Kahtarina Liensberger (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Ski-WM

Liensberger holt doch Gold bei Premiere

Katharina Liensberger hat am Dienstag doch Gold bei der WM-Premiere im Parallel-Bewerb der Damen gewonnen und sich erstmals zur Weltmeisterin gekürt. Die FIS hat das Ergebnis nachträglich korrigiert und sowohl der Italienerin Marta Bassino als auch Liensberger Gold zugesprochen. Bronze ging an Tessa Worley (FRA). Bei den Herren gewann der Franzose Mathieu Faivre Gold, Silber ging an Filip Zubcic (CRO) und Bronze an Loic Meillard (SUI).

Im Finale kamen Bassino und Liensberger ex aequo ins Ziel, aufgrund der besseren Zeit im zweiten Lauf war Bassino als alleinige Siegerin geführt worden. Die 100. Goldmedaille für den Österreichischen Skiverband (ÖSV) war eine mit 30-minütiger Verzögerung: Liensberger und die Öffentlichkeit waren von der Silbermedaille ausgegangen. Erst kurz vor der Siegerehrung informierte die FIS über die Korrektur, nachdem der ÖSV beim Weltverband erfolgreich interveniert hatte.

Es ist Liensbergers erste Einzel-Medaille nach Team-Silber 2019 in Aare. Für den ÖSV ist es die 298. Medaille bei Weltmeisterschaften, die Schallmauer der 300 Medaillen könnte also in Cortina noch fallen. Für den ÖSV ist es die vierte Goldmedaille nach jenen durch Vincent Kriechmayr (Abfahrt, Super-G) und Marco Schwarz (Kombination). Die 23-jährige Vorarlbergerin sorgte zudem für die erste Damen-Medaille seit der WM 2017, nach einer Serie von zehn medaillenlosen Rennen.

Liensberger mit Verzögerung Weltmeisterin

Katharina Liensberger hat sich bei der WM-Premiere im Parallel-Bewerb die Goldmedaille gesichert. Allerdings wurde das Ergebnis erst im Nachhinein korrigiert und sowohl Liensberger als auch der Italienerin Marta Bassino Gold zugesprochen.

„Jury hatte Regel wohl nicht ganz im Kopf“

Im ÖSV hatte man sich nach Rennende im Regelbuch schlaugemacht. „Es gibt ein eindeutiges Reglement, das besagt, dass es Ex-aequo-Platzierungen im großen und kleinen Finale gibt. Toni (Giger) hat die Regel noch einmal ausgegraben und bei der Jury nachgefragt. Es gibt regulär zwei Goldmedaillen“, erklärte ÖSV-Damen-Chef Mitter.

„Parallel fährt man nicht jeden Tag, da sind die Regeln nicht so präsent. Ich habe nachgeschaut, und es steht eindeutig drinnen. Die Jury hatte die Regel wohl nicht ganz im Kopf“, meinte ÖSV-Sportdirektor Giger.

Liensberger überrascht: „Das ist megacool“

Als Liensberger und Bassino ins Ziel kamen, wurden sie von der Zeit her ex aequo geführt, Bassino aber als Weltmeisterin ausgewiesen. Was kurios war, denn in Summe war Liensberger in den Finalläufen schneller als Bassino, jedoch wird der maximale Rückstand im ersten Lauf nur mit 0,5 Sekunden berechnet.

„Es ist, wie es ist. Ich freue mich auch riesig für die Marta, im Heimrennen Gold zu gewinnen ist natürlich ganz was Spezielles“, zeigte sich Liensberger als eine faire Zweite. Um später zu erfahren, dass es doch der Titelgewinn ist. „Das ist ja megacool, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kenne mich gerade gar nicht aus. Es ist einfach nur genial. Eine Goldmedaille zu gewinnen ist etwas ganz Spezielles. Es ist ein Traum, der heute in Erfüllung gegangen ist.“

Italien freute sich über sein erstes Gold bei der WM. „Es war wirklich ein großartiger Fight. Ich habe mein Bestes gegeben. Ich bin unendlich dankbar, dass ich in meiner Heimat den Sieg feiern darf“, so Bassino.

Marta Bassino und Katharina Liensberger
AP/Giovanni Auletta
Ein Fall für zwei: Liensberger und Bassino heimsten bei der WM-Premiere jeweils eine Goldmedaille ein

Fabio Gstrein musste sich als letzter Österreicher im Viertelfinale verabschieden, bereits im Achtelfinale kam für Stephanie Brunner das Aus. Überhaupt starteten nur drei ÖSV-Athleten in der Entscheidung.

„Zwei Hundertstel tun weh, ich habe so viel aufgeholt, das ist echt schade“, sagte Gstrein, nachdem er bis auf 0,02 Sekunden an den späteren Weltmeister Faivre herankam. „Wenn man den Start verschläft, sind die fünf Zehntel gleich einmal weg. Ich habe noch alles probiert, es war leider zu langsam“, sagte Brunner zum früheren Aus.

Gstrein scheitert im Viertelfinale

Der Tiroler scheitert am späteren Weltmeister Faivre.

Der selten gefahrene Parallel-Bewerb hatte schon in der Quali am Vormittag damit aufgewartet, dass jeder Läufer/jede Läuferin nur einmal fährt und die Top Acht jedes der zwei Kurse weiterkommen. Das war zuletzt in Lech/Zürs noch anders gewesen, da fuhr jeder auf beiden Kursen und die gesamt gesehen 16 Schnellsten stiegen auf.

Ein Kurs schneller als der andere

Auch im Finale durfte die Fairness angezweifelt werden: Auf den Kursen auf der „Rumerlo“-Piste – und damit einem anderen Hang als der Quali – war schnell klar, dass der Sieg über den roten Kurs geht und der blaue zunehmend stärker abbaute. Lokalmatadorin Federica Brignone ließ ihrem Ärger freien Lauf: „Ich bin wirklich, wirklich verärgert. Der Kurs war so nicht fair. Ich bin richtig angepisst. Man kann keinen Parallel-Bewerb mit so unterschiedlichen Kursen setzen.“

Liensberger hatte in der Quali bei Bestzeit der Schweizerin Wendy Holdener die fünftschnellste Zeit markiert und sich für das Finale vorgenommen, „jeden Lauf konsequent und konstant von Start bis ins Ziel durchzuziehen“. Auftaktgegnerin Alex Tilley (GBR) hatte gegen sie mit 0,77 Sekunden das Nachsehen, die Polin Maryna Gasienica-Daniel im Viertelfinale mit 0,45, Moltzan im Halbfinale mit 1,47.

Schwarz verpasst WM-Entscheidung

Einen Tag nach seinem WM-Triumph in der Kombination war Marco Schwarz bereits in der Qualifikation auf der Strecke geblieben. Mit Roland Leitinger und Adrian Pertl scheiterten zwei weitere ÖSV-Athleten. Auch zwei ÖSV-Damen mussten die Segel streichen, Franziska Gritsch verpasste die Qualin hauchdünn, Ramona Siebenhofer deutlich.

„Es ist sehr schade, nützt aber nichts“, sagte Schwarz, der den Start verpatzte, aber in Cortina noch im Slalom eine große Medaillenchance hat. Leitinger war durch den Sturz seines Gegenübers, der in seine Richtung rutschte, leicht irritiert. „Die Enttäuschung ist groß. Das war maximal ein Einfahren, ich wollte schon, dass das ein bisserl besser funktioniert.“ Pertl ärgerte sich über den Ausfall: „Da hätte ich mit etwas mehr Hirn reinfahren müssen. Ich habe das übersehen.“

Gritsch nicht mit „Hundertstelglück“

Gritsch verpasste die Top 16 nur um 0,01 Sekunden. „Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, das Hundertstelglück war nicht auf meiner Seite.“ Siebenhofer verspekulierte sich bei einem Übergang. „Ich hätte mehr Tempo rausnehmen müssen, ich war zu gerade im Lauf. Ärgerlich, ich wäre am Nachmittag gern dabei gewesen.“

Die Finalphase verpassten haben unter anderen nach einem Torfehler und Ausfall die Slowakin Petra Vlhova, die den Weltcup-Bewerb Ende November in Lech/Zürs gewonnen hat, sowie die dortige Dritte Lara Gut-Behrami aus der Schweiz, die Super-G-Weltmeisterin von Cortina.

WM-Parallelbewerbe

Damen:

Finale:
Marta Bassino (ITA/15) Katharina Liensberger (AUT/4) 0,00
Gold für beide Finalistinnen
Duell um Platz drei:
Tessa Worley (FRA/11) Paula Moltzan (USA/9) 1,18
Halbfinale:
Katharina Liensberger (AUT/4) Paula Moltzan (USA/9) 1,47
Marta Bassino (ITA/15) * Tessa Worley (FRA/11) 0,00
* Bessere Zeit im zweiten Lauf
Viertelfinale:
Paula Moltzan (USA/9) Wendy Holdener (SUI/1) 0,36
Katharina Liensberger (AUT/4) Maryna Gasienica-Daniel (POL/5) 0,45
Tessa Worley (FRA/11) Tina Robnik (SLO/3) 0,26
Marta Bassino (ITA/15) Federica Brignone (ITA/10) 0,12
Achtelfinale:
Wendy Holdener (SUI/1) Nina O'Brien (USA/16) 0,28
Paula Moltzan (USA/9) Stephanie Brunner (AUT/8) 0,14
Maryna Gasienica-Daniel (POL/5) Estelle Alphand (SWE/12) 0,09
Katharina Liensberger (AUT/4) Alex Tilley (GBR/13) 0,77
Tina Robnik (SLO/3) Piera Hudson (NZL/14) 0,62
Tessa Worley (FRA/11) Coralie Frasse Sombet (FRA/6) 0,56
Federica Brignone (ITA/10) Andrea Filser (GER/7) 0,43
Marta Bassino (ITA/15) Meta Hrovat (SLO/2) 0,81
Qualifikation verpasst u.a.: Franziska Gritsch (AUT), Ramona Siebenhofer (AUT)

Herren:

Finale:
Mathieu Faivre (FRA/10) Filip Zubcic (CRO/13) 0,48
Duell um Platz drei:
Loic Meillard (SUI/1) Alexander Schmid (GER/3) DNF
Halbfinale:
Filip Zubcic (CRO/13) Loic Meillard (SUI/1) 0,02
Mathieu Faivre (FRA/10) Alexander Schmid (GER/3) 1,39
Viertelfinale:
Loic Meillard (SUI/1) Linus Straßer (GER/8) 0,24
Filip Zubcic (CRO/13) River Radamus (USA/12) 0,62
Alexander Schmid (GER/3) Luca de Aliprandini (ITA/11) 0,06
Mathieu Faivre (FRA/10) Fabio Gstrein (AUT/2) 0,02
Achtelfinale:
Loic Meillard (SUI/1) Iwan Kusnezow (RUS/16) DNF
Linus Straßer (GER/8) Timon Haugan (NOR/9) DNF
River Radamus (USA/12) Zan Kranjec (SLO/5) 0,09
Filip Zubcic (CRO/13) Stefan Luitz (GER/4) 0,20
Alexander Schmid (GER/3) Stefan Hadalin (SLO/14) 0,08
Luca de Aliprandini (ITA/11) Marco Odermatt (SUI/6) 0,01
Mathieu Faivre (FRA/10) Samu Torsti (FIN/7) 0,55
Fabio Gstrein (AUT/2) Mattias Rönngren (SWE/15) DNF
Qualifikation verpasst u.a.: Marco Schwarz (AUT), Roland Leitinger (AUT), Adrian Pertl (AUT)