Ski-WM

Liensberger fährt mit Gala zu Slalom-Gold

Erstmals seit 2013 heißt die Slalom-Weltmeisterin nicht Mikaela Shiffrin. Entthront wurde die US-Amerikanerin am Samstag von Katharina Liensberger. Die Vorarlbergerin sicherte sich mit einer sensationellen Vorstellung die Goldmedaille im Slalom. Mit zweimal Laufbestzeit setzte sich die 23-Jährige eine Sekunde vor der Slowakin Petra Vlhova durch und krönte sich damit zur Doppelweltmeisterin in Cortina d’Ampezzo.

Für Shiffrin, die viermal in Serie Slalom-Gold geholt hatte, blieb diesmal Bronze. Auf die erfolgreiche Titelverteidigung fehlten der 25-Jährigen 1,98 Sekunden auf die entfesselt fahrende Liensberger. Die Vorarlbergerin, die noch kein Weltcup-Rennen gewonnen hat, gewann das erste Slalom-Gold für die ÖSV-Damen seit Marlies Schild (nun Raich) 2011 in Garmisch-Partenkirchen. Mit der fünften Goldmedaille ist Österreich auch vor dem abschließenden Herren-Slalom am Sonntag (10.00 Uhr, live in ORF1) nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

„Etwas Schöneres kann mir gar nicht passieren. Ich habe darauf hingearbeitet, dass ich das so zeigen kann. Ich bin so glücklich und dankbar. Ich kann es gar nicht glauben. Wenn man etwas ganz fest will, dann ist wirklich das ganze Universum da, dass einem hilft. Ich wollte meinen Job gut machen, mein Können auf der Piste zeigen. Dass ich mit einer ganzen Sekunde Vorsprung gewonnen habe, ist unglaublich. Davon habe ich immer geträumt“, sagte Liensberger im ORF-Interview.

1. Katharina Liensberger (AUT)
2. Petra Vlhova (SVK)
3. Mikaela Shiffrin (USA)

Meisterstück im zweiten Durchgang

Den Grundstein zum Sieg legte Liensberger bereits im ersten Durchgang. Mit Startnummer eins fand die Vorarlbergerin auf dem steilen und sehr schwierigen Kurs die schnellste Linie und distanzierte die Konkurrenz. Einzig Vlhova konnte mit Liensberger mithalten und lag 0,30 Sekunden hinter der Österreicherin. Die drittplatzierte Schweizerin Wendy Holdener, die am Ende Vierte (+2,34) wurde, hatte schon einen Rückstand von 1,24 Sekunden. Shiffrin lag 1,30 Sekunden zurück.

Das Meisterstück lieferte Liensberger dann aber in der Entscheidung. Obwohl die 23-Jährige noch nie in ihrer Karriere als Letzte in ein Rennen gegangen war, behielt sie die Nerven und lieferte trotz der schwieriger werdenden Pistenverhältnisse noch einmal Laufbestzeit. „Ich habe alles ausgeblendet, habe den Fokus auf das Rennen gehalten, und das ist, was zählt. Heute bin ich stolz auf mich“, erklärte die neue Slalom-Weltmeisterin, die auch Bronze im RTL geholt hatte und damit schon bei insgesamt vier WM-Medaillen hält.

Petra Vlhova, Katharina Liensberger und Mikaela Shiffrin
APA/AFP/Andreas Solaro
Mit Petra Vlhova, Katharina Liensberger und Mikaela Shiffrin schafften es die Favoritinnen auf das Siegerfoto

Lob von Vlhova und Shiffrin

Vlhova und Shiffrin, die den Damen-Slalom in den letzten Jahren dominiert hatten, gratulierten der neuen Slalom-Weltmeisterin. „Katharina ist bei dieser WM so gut gefahren. Es war schwierig, sie zu schlagen. Sie war zu gut heute“, sagte die 25-jährige Slowakin, die in der Kombination ebenfalls Silber geholt hatte. „Ich bin glücklich, dass ich mit zwei Medaillen aus Cortina wegfahre. Der letzte Monat im Weltcup wird noch hart, Katharina ist gut.“

Auch Shiffrin lobte die Österreicherin und zeigte sich nicht überrascht, dass Liensberger die Goldmedaille holte. „Wenn ich etwas erwartet hatte für diese WM, dann, dass Katharina ‚on fire‘ ist. Man muss seine Leistungen auch umsetzen können. Aber sie ist gekommen und hat es einfach gemacht“, so die sechsfache Weltmeisterin.

Für Shiffrin endet die WM in Cortina mit der vierten Medaille. Nach Gold in der Kombination, Silber im RTL, Bronze im Super-G und zeigte sich die 25-Jährige nach erneutem Bronze sehr zufrieden. „Das ist etwas, wovon man träumt, vier Medaillen zu holen. In den letzten zwei Wochen war jeder Tag etwas Spezielles, jeder Tag hatte etwas, worüber man sich freuen konnte. Nach dem letzten Jahr bin ich dankbar für jeden guten Moment“, sagte Shiffrin.

Mair auf dem sechsten Platz

Von den restlichen ÖSV-Damen konnte sich auch Chira Mair freuen. Die 24-jährige WM-Debütantin verbesserte sich in der Entscheidung dank fünftbester Laufzeit noch um vier Ränge und wurde Sechste (+2,75). „Ich war nach dem ersten Lauf sehr enttäuscht, weil das nicht das war, was ich kann. Ich war böse auf mich. Im zweiten habe ich mir gesagt, ich nütze das noch einmal aus, dass ich mit einem guten Gefühl nach Hause fahre. Ich glaube, ich habe das Beste rausgeholt“, sagte Mair.

Knapp vor der Tirolerin landete die Slowenin Andreja Slokar die Überraschung des Rennens. Die 23-Jährige, die im Weltcup erst zwei Ergebnisse (RTL-19. in Kranjska Gora und Slalom-23. in Flachau) zu Buche stehen hat, erzielte in der Entscheidung die zweitbeste Laufzeit (0,38 Sek. hinter Liensberger) und machte zwölf Ränge gut.

Franziska Gritsch landete auf dem elften Rang (3,55). „Ich werde in Zukunft versuchen, von Anfang an Anfang schnell zu fahren. Im Finish funktioniert es schon, nur vom Start weg nicht. Ich wollte bei dieser WM unbedingt eine Medaille, aber in der Kombi hat das nicht so geklappt wie erhofft. Aber wer mich kennt, weiß, dass mich das nicht umhaut“, sagte die 23-Jährige. Katharina Huber war bereits im ersten Durchgang spektakulär ausgeschieden, blieb aber unverletzt. „Ich wollte volle Attacke von oben bis unten, aber das war oben wohl zu viel des Guten. Ich wollte mir im Ziel eben nicht vorwerfen, dass ich es verbremst habe“, sagte die Niederösterreicherin.