Ski-WM

Pertl greift im Slalom sensationell nach Gold

Der erste Durchgang im WM-Slalom hat am Sonntag eine sensationelle Zwischenführung gebracht. Nicht die großen Favoriten, sondern der Kärntner Adrian Pertl greift im letzten Bewerb in Cortina d’Ampezzo nach der Goldmedaille. Der 23-Jährige markierte im ersten Durchgang die Bestzeit und geht mit einem Vorsprung von 0,14 Sekunden auf den nicht minder überraschend auf Rang zwei liegenden Italiener Alex Vinatzer in die Entscheidung (13.30 Uhr, live in ORF1).

Dahinter lauern mit geringem Rückstand die prominenten Jäger des Überraschungsduos. Mit dem Norweger Sebastian Foss-Solevaag (+0,16), dem Franzosen Clement Noel (+0,34) und dem Norweger Henrik Kristoffersen liegen drei Saisonsieger auf den Rängen drei, fünf und sechs. Dazwischen fuhr mit dem Schweden Kristoffer Jakobsen als Viertem (+0,18) ebenfalls ein Außenseiter. Auch Marco Schwarz wahrte mit Zwischenrang acht seine Chance auf eine Medaille. Der Kombi-Weltmeister muss allerdings schon 0,57 Sekunden aufholen.

Michael Matt klassierte sich mit einem Rückstand von 0,95 Sekunden auf Rang 13. Manuel Feller (+1,78) verpasste indes die wichtige Qualifikation für die Top 15. Aufgrund der höheren Temperaturen entschied die FIS, die Startregel für den zweiten Durchgang zu ändern. Nicht der 30. des ersten Durchgangs wird den zweiten Abschnitt eröffnen, sondern der Athlet mit der 15.-schnellsten Zeit. Erst danach geht es mit dem 16. des ersten Durchgangs weiter.

Pertl mit viel Risiko zur Zwischenführung

Die Regeländerung ist auch ein Vorteil für Pertl, der schon im ersten Durchgang bewies, dass er mit den Verhältnissen sehr gut zurechtkommt. Der 23-Jährige zeigte auf dem sehr drehenden Kurs von oben bis unten einen sehr runden Schwung mit einem perfekten Druckaufbau. Erst im unteren Teil büßte der Österreicher ein wenig Zeit ein.

„Es hat sich gut angefühlt. Dass ich im Ziel führe, damit habe ich aber nicht gerechnet. Ich habe versucht, alles zu riskieren. Schließlich geht es um Medaillen. Ich werde es angehen wie im ersten Durchgang, voll angreifen. Dass die ersten 15 umgedreht werden, ist kein Nachteil für mich. Es wird weicher werden. Wenn man in die Spuren findet, dann wird das schon passen“, sagte Pertl, der nach einem ersten Durchgang noch nie besser als auf Rang neun gelegen war, im ORF-Interview.

Schwarz und Matt sehen Chancen

Aufgrund der geringen Zeitabstände hat auch noch Schwarz alle Chancen auf seine dritte Medaille in Cortina. Der Kärntner fand von Beginn an einen guten Rhythmus. Ausgerechnet ein kleiner Fehler im letzten Abschnitt, auf dem er normalerweise Zeit aufholt, kostete ihm eine bessere Platzierung. „Ich war überrascht, dass das Ziel so schnell da war. Ich war nicht am Limit, es ist noch viel drinnen. Es gibt eine Chance. Die Startregel ist ein Vorteil für mich“, sagte Schwarz.

Der erste Lauf von Schwarz

Marco Schwarz liefert im ersten Durchgang lange eine saubere Fahrt ab, ein kleiner Fehler vor dem Ziel kostet aber Zeit.

Auch Matt sieht sich noch nicht gänzlich chancenlos. Bei Olympia 2018 in Pyeongchang fuhr der Tiroler noch vom zwölften Rang zu Bronze. „Oben war es in Ordnung, danach war ich zu gerade. Das ist dann die Zeit. Die Hoffnung gibt man nie auf, es ist noch nicht vorbei“, sagte Matt, der 2019 Vizeweltmeister hinter Marcel Hirscher geworden war.

Feller mit Materialproblemen

Chancenlos ist hingegen schon Feller, der sich aber in prominenter Gesellschaft befindet. Mit dem Schweizer Ramon Zenhäusern und dem Deutschen Linus Straßer verpassten zwei weitere Saisonsieger die Qualifikation für die Top 15. „Die Piste war brutal aggressiv. Ich war vom Material viel zu weich, das hat bei der Besichtigung noch ganz anders ausgeschaut. Ich habe das komplett falsch eingeschätzt, da muss ich mich fast schämen. Ich habe nur geschaut, dass ich da irgendwie runterkomme“, sagte der 28-jährige Tiroler.

Da die Piste wesentlich kompakter war als angenommen, zeigten einige Läufer mit hoher Startnummer auf. So fuhr etwa der Amerikaner Jett Seymour auf Rang zehn (+0,68), sein Landsmann Luke Winters wird als 15. (+1,12) den zweiten Lauf eröffnen. Der für Griechenland startende AJ Ginnis fuhr nach Zwischenbestzeit nach einem Fehler auf Rang 21 (+1,66). Der Brite Laurie Taylor schied auch mit Zwischenbestzeit aus.