Ski-WM

Schwarz erobert Bronze im Riesentorlauf

Einen Tag nach der überraschenden Bronzemedaille von Katharina Liensberger im Damen-Riesentorlauf hat Marco Schwarz am Freitag im Herren-RTL bei der WM in Cortina d’Ampezzo ebenso unerwartet nachgelegt. Neuer Weltmeister ist der Franzose Mathieu Faivre, der auch von einem Missgeschick des Favoriten und Halbzeitführenden Alexis Pinturault profitierte. Der Italiener Luca De Aliprandini holte sich Silber.

Schwarz, der bereits in der Kombination Gold gewinnen konnte, fuhr damit die sechste Medaille für den ÖSV bei den Titelkämpfen in den italienischen Dolomiten ein. Nach den unterdurchschnittlichen Leistungen im Weltcup kommt diese Leistungssteigerung in der Problemdisziplin der ÖSV-Herren umso überraschender. Neben Pinturault scheiterte auch der nach dem ersten Lauf drittplatzierte Deutsche Alexander Schmid in der Entscheidung.

„Jetzt hab ich brutal geschwitzt, das ist eine große Überraschung für mich“, so Schwarz im ORF-Interview. „Ich habe gewusst, dass ich es auch im Riesenslalom drauf hab, jetzt hab ich es endlich mal gezeigt. Das freut mich brutal. Ich hatte vor dem zweiten Durchgang keinen Gedanken an Bronze. Aber das Rennen ist immer erst nach dem zweiten Durchgang aus. Es kann alles passieren. Platz vier wäre auch keine Schande gewesen, aber über Bronze bin ich natürlich megahappy.“

Luca De Aliprandini, Mathieu Faivre und Marco Schwarz
APA/AFP/Andreas Solaro
Mit Sicherheitsabstand freuten sich De Aliprandini (l.), Faivre (m.) und Schwarz (r.) bei der RTL-Siegerehrung über ihren Erfolg

Favorit strauchelt auf Weg zu Gold

Der Verlauf des Rennens ließ zunächst auch kein weiteres Edelmetall für Österreichs Skiherren erwarten. Auf der stellenweise noch extrem eisigen Piste Labirinti waren alle Fahrer in beiden Durchgängen gefordert. Fehlerlos kam kaum ein Fahrer den eisigen Hang hinunter. Nur der nach dem ersten Lauf souverän führende Pinturault schien sicher mit den Gegebenheiten zurechtzukommen.

2. DG: Alexis Pinturault (FRA)

Favorit Alexis Pinturault scheidet auf dem Weg zum sicher geglaubten Gold aus.

Doch der Franzose, der im RTL-Weltcup führt, die letzten drei Riesentorläufe in Serie gewonnen hat und sich in Cortina bereits die Super-G-Bronzemedaille sowie Silber in der Kombination geholt hatte, rutschte auf dem vermeintlich sicheren Weg zu Gold aus. „Ich habe die richtige Linie gewählt für dieses Tor, aber es war unruhig und ich bin mit den Schuhen in den Schnee gekommen. Das war für mich ein großes Ziel, deshalb bin ich jetzt auch ein bisschen traurig.“

Faivre jubelt über zweiten Titel

Fassungslos jubelte sein Landsmann Faivre, der im Dezember 2016 in Val d’Isere seinen einzigen Riesentorlauf gewinnen konnte, im Zielraum über seine zweite Goldmedaille bei diesen Titelkämpfen nach seinem Sieg im Parallel-Bewerb. „Es ist schwer zu glauben“, sagte der frischgekürte Doppelweltmeister im Ziel.

„Natürlich schade für Alexis, aber ich bin sehr stolz auf meine Leistung. Ich hab mich sehr wohlgefühlt auf meinen Skiern, schon seit einigen Wochen. Jetzt wollte ich voll attackieren, und das hat funktioniert. Ich habe auch Fehler gemacht, aber das Wichtigste war, daran zu glauben, dass ich einen guten Lauf ins Ziel bringen kann. Die Goldene im Parallel-Bewerb war schon fantastisch, aber das ist die Krönung. Ich habe nicht daran geglaubt, dass es so kommen könnte.“

Mathieu Faivre und Luca De Aliprandini
Reuters/Leonhard Foeger
Weltmeister Faivre (l.) und der zweitplatzierte De Aliprandini (r.) feiern mit einem freundschaftlichen „Ringkampf“

De Aliprandini, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, war überwältigt von seinem Erfolg: „Einfach unglaublich! Ich hatte überhaupt keinen Druck gehabt. Der erste Lauf hat schon super geklappt. Im zweiten Lauf ist es noch schwieriger geworden, es hat sehr geschlagen. Ich bin so happy, war nie auf dem Podest, und das passiert heute bei der WM. Es ist unglaublich, ich bin überglücklich.“

Schwarz: „Wunderschönes Gefühl“

Auch Kombinationsweltmeister Schwarz gab in der Entscheidung alles, am Ende fehlten ihm 0,87 Sekunden auf Gold und nur 0,24 Sekunden auf Silber. „In der Saison ist es mir im Riesentorlauf noch nicht aufgegangen, deshalb ist das jetzt umso schöner. Im zweiten Durchgang hab ich mein Konzept im Steilen perfekt umgesetzt. Ein wunderschönes Gefühl.“

Kein guter Tag für Brennsteiner und Leitinger

Der Angriff von Stephan Brennsteiner von Rang sieben nach dem ersten Durchgang auf eine bessere Platzierung dauerte nur wenige Sekunden, dann rutschte der Salzburger an einem Tor vorbei. „Ich habe nicht so richtig in den Lauf gefunden. Es ist mir auch so gegangen wie Pinturault.“

1. Mathieu Faivre (FRA)
2. Luca De Aliprandini (ITA)
3. Marco Schwarz (AUT)

Auch Roland Leitinger, der als Zwölfter mit 2,15 Sekunden Rückstand bereits im ersten Durchgang mit seiner Fahrt haderte, konnte auch den zweiten Lauf nicht nach Wunsch gestalten. Auch wenn am Ende ein Top-Ten-Platz für Leitinger stand. Allein im Mittelteil verspielte der 29-jährige Tiroler neun Zehntelsekunden seines Vorsprungs auf den zwischenzeitlich führenden Slowaken Adam Zampa.

„Ich bin von einem Tor ins andere gerutscht und habe mich nicht erfangen bis ins Flachstück. Da ist zu viel zusammengekommen. Im ersten Durchgang war ich noch zu inaktiv, wie oft. Jetzt hab ich es probiert, aber ich konnte es einfach nicht umsetzen. Es hat mich nur runtergebeutelt“, so die ehrliche Analyse des enttäuschten Riesentorlauf-WM-Zweiten von 2017.

Feller und Hohenlohe scheiden aus

Für Manuel Feller waren die Schwierigkeiten der Strecke diesmal auch nicht zu bewältigen. Der Tiroler schied bereits im ersten Durchgang, nach guten Zwischenzeiten im oberen Teil, aus. „Ich wollte alles riskieren, weil es zählen nur die ersten drei Plätze. Es war schlussendlich ein Linienproblem. Es wechselt auch die Piste, und wenn man die ganze Saison nicht vorne mitfährt, wird es hier nicht leichter.“

Wie eisig die Strecke war, sah man schon ganz am Beginn des Rennens. Nachdem sogar ORF-Kamerafahrer Joachim Puchner bei der TV-Fahrt vor dem ersten Durchgang gestürzt war, erwischte es gleich danach den mit Nummer eins fahrenden Schweizer Hoffnungsträger Marco Odermatt. Insgesamt kamen von 100 Startern 62 ins Ziel, 60 davon erreichten Lauf zwei, 44 kamen am Ende in die Wertung. Nicht geschafft hat es auch der für Mexiko startende, 62-jährige Hubertus von Hohenlohe, der Nummer 99 gehabt hatte und bei seiner 19. WM auf dem schwierigen Hang stürzte.