Novak Djokovic
Reuters/Asanka Brendon Ratnayake
Tennis

Djokovic legt Fokus mehr auf Grand Slams

Novak Djokovic hat am Sonntag mit einem glatten Finalsieg über den Russen Daniil Medwedew seine Vorherrschaft bei den Australian Open eindrucksvoll bestätigt. Zum neunten Mal holte sich der Serbe in Melbourne den Titel und liegt mit insgesamt 18 Major-Siegen nur noch zwei hinter Roger Federer und Rafael Nadal. Trotz seiner aktuellen Topform überlegt Djokovic, etwas kürzer zu treten – vor allem, wenn er bald einen nächsten Rekord sein Eigen nennt.

Am 8. März wird der Serbe in seine insgesamt 311. Woche als Nummer eins der Weltrangliste gehen und damit in der ewigen Statistik den Schweizer Federer als Rekordhalter überholen. Daher erwägt Djokovic, aus sportlichen und privaten Gründen sein Turnierprogramm zu reduzieren. „Ich werde meine Aufmerksamkeit insbesondere auf die Grand Slams konzentrieren“, sagte der Serbe, der bei für ihn optimalem Verlauf in der Major-Bestenliste mit Federer und Nadal mit 20 Siegen gleichziehen kann.

Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass Djokovic daneben doch wieder viele vermeintlich kleine Turniere absolviert. Denn die Spitzenposition der Weltrangliste möchte der Superstar noch weit über 311 Wochen innehaben. Und dazu sei das Sammeln von Punkten bei anderen Turnieren essenziell. „Wenn du auf die Nummer eins der Weltrangliste abzielst, musst du die ganze Saison spielen und musst gut spielen, du musst all die Turniere spielen“, so Djokovic.

Novak Djokovic und Daniil Medvedev
Reuters/Asanka Brendon Ratnayake
Beim Finale der Australian Open ließ Djokovic (l.) gegen Medwedew nichts anbrennen

„Besser spielen als nicht spielen“

Noch hat der 33-Jährige offengelassen, wie seine künftigen Pläne aussehen. Die Regeln aufgrund der Coronavirus-Pandemie erschweren ihm die Planung. „Die Familie auf der Tour bei mir zu haben wird eine sehr schwere Aufgabe“, sagte der Familienvater. Bei vielen Turnieren würden ihm die Regeln nur zwei Begleiter erlauben. „Jedes Land, jedes Turnier ist anders. Es ist viel Aufwand, sich darauf mental einzustellen und sich anzupassen. Das ist nicht einfach für Spieler“, sagte Djokovic.

Eine Auszeit, bis die Pandemie so weit im Griff ist, dass eine Art Normalzustand auf der Tour herrscht, ist für die Nummer eins der Welt jedenfalls keine Option. „Ich glaube, es ist besser zu spielen, insbesondere die Grand Slams, als nicht zu spielen“, sagte Djokovic mit Hinweis auf die erwarteten Einschränkungen. Die ATP-Tour geht in dieser Woche mit Turnieren in Montpellier, Singapur und Cordoba in Argentinien weiter.

Triumph trotz Blessur

Der Serbe hatte am Sonntag das Endspiel in Melbourne klar mit 7:5 6:2 6:2 gegen den Russen Daniil Medwedew gewonnen und sich trotz einer Bauchmuskelverletzung in seinem neunten Finale den neunten Australian-Open-Triumph gesichert. „Brillante Arbeit“, gratulierte die australische Tennislegende Rod Laver via Twitter: „Unter so viel Druck in solchen schwierigen Zeiten. Du zeigst der Welt weiter, was für ein großartiger Champion du bist.“ Auch der frühere US-Open-Sieger Andy Roddick schwärmte auf Twitter: „Djoker ist so gut. Es gibt keine Möglichkeit, ihn auf dem Court zu attackieren. Es ist, wie wenn man nicht imstande ist, einen Boxer zu schlagen und dieser Boxer K.-o.-Power in beiden Händen hat.“

Angeschlagen wie ein Boxer war Djokovic allerdings im vergangenen Jahr öfters: Sowohl mit der Organisation der Adria-Tour, wo Spieler Partys gefeiert und sich – so wie Gastgeber Djokovic selbst – auch mit dem Coronavirus infiziert hatten, als auch mit der Disqualifikation bei den US Open, nachdem er unabsichtlich eine Linienrichterin mit einem weggeschlagenen Ball getroffen hatte. Im Vorfeld der Australian Open hatte sich Djokovic wegen der Quarantänebestimmungen und seiner Forderung nach Lockerung für die Spieler unbeliebt gemacht.

Konstante Medienschelte ist Djokovic, der im Beliebtheitsgrad mit Federer und Nadal weltweit gesehen trotz all seiner sichtbaren Bemühungen nicht mithalten kann, gewohnt. „Natürlich tut das weh. Ich habe Emotionen und ich genieße es nicht, wenn mich jemand in den Medien attackiert. Aber ich habe in all den Jahren eine dicke Haut entwickelt“, sagte Djokovic dazu. Vorerst gilt es, seine Bauchmuskelverletzung auszukurieren. „Ich habe in der Früh ein weiteres MRI gemacht, und der Schaden hat sich im Vergleich zum ersten MRI vergrößert“, sagte Djokovic bereits nach seinem Finaltriumph in Melbourne.