigte Streif vorübergehend ihren Schrecken verloren. So entspannte Gesichter wie am Mittwoch nach dem ersten Training gab es in Kitzühel selten. Die Streif hatte sich von ihrer zahmen Seite gezeigt. „Selten, dass ich ins Ziel komme und sage, es war sehr angenehm da runter“, so Vincent Kriechmayr. Das alles ist freilich nur eine Momentaufnahme. Bis zur ersten Abfahrt wird sich die Streif noch „entwickeln“.

Der Vorjahreszweite Kriechmayr war es im ersten Training als 32. ebenso gemächlich angegangen wie Vorjahressieger Matthias Mayer, der 25. wurde. Bester Österreicher war Routinier Hannes Reichelt als Dritter. Christopher Neumayer wurde Zehnter, Daniel Danklmaier 15. Die Bestzeit markierte Ryan Cochran-Siegle vor seinem US-Kameraden Travis Ganong.

Cochran-Siegle, in diesem Winter Gewinner des Bormio-Super-G und Zweiter der Gröden-Abfahrt, freute sich über die gute Präparierung der Streif. „Das erlaubt uns, dass wir uns runterpushen. Es ist so eine coole und einzigartige Strecke mit so vielen Herausforderungen“, sagte der US-Amerikaner. Auch wenn es im Vergleich zum vergangenen Jahr anders sei, so sei es „doch immer noch Kitzbühel“.

Erstes Abfahrtstraining in Kitzbühel

Ryan Cochran-Siegle war auf der Streif beim ersten Abfahrtstraining am Mittwoch der Schnellste, vor Travis Ganong und Österreichs Routinier Hannes Reichelt.

Nicht so hart wie sonst

„Es ist kein Eis vorhanden, würde ich fast sagen“,so Kriechmayr. „In den letzten Jahren war es immer pickelhart.“ Aber das könne sich alles noch ändern. „Pro Athlet, der da runterfährt, pro Rutschkommando wird die Piste sicher fordernder und das Tempo sehr viel höher. Im ersten Training ist keiner am Limit, und das ist bei Weitem noch nicht das Renntempo. Es wird wärmer, es wird noch schlagiger und unruhiger werden“, sagte der Oberösterreicher.

Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Kriechmayr geht fix davon aus, dass die Streif in den nächsten Tagen herausfordernder wird

Trotzdem habe er sich am Start überwinden müssen. „Die Mausefalle ist immer furchteinflößend, aber man konzentriert sich nur darauf, dass man da runter Gas gibt, mit gescheiter Spannung und gescheiter Aggressivität.“ Im zweiten Training am Donnerstag (11.30 Uhr, live in ORF1) werde er sicher ein bisschen schärfer unterwegs sein. Er habe schon ein paarmal Trainingsbestzeit gehabt und es im Rennen später nicht zeigen können. „Ich gehe das erste Training jetzt ein bisschen gemütlicher an und schaue, dass ich ein bisschen ein Feeling kriege."

„Nach wie vor die Streif“

Vorjahressieger Mayer fand Stellen, „die ein bisschen unruhiger sind als in den letzten Jahren“, aber auch Passagen, die feiner zu fahren seien. „Ich habe schon einmal schlimmere erste Trainingsfahrten gehabt, sagen wir es mal so. Aber es ist nach wie vor die Streif.“

Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Vorjahressieger Mayer probierte im ersten Training noch bisschen herum

Ihm sei es vor allem darum gegangen herauszufinden, welche Passagen man voll durchfahren und welche man von der Linie her runder fahren könne. Etwas Aussagekraft habe das erste Training freilich schon. „Cochran ist top in Form und hat sicherlich schon eine super Fahrt runtergelegt. Ich habe ein paar Tore ein bissl was probiert.“

„Saugeiles“ Training

Schon bei der vorabendlichen Besprechung war den Österreichern mitgeteilt worden, dass es „sehr angenehm zu fahren“ sei, wie Max Franz als Trainings-28. berichtete. „Es ist sehr angenehm, wenn es dir nicht schon beim ersten Training alles rausklopft. Die Sprünge passen auch so weit. Nur der Zielsprung hat ein bisserl eine Nase“, sagte der Kärntner, den die Streif in der Vergangenheit schon heftig abgeworfen hatte.

Im Vergleich zu anderen Trainings sei es ein „saugeiles“ gewesen. „Sie haben sehr gute Arbeit gemacht“, lobte Franz die Pistenarbeiter, die erst am Montag einen halben Meter Neuschnee zu bewältigen hatten. Da die Piste nicht eisig sei, würden sicher noch Schläge rauskommen. „Es ist warm genug, dass sich die Piste noch interessant verändern kann. Da wird schon noch was auf uns zukommen. Und wenn die Sicht wieder schlechter ist, schaut die ganze Sache wieder anders aus.“

In Kitzbühel stehen diesmal nur Speed-Rennen auf dem Programm, nachdem der klassische Slalom und auch der Ersatz für das abgesagte Rennen von Wengen bereits am vergangenen Wochenende in Flachau ausgetragen wurden. Am Freitag und Samstag stehen zwei Streif-Abfahrten auf dem Programm (jeweils um 11.30 Uhr), am Sonntag wartet noch ein Super-G (10.20 Uhr) – alle Rennen live in ORF1.