Serena Williams
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Australian Open

Serena Williams scheitert klar an Osaka

Im Finale der Australian Open kommt es am Samstag zum Duell zwischen der Topfavoritin Naomi Osaka und der US-amerikanischen Außenseiterin und Finaldebütantin Jennifer Brady. Serena Williams scheiterte erneut bei ihrem Versuch, den langersehnten 24. Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

Im Halbfinale verlor die 39-jährige US-Amerikanerin am Donnerstag deutlich mit 3:6 4:6 gegen die als Nummer drei gesetzte Japanerin Naomi Osaka. Serena Williams bleibt damit weiterhin einen Major-Turniersieg hinter der Rekordhalterin Margaret Court.

Im zweiten Halbfinale setzte sich Williams’ Landsfrau Jennifer Brady im Duell zweier Außenseiterinnen durch. Die Nummer 24 der Weltrangliste gewann in drei umkämpften Sätzen mit 6:4 3:6 6:4 gegen die drei Positionen schlechter klassierte Tschechin Karolina Muchova.

Naomi Osaka und Serena Williams
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Serena Williams musste Naomi Osaka zu einer brillanten Leistung gratulieren

Tränen zum Abschied

Die Pressekonferenz verließ Williams vorzeitig und in Tränen aufgelöst. Auf die Frage, ob sie sich beim Gang aus der Rod-Laver-Arena bereits von den Zuschauern verabschiedet habe und ob das vielleicht ihr letzter Auftritt bei dem Grand-Slam-Tennisturnier in Melbourne gewesen sei, antwortete sie noch lächelnd: „Ich weiß es nicht. Wenn ich irgendwann ‚Farewell‘ sage, würde ich es keinem verraten. Also …“

Als sie danach nach ihren vielen leichten Fehlern gefragt wurde und ob es einfach ein schlechter Tag gewesen sei, sagte Williams: „Ich weiß nicht. Das war’s.“ Williams fing an zu weinen, stand auf und verließ den Interviewraum. Der Abgang zeigte deutlich, wie viel ihr dieser 24. Major-Titel bedeuten würde, wie sehr sie der neuerliche Rückschlag schmerzt. Die Zeit läuft ihr davon. Court gewann ihre 24 Titel von 1960 bis 1973, als das Damen-Tennis noch deutlich weniger umkämpft war.

Und obwohl Williams’ bisherige Erfolge daher höher einzuschätzen sind, will sie den 24er unbedingt erreichen. „Ich habe mich zu Beginn gut gefühlt“, erklärte Williams vor ihrem emotionalen Zusammenbruch. „Aber danach habe ich einfach zu viele wirklich einfache Fehler gemacht. Es war ein großer Fehler-Tag von mir.“ Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die 16 Jahre jüngere Naomi Osaka ist auf Hartplatz einfach stärker als jede andere, inklusive Williams.

Osaka spielt im Halbfinale groß auf

Der Name Serena Williams macht aber auch auf Osaka noch immer Eindruck. „Es ist immer eine Ehre, gegen sie zu spielen“, meinte sie. „Ich war am Anfang wirklich nervös, aber habe einen Weg gefunden, ins Match zurückzukommen“, sagte die Asiatin in der zur Hälfte mit Fans gefüllten Rod-Laver-Arena. Nach dem fünftägigen Lockdown wegen zuvor festgestellter Coronavirus-Fälle in einem Hotel am Flughafen durften am Donnerstag erstmals wieder Zuschauer auf die Anlage am Yarra River.

Während Osaka ihre bisherigen drei Grand-Slam-Finalspiele – US Open 2018 und 2020 sowie Australian Open 2019 – gewonnen hat, setzte sich die 25-jährige Brady im vergangenen August in ihrem ersten und bisher einzigen WTA-Finale beim kleinen Turnier in Lexington durch.

Osaka gilt im Endspiel als klare Favoritin. Die 23-Jährige zeigte gegen Williams eine nahezu perfekte Leistung und wackelte nur einmal. Die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin startete nervös und geriet 0:2 in Rückstand. Williams hatte Bälle zu einer 3:0- und dann 3:1-Führung. Dann aber gewann Osaka acht Games in Serie.

Jennifer Brady
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Jennifer Brady jubelte über den Einzug in das erste Major-Turnierfinale ihrer Karriere

Rekordtraum von Williams wird zum Alptraum

Bei 4:3 im zweiten Satz unterliefen ihr drei Doppelfehler, doch auf das 4:4 reagierte sie gleich wieder mit einem Break und servierte nach eineinviertel Stunden souverän zu null aus. Seit der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia im Herbst 2017 hat Williams nun elfmal versucht, Courts Allzeitrekord an Grand-Slam-Titeln zu egalisieren und ist gescheitert, viermal davon in einem Finale.

Unter anderem verlor sie schon 2018 im US-Open-Endspiel in zwei Sätzen gegen Osaka. Damals war dies sensationell, nun war es fast schon erwartet. In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist die Japanerin mit Abstand die stärkste Hartplatzspielerin der Welt.

Auch Bradys Erfolg kommt nicht aus dem Nichts. Sie erreichte bei den US Open ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale, in dem sie Osaka drei Sätze lang forderte. Gegen Muchova kämpfte sie am Ende mit den Nerven, nützte dann aber nach knapp zwei Stunden den fünften Matchball.