Andreas Ulmer
AP/Andreas Schaad
Europa League

Salzburg klammert sich an Strohhalm

Der FC Salzburg steht in der UEFA Europa League mit dem Rücken zur Wand. Nach dem 0:2 daheim gegen Villarreal am Donnerstag im Hinspiel des Sechzehntelfinales benötigen die „Bullen“ gegen einen sehr guten Gegner eine deutliche Leistungssteigerung, um doch noch den Aufstieg zu schaffen. „Wir können besser spielen und müssen das zeigen“, sagte Trainer Jesse Marsch, dessen Team nicht nur wegen einiger Ausfälle unterlegen war.

Der vierte Aufstieg ins Achtelfinale nach 2014, 2018 und 2019 ist in weite Ferne gerückt. Gegner Villarreal präsentierte sich im ersten Duell abgebrüht und nützte Fehler der Gastgeber für eine komfortable 2:0-Halbzeitführung. „Wir haben gegen einen schlauen Gegner mit vielen intelligenten Spielern gespielt und selbst zu viele Fehler gemacht sowie zu wenig konsequente Momente vor dem Tor gehabt. Das war zu wenig“, so der US-amerikanische Coach, der 2020 mit Salzburg im EL-Sechzehntelfinale an Eintracht Frankfurt gescheitert war.

„Es ist noch nichts verloren. Wir werden auch in Spanien unsere Chancen kriegen, dann müssen wir sie konsequent ausnutzen und andererseits auch einen besseren Zugriff haben. Wir geben nicht auf“, sagte Routinier Zlatko Junuzovic stellvertretend für seine Mitspieler. Österreichs Serienmeister verzichtete darauf, seine teils namhaften Ausfälle als Ausrede herzunehmen. Was bleibt, ist allerdings nur ein Strohhalm, an dem sich der heimische Tabellenführer nun klammert.

Europa League: Salzburg und WAC im Hintertreffen

Für den WAC ist der Traum vom Achtelfinale der Europa League nach der 1:4-Pleite gegen Tottenham so gut wie ausgeträumt. Und auch Salzburg steht nach dem 0:2 daheim gegen Villarreal vor einer schwierigen Aufgabe.

Salzburg musste nicht nur seine beiden nominellen Innenverteidiger vorgeben (Andre Ramalho war gesperrt, Maximilian Wöber saß angeschlagen auf der Bank), sondern auch kurzfristig seine malischen Teamspieler Mohamed Camara und Sekou Koita. Beide wurden vom europäischen Fußballverband (UEFA) nach der Einnahme eines verbotenen Mittels gegen Höhenkrankheit bei einem Einsatz im Nationalteam mit sofortiger Wirkung für je drei Monate gesperrt.

Dopingsperren kamen nicht überraschend

„Es war keine Überraschung für uns, wir haben die Sperre erwartet“, sagte Marsch. Die UEFA setzte Salzburg am Mittwochabend davon in Kenntnis, öffentlich kommuniziert wurde die Sperre zwei Stunden vor dem Spiel gegen Villarreal. „Ich hoffe, es gibt viel Unterstützung für die Jungs, denn sie haben keinen großen Fehler gemacht. Wenn dir ein Teamarzt Medikamente verabreicht, kannst du ihm normalerweise vertrauen. Es ist aber schade für sie und uns“, merkte Marsch an. Die Mannschaft sei bereits am Sonntag auf die Sperre vorbereitet worden.

Als Ersatz fungierten am Donnerstag US-Neuzugang Brenden Aaronson im Mittelfeld und der aktuell formschwache Stürmer Mergim Berisha. Beide waren bemüht, aber letztlich sprang nichts Zählbares heraus. In der Verteidigung gab der Franzose Oumar Solet sowie Aaronson sein Europacup-Debüt, Albert Vallci sprang als Abwehrchef ein. „Sie haben gut gespielt, aber es war der eine oder andere Fehler dabei“, analysierte Marsch und brachte es damit auf den Punkt. Denn auf diesem Niveau werden kleine Fehler von einer cleveren Elf bestraft.

Villarreal, mit 80 Spielen der erfahrenste Club in diesem Bewerb, hatte in der Gruppenphase fünf von sechs Partien gewonnen. Und auch wenn keines der vergangenen fünf Spiele im spanischen Oberhaus siegreich gestaltet werden konnte, unterstrich das „gelbe U-Boot“, warum es auf Rang sechs dieser Liga liegt. Mit gutem Positions- und Passspiel konnten sich die Gäste immer wieder gekonnt dem Pressing der Salzburger entziehen. Zwar vermochten die Hausherren zunächst große Chancen zu unterbinden, aber Villarreals Geduld zahlte sich aus.

„Billiges Standardtor“

Da ließen sich die Spanier auch von einem von Salzburg-Tormann Cican Stankovic gehaltenen Elfmeter nicht aus dem Konzept bringen. Ein weiterer ruhender Ball sorgte für die Führung und für Salzburger Ärger. „Dieses billige Standardtor darf uns nicht passieren, mit diesem Chip in die Mitte“, monierte Junuzovic diesbezüglich. Dem Tor zum 0:1 ging zunächst ein Foulspiel von Solet voraus, danach genügte eine Flanke vor das Tor sowie ein gewonnener Kopfballzweikampf, und Stürmer Alcacer machte seinen vergebenen Elfmeter schnell wieder vergessen.

Mergim Berisha
GEPA/Jasmin Walter
Berisha verlor vor dem 0:1 das entscheidende Kopfballduell

Salzburg kam insgesamt zu wenigen Chancen, aber vor allem nach der Pause gab es eine Phase, in der der Ausgleich zumindest ein wenig in der Luft lag. Berisha vergab die beste Ausgleichsmöglichkeit kurz nach Seitenwechsel zu fahrlässig. „In der zweiten Halbzeit müssen wir dann einfach das Tor machen, dann kann es in eine andere Richtung laufen“, sagte Junuzovic. Doch es war Villarreal, das traf und nach 70 Minuten mit seiner ersten guten Offensivaktion in Hälfte zwei die Entscheidung besorgte. Salzburg verbuchte zwar zwölf Abschlüsse, aber nur zwei gingen auf den Kasten, und die waren beide letztlich viel zu harmlos.

Statistisch einmalig

Salzburg hofft naturgemäß auf die Wende im Rückspiel, doch weiß auch um die Schwierigkeit dieser Aufgabe. „Es ist jetzt sicher ganz schwer, aber es ist möglich“, meinte Marsch. „Im Fußball ist alles möglich, wir müssen positiv denken. Unsere Mentalität hier stimmt“, sagte Landsmann Aaronson. Die Statistik macht allerdings nur wenig Hoffnung: Seit Einführung des Bewerbs hat in der K.-o.-Phase nur eine Mannschaft eine 0:2-Heimpleite im Rückspiel noch gedreht. Dieses Kunststück gelang dem heutigen Villarreal-Coach Unai Emery 2014 mit dem FC Sevilla, der in weiterer Folge auch den Bewerb gewann.