Jubelnde ÖFB Spielerinnen
GEPA/Michael Meindl
Fußball

Finnland serviert ÖFB-Frauen EM-Ticket

Österreichs Fußball-Frauen dürfen fast schon sicher mit einer EM-Teilnahme 2022 in England rechnen. Finnland leistete am Freitagabend in seiner Gruppe mit einem 1:0-Heimsieg gegen Portugal Schützenhilfe. Die ÖFB-Frauen können damit nur noch theoretisch von einem der Fixstartplätze für die drei besten Gruppenzweiten der EM-Qualifikation verdrängt werden.

Portugal müsste dafür am Dienstag in Schottland mit mindestens 14 erzielten Toren gewinnen. Für den entscheidenden Treffer in Helsinki sorgte Linda Sällström in der dritten Minute der Nachspielzeit. Die erlösende Nachricht aus Finnland erreichte ÖFB-Nationaltrainerin Irene Fuhrmann und ihr Team in Malta, wo es zuvor am Nachmittag ein 1:6-Testspieldebakel gegen Schweden gesetzt hatte. Bei einem Remis im direkten Duell zwischen Finnland und Portugal hätten beide Teams mit abschließenden Siegen nächste Woche an der ÖFB-Auswahl vorbeiziehen können.

Fuhrmann und ihr Team verfolgten die Begegnung auf dem Liveticker in Malta. „Das Team hat sich das direkte EM-Ticket nach der besten Qualifikation aller Zeiten verdient“, meinte Fuhrmann. „Eine neuerliche EM-Teilnahme wäre für ein kleines Fußballland wie Österreich extrem hoch einzuschätzen. Wir haben einen Punkt gegen Topfavoriten Frankreich geholt, da wäre es extrem bitter, ins Play-off zu müssen.“

Die Österreicherinnen hatten ihre Qualifikationsgruppe bereits im Dezember hinter Frankreich als Zweiter beendet. 19 Punkte und eine Tordifferenz von plus 19 weist die Tabelle aus. Von den bisherigen Gruppenzweiten hat nur Island (19 Punkte, Tordifferenz +20) besser abgeschnitten. Sollte Portugal das völlig unerwartete Wunder in Schottland schaffen, könnten die ÖFB-Frauen immer noch hoffen, dass Italien tags darauf in seiner Gruppe nicht mit sechs oder mehr Toren Unterschied gegen Israel gewinnt.

Die finnische Fußballerin Linda Sällström
picturedesk.com/Lehtikuva/Emmi Korhonen
Die ÖFB-Frauen dürfen sich bei Linda Sällström bedanken

Sonst geht’s ins Play-off

Nur wenn am Ende neben Island auch Portugal und Italien im Ranking der Gruppenzweiten vor den Österreicherinnen landen würden, müsste das Fuhrmann-Team in einem Play-off mit Hin- und Rückspiel im April gegen einen anderen Gruppenzweiten um eines der letzten drei EM-Tickets spielen. Bei der vergangenen EM 2017 in den Niederlanden waren die Österreicherinnen unter Trainer Dominik Thalhammer sensationell bis ins Halbfinale vorgestoßen.

Fuhrmann-Elf startet mit Abfuhr ins Jahr

Der Auftakt ins Länderspieljahr 2021 verlief für Österreichs Frauen allerdings nicht nach Wunsch. Die Auswahl von Teamchefin Fuhrmann musste sich am Freitag im Rahmen der Visit Malta Women’s Trophy in Paola im Prestigeduell mit Schweden klar mit 1:6 geschlagen geben. Die Weltranglistenfünften aus dem hohen Norden sorgten gegen eine ersatzgeschwächte österreichische Mannschaft bereits in den ersten 45 Minuten mit vier Toren für klare Verhältnisse.

Linda Sembrant in der 20. Minute, Fridolina Rolfö (34.), Lina Hurtig (37.) und Filippa Angeldal (45.+1) nutzten beim ersten Spiel im Rahmen des Turniers in Malta die Abstimmungsprobleme der Österreicherinnen in der Abwehr bereits vor der Pause eiskalt aus und brachten die Schwedinnen vorzeitig auf die Siegerstraße. Rolfö legte mit ihrem zweiten Tor nach der Pause nach (56.), Sofia Jakobsson (81.) setzte den Schlusspunkt.

Virginia Kirchberger sorgte mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich (25.) für das Highlight aus heimischer Sicht. Am Dienstag (18.30 Uhr, live in ORF Sport + und im Livestream) trifft Österreich im zweiten Spiel auf die Slowakei.

Ausgleich durch Kirchberger

Die routinierte Abwehrspielerin steht nach einem Eckball goldrichtig und sorgt für den zwischenzeitlichen Ausgleich.

Schwedinnen nutzen Chancen eiskalt

Im Testspiel hielten die Österreicherinnen, die u. a. auf Stammtorhüterin Manuela Zinsberger und die etatmäßige Kapitänin Viktoria Schnaderbeck verzichten mussten, die von Beginn an überlegenen WM-Dritten und Olympiazweiten aus Skandinavien nur in den ersten 20 Minuten vom Tor weg. Sembrant nutzte nach einem Eckball allerdings eine Unsicherheit in der Abwehr zur verdienten Führung aus. Torhüterin Jasmin Pal, die ihr Länderspieldebüt geben durfte, war chancenlos.

Praktisch im Gegenzug durfte sich jedoch die ÖFB-Auswahl über den Ausgleich freuen. Diesmal war es Kirchberger, die nach einem Eckball eine Unachtsamkeit der schwedischen Abwehr mit der ersten österreichischen Chance im Spiel zu einem Tor nutzte (25.). Die Hoffnung auf eine Überraschung währte aber keine zehn Minuten. Denn Rolfö nutzte einen Ballverlust von Katherina Naschenweng zur neuerlichen Führung (35.).

Rolfö legt erneut für Schweden vor

Fridolina Rolfo nutzt einen Ballverlust der österreichischen Abwehr souverän zur neuerlichen Führung.

Keine zwei Minuten später kam es für die Österreicherinnen im Hibernias Ground noch dicker: Juventus-Legionärin Hurtig wuchtete den Ball per Kopf ins Netz, nachdem sie am kurzen Eck von der ÖFB-Abwehr sträflich vernachlässigt wurde (37.). Der Doppelschlag lastete schwer auf den Gemütern der Österreicherinnen. Und kurz vor der Pause gab es noch den nächsten Volltreffer: Diesmal war es Angeldal, die in der Nachspielzeit einen Angriff erfolgreich abschloss (45.+1).

Debütantin hält Elfmeter

Obwohl die Partie entschieden war, schaffte es Teamchefin Fuhrmann, ihre Spielerinnen in der Pause noch einmal aufzurichten. Und die Österreicherinnen kamen deutlich gefestigter aus der Kabine. Laura Feiersinger hatte kurz nach der Pause sogar das 2:4 auf dem Fuß, doch die Spielgestalterin scheiterte mit ihrem gut angetragenen Weitschuss an Torhüterin Hedvig Lindahl, die den Ball mit einer Glanzparade aus dem Winkel holte. Kurz darauf machten die Schwedinnen aber alle Comebackhoffnungen der Österreicherinnen zunichte: Rolfö vollendete einen Stanglpass von Jakobsson von Real Madrid zum 5:1 (56.).

Rolfö erzielt zweiten Treffer

Die Stürmerin vom VfL Wolfsburg braucht nach einem Pass von Jakobsson nur noch einzuschieben.

Immerhin durfte sich Debütantin Pal, die aufgrund des CoV-bedingten Einreiseverbots von England-Legionärin Zinsberger im Tor stand, über einen Achtungserfolg freuen. Die 24-Jährige vom FC Sand hielt einen durch ein Handspiel von Nicole Billa verschuldeten Elfmeter von Nathalie Björn (69.) und verhinderte damit vorerst einen noch höheren Rückstand Abfuhr. Dennoch gelang den Schwedinnen noch ein sechster Treffer. Diesmal war es Jakobsson vorbehalten, einen schnörkellosen Angriff sicher abzuschließen (81.).

Stimme zum Spiel

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Wir können auf keinen Fall zufrieden sein. In den ersten 30 Minuten haben wir uns richtig gut verkauft, aber wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir uns bei den defensiven Standards gegen solch einen Gegner deutlich steigern müssen. Obwohl die Schwedinnen körperlich robust sind, wollten wir nicht zu tief verteidigen, sondern haben andere Dinge ausprobiert. Ich glaube aber schon, dass wir gerade im Spiel mit dem Ball Fortschritte gemacht haben, auch wenn es das Ergebnis nicht widerspiegelt.“

Turnier auf Malta

Freitag:

Österreich – Schweden 1:6 (1:4)

Paola, Malta, SR Valentova

Tore: Kirchberger (25.) bzw. Sembrant (20.), Rolfö (34., 56.), Hurtig (37.), Angeldal (45.), Jakobsson (81.)

Pal hielt einen Elfmeter gegen Björn (69.)

Österreich: Pal – Naschenweng, Wenninger, Wienroither, Kirchberger – Zadrazil, Höbinger (46./Enzinger), Puntigam – Dunst, Feiersinger (70./Klein), Billa

Schweden: Lindahl, Sembrant, Glas, Fischer (78./Rybrink), Hurtig (78./Blackstenius), Jakobsson, Ilestedt, Seger (46./Björn), Rolfö (61./Kaneryd), Angeldal (61./Bennison), Schough (78./Blomqvist)