Zweikamf zwischen Tottenham’s Moussa Sissoko und Wolfsberg Spieler Sven Sprangler.
APA/AFP/Attila Kisbenedek
Europa League

WAC von „Spurs“ eiskalt abserviert

Die Hoffnung des RZ Pellets WAC auf eine Sensation gegen den englischen Topclub Tottenham Hotspur hat sich im Hinspiel des Sechzehntelfinales der Europa League am Donnerstag nicht erfüllt. Die Kärntner wurden bei ihrer Premiere in einer K.-o.-Runde im Europacup von den „Spurs“ im Ausweichquartier Budapest eiskalt mit 1:4 abserviert. Bereits zur Pause hatten die Londoner mit drei Toren die Weichen auf Sieg gestellt.

Son Heung Min (13.), Gareth Bale (28.) und Lucas Moura (34.) sorgten in der Puskas Arena, wohin das ursprünglich in Klagenfurt geplante Heimspiel der Kärntner aufgrund des CoV-bedingten Landeverbots der Engländer in Österreich verlegt wurde, schon vor der Pause für klare Verhältnisse. Carlos Vinicius setzte den Schlusspunkt (88.). Den Ehrentreffer für die tapfer kämpfenden, aber letztendlich auch mit zwei Lattenschüssen glücklosen Wolfsberger erzielte Michael Liendl nach dem Seitenwechsel aus einem Elfmeter (55.)

Das Rückspiel in der kommenden Woche im Tottenham Hotspur Stadium an der Nordlondoner Whitehart Lane ist damit wohl nur noch Formsache, für den WAC aber dennoch die abschließende Belohnung für das erstmalige Überstehen der Gruppenphase. Weil am Donnerstag auch der Lokalrivale der „Spurs“ Arsenal sein Rückspiel in der Runde der besten 32 der Europa League zu Hause absolviert, geht das Gastspiel der Wolfsberger bereits am Mittwoch, dem 24. Februar, (18.00 Uhr) über die Bühne.

Europa League: Niederlagen für WAC und Salzburg

In der Europa League musste der WAC am Donnerstag gegen Tottenham eine 1:4-Niederlage einstecken. Auch die Salzburger mussten sich daheim in Wals-Siezenheim dem FC Villarreal mit 0:2 geschlagen geben.

WAC mit stärkster Auswahl

WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer verzichtete gegen den Londoner Traditionsclub auf Experimente und schickte seine stärkste Formation aufs Feld. Im Vergleich zum letzten Ligaspiel setzte der Coach wenig überraschend auf den gegen die Admira geschonten Kapitän Liendl. Auch Christopher Werntzig war diesmal wieder mit von der Partie, Thorsten Röcher saß dafür auf der Bank. „Spurs“-Trainer Jose Mourinho gönnte zwar wie angekündigt einigen Leistungsträgern eine Pause, die Stardichte war dank Bale – einst der teuerste Spieler der Welt – und des englischen Teamstürmers Delle Alli dennoch hoch.

Jubelnde Tottenham Spieler
AP/Laszlo Balogh
Son Heung Min (M.) zeigte bereits in der 13. Minute mit seinem Tor zum 1:0 an, dass es für den WAC nichts zu gewinnen gibt

Für die Kärntner war nicht nur der Auftritt in der K.-o.-Runde eines Europcup-Bewerbes eine Premiere, auch ein Heimspiel in einem rund 67.000 Plätze fassenden Stadion, das alle Stückeln spielt, wird es für die Wolfsberger wohl so schnell nicht geben. Im Vergleich mit dem Wörthersee Stadion in Klagenfurt ist die 2019 eröffnete Puskas Arena zwar einen Rang höher, die Stimmung war aber aufgrund der fehlenden Zuschauer gleich, weil nicht vorhanden.

„Spurs“ genügt eine Hälfte

Der WAC versteckte sich vor den prominenten Namen aber nicht. Die Wolfsberger versuchten, Tottenham früh zu stören und mutig nach vorne zu spielen. Aber die doch recht offensive Taktik rächte sich gegen den Spitzenclub schon bald. Denn Tottenham erspielte sich relativ einfach Topchancen. Und nach 13 Minuten stand es 1:0 für die Engländer. Bale flankte die Kugel genau auf die Stirn des sträflich vernachlässigten Son, und der Südkoreaner, der kurz davor noch knapp daneben geschossen hatte, bugsierte im Fallen den Ball ins Tor (13.). Damit konnten die „Spurs“ früh schon mal das Auswärtstor abhaken.

Der Traum der Kärntner von einer Sensation war hingegen vorzeitig geplatzt. Immerhin gab man sich beim WAC nicht vorzeitig auf. Mehr noch: Dejan Joveljic hatte sogar den Ausgleich auf dem Fuß. Der Serbe tanzte im Strafraum gleich zwei Verteidiger aus, doch der Schuss fiel zu schwach und zu zentral aus. Hugo Lloris im Tor packte sicher zu (23.). Wie man es richtig macht, zeigte Bale nur kurze Zeit später. Der walisische Superstar ließ nach dem nächsten schnellen Angriff zuerst Jonathan Scherzer ins Leere rutschen und hämmerte das Leder anschließend humorlos aus spitzem Winkel ins Netz (28.).

Gerade einmal sechs Minuten später war die Partie und damit wohl der Aufstieg ins Achtelfinale entschieden. Denn Lucas Moura degradierte die WAC-Abwehr zu Statisten und schob souverän zum 3:0 ein (34.). Ernüchtert ging es für die Kärntner zur Pause, vor allem weil man selbst Chancen für ein deutlich schöneres Halbzeitbild ausgelassen hatte. Zweimal war allerdings Frankreichs Weltmeistergoalie Lloris der Spielverderber. Zuerst drehte er einen wuchtigen Kopfball von Dario Vizinger an die Latte (30.), dann entschärfte der 34-Jährige einen Weitschuss von Liendl (40.). Ein gut angetragener Freistoß von Wernitznig fand auch nicht den Weg ins Tor (45.+2).

Tottenham’s Lucas Moura beim Schuss.
Reuters/Bernadett Szabo
Lucas Moura (in Gelb) sorgte nach schönem Alleingang noch vor der Pause für klare Verhältnisse

Elferspezialist Liendl gelingt Ehrentreffer

Für die Wolfsberger ging es nun in der zweiten Hälfte nur noch um Schadensbegrenzung. Das Spiel bestimmten aber weiter die Gäste aus London. Vor allem Bale und Alli wollten sich bei Trainer Mourinho für mehr Einsatzzeiten in der Meisterschaft empfehlen. Dass Erstgenannter nur kurz nach Wiederbeginn nicht als zweifacher Torschütze in der Statistik stand, war WAC-Goalie Alexander Kofler zu verdanken. Der Kärntner Schlussmann tauchte bei einem scharfen Schuss des Walisers rechtzeitig ab (50.).

Ins Spiel der Engländer schlich sich jedoch eine gewisse Lässigkeit ein, gedanklich waren so manche von Mourinhos Spielern wohl bereits beim nächsten Premier-League-Spiel. Und eine Nachlässigkeit bescherte den Wolfsbergern auch einen Treffer. Moussa Sissoko, der bereits den Freistoß kurz vor der Pause an der Strafraumgrenze verschuldet hatte, attackierte Wernitznig im Sechzehner derart ungeschickt, dass dieser ohne schlechtes Gewissen zu Fall kommen konnte. Den von Schiedsrichter Ali Palabiyik verhängten Elfmeter verwertete der „Spezialist“ souverän (55.).

Der eher unerwartete Treffer weckte die Kärntner Lebensgeister, die nun wieder deutlich mehr zeigen wollten, dass die zwei Siege in der Gruppenphase gegen Feyenoord Rotterdam und der Erfolg bei ZSKA Moskau keine Zufälle waren. Aber an diesem Abend hatte der WAC nicht nur Tottenham, sondern auch das ungarische Torgestänge als Gegner. Denn Wernitznig hatte mit einem Lattenpendler großes Pech (68.). Auch der Videobeweis konnte den Kärntnern nicht helfen: Der Ball war eindeutig auf der Linie und nicht dahinter aufgesprungen. So durfte der zur Pause für Son eingewechselte Vinicius den Schlusspunkt setzen, in dem er einen Kopfball von Erik Lamela ins Tor spitzelte (88.)

Stimmen zum Spiel:

Ferdinand Feldhofer (WAC-Trainer): „Wir sind ganz gut ins Spiel gekommen. Das 0:1 hat uns leider ein bisschen die Moral genommen und uns geschwächt. Wir waren im Eins-gegen-Eins nicht nur in der letzten Kette, sondern insgesamt nicht konsequent und hart genug. Sie hatten nicht so viele Chancen, aber waren sehr effizient. Wir haben nach der Pause umgestellt, sind besser in die Zweikämpfe gekommen. Aber wir haben gegen ein absolutes Weltklasseteam gespielt, das uns keineswegs unterschätzt und uns dauernd unter Druck gesetzt hat.“

Michael Liendl (WAC-Kapitän): „Wir waren in der ersten Hälfte phasenweise ein bisschen zu mutlos sowohl mit als auch gegen den Ball. Ich glaube nicht, dass Tottenham so viele Hochkaräter gehabt hat, aber die haben sie eiskalt gemacht. In der zweiten Hälfte war es vom Engagement her in Ordnung, wir haben alles versucht. Wir haben zweimal die Stange getroffen, das ist der kleine – oder der große – Unterschied. Das sind einfach Weltklassespieler, auf diesem Niveau sind wir nicht. Das Ergebnis ist vielleicht ein bisschen zu hoch. Am Ende (nach seinem Tor, Anm.) war es ein kleiner Funken Hoffnung, wenn wir das 2:3 machen, sieht es ein bisschen anders aus, so wird es natürlich brutal schwer.“

Jose Mourinho (Tottenham-Trainer): „Es ist ein sehr wichtiges Ergebnis. Wir waren in der ersten Hälfte viel besser als sie, das 3:0 spiegelt unsere Überlegenheit wider. In der zweiten Hälfte hat Ferdinand (Feldhofer, Anm.) das System umgestellt. Das hat ihnen mehr defensive Stabilität gegeben, und sie haben durch das Tor Selbstvertrauen gewonnen. Die zweite Hälfte war schwieriger für uns. Dennoch haben wir einige gute Chancen gehabt und ein viertes Tor geschossen. Ich möchte nicht sagen, dass wir fix weiter sind. Aber es bräuchte eine katastrophale Vorstellung von uns, um 0:4 oder 1:5 zu verlieren, die ich mir nicht vorstellen kann. Es ist gut, wieder das positive Gefühl eines Sieges zu haben.“

Europa League, Sechzehntelfinale, Hinspiel

Donnerstag:

WAC – Tottenham Hotspur 1:4 (0:3)

Budapest, Puskas Arena, SR Palabiyik (TUR)

Torfolge:
0:1 Son (13.)
0:2 Bale (29.)
0:3 Moura (34.)
1:3 Liendl (55./Elfmeter)
1:4 Vinicius (88.)

WAC: Kofler – Novak (81./Pavelic), Baumgartner, Lochoshvili, Scherzer – Taferner (46./Henriksson), Sprangler (66./Giorbelidze), Liendl, Wernitznig – Joveljic (66./Dieng), Vizinger (46./Stratznig)

Tottenham: Lloris – Doherty, Dier, Alderweireld, Davies – Sissoko (78./Höjbjerg), Winks – Bale (65./Lamela), Alli (78./Ndombele), Moura (67./Bergwijn) – Son (46./Vinicius)

Gelbe Karten: Sprangler bzw. Alli, Sissoko, Höjbjerg

Rückspiel: 24. Februar in London