Katharina Liensberger (AUT)
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Ski-WM

Österreichs Team lieferte punktgenau ab

Dass die 46. alpine Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo am Ende zu den erfolgreichsten Titelkämpfen aus österreichischer Sicht gehören wird, hat sich angesichts der bisherigen Weltcup-Ergebnisse wohl kaum jemand zu prophezeien getraut. Am Ende steht mit fünfmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze die sechstbeste WM für den Österreichischen Skiverband (ÖSV) in den Büchern. „Besser geht es ja nicht“, freute sich daher auch Peter Schröcksnadel nach seiner letzten WM als ÖSV-Präsident. Auch wenn die Männer den Großteil der Medaillen holten, drückte eine Dame Cortina 2021 den Stempel auf.

„Wenn man da unzufrieden wäre, wäre es schon Frevel. Wir sind glücklich. Die Schweiz hat stärker begonnen als wir, aber am Schluss haben wir die Nase vorne mit den Goldmedaillen“, sagte Schröcksnadel, der zweimal für einen Wochenendbesuch in die Dolomiten fuhr. Drei Medaillen durfte der 79-Jährige an Ort und Stelle miterleben und sich über Platz eins im Medaillenspiegel vor dem traditionellen Rivalen freuen.

Für Schröcksnadel, der seit 1990 als ÖSV-Boss im Amt ist, schloss sich 30 Jahre nach seiner ersten WM der Kreis. Damals, 1991 in Saalbach-Hinterglemm, hatten die ÖSV-Sportlerinnen und -Sportler ebenfalls fünf Goldene gemacht. „Das ist doch super. So wie es angefangen hat, hört es auf“, merkte Schröcksnadel an.

Fotostrecke mit 13 Bildern

Lara Gut-Behrami (SUI)
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In insgesamt 13 Bewerben wurden bei der 46. Ski-WM Medaillen vergeben, die Schweizerin Lara Gut-Behrami holte sich im Super-G die erste davon
Vincent Kriechmayr (AUT)
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Nur wenige Stunden später setzte sich im Super-G der Männer mit Vincent Kriechmayr ebenfalls der Favorit durch
Corinne Suter (SUI)
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Corinne Suter sorgte mit Gold in der Abfahrt dafür, dass die Speed-Bewerbe bei den Damen fest in Schweizer Hand blieben
Vincent Kriechmayr (AUT)
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Auch bei den Männern waren die Speed-Bewerbe in einer Hand – und zwar in jener von Vincent Kriechmayr, der sich mit Nummer eins auch zum Abfahrtskönig krönte
Mikaela Shiffrin (USA)
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In der Kombination der Damen war Mikaela Shiffrin eine Klasse für sich – es war die erste von insgesamt vier Medaillen der US-Amerikanerin in den Dolomiten, allerdings die einzige in Gold
Marco Schwarz (AUT)
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Bei den Männern kombinierte Marco Schwarz am erfolgreichsten und holte im dritten Bewerb den dritten Titel für Österreich
Katharina Liensberger (AUT) and Marta Bassino (ITA)
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Bei der Premiere des Parallel-Bewerbes strahlten nach erfolgreichem österreichischen Protest gleich zwei Läuferinnen mit der Sonne um die Wette: Katharina Liensberger (l.) und die italienische Lokalmatadorin Marta Bassino
 Mathieu Faivre (FRA)
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Im Kampf Mann gegen Mann hatte hingegen Mathieu Faivre im Finale klar die sprichwörtliche Nase vorne und ließ das französische Team jubeln
Das norwegische Team bei der Siegerehrung
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Das beste Team stellte im gleichnamigen Bewerb die norwegische Abordnung, Österreich musste sich mit Rang fünf begnügen
Lara Gut-Behrami (SUI)
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Mit einem breiten Grinsen durfte Lara Gut-Behrami Cortina verlassen, nachdem sie sich nach Super-G-Gold auch im Riesentorlauf zur neuen Weltmeisterin gekrönt hatte
Mathieu Faivre (FRA)
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Etwas ungläubig präsentierte Mathieu Faivre seine zweite Goldene, nachdem er seine Ausbeute mit dem Triumph im Riesentorlauf verdoppelt hatte
Katharina Liensberger (AUT)
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Doppelt vergoldet kehrte auch Katharina Liensberger aus den Dolomiten heim, nachdem sie im Slalom die Konkurrenz in die Schranken gewiesen hatte
Sebastian Foss-Solevaag (NOR)
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Zum Abschluss strahlte Sebastian Foss-Solevaag mit einer Goldmedaille um den Hals, nachdem er als erster Norweger seit Tom Stiansen in Sestriere – und damit ebenfalls in Italien – den Slalom gewonnen hatte

Einzig die Aussicht, dass die Lieblingswertung des Präsidenten, der Nationencup, am Ende der Saison wohl nicht in österreichischen Händen sein wird, trübt etwas den Abschied. „Der Nationencup ist noch offen, da werden wir uns schwertun“, sagte Schröcksnadel in Richtung der Schweiz. Aber: „Für uns ist heuer die WM natürlich vorrangig.“

Herren fast immer auf Podest

Auch die Cheftrainer bei Damen und Herren durften nach der Ausbeute zufrieden bilanzieren. Vor allem bei den Herren gab es fast in allen Bewerben Edelmetall – einzig im umstrittenen Parallel-Rennen ging man leer aus. „Wir haben es alle miteinander auf den Punkt gebracht“, sagte Herren-Chef Andreas Puelacher, der bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Aare so wie die gesamte Mannschaft bis zum abschließenden Slalom auf eine Goldmedaille durch Marcel Hirscher warten musste.

Los ging der unerwartete Medaillenregen nach drei Tagen mit Absagen am 11. Februar mit Gold im Super-G durch Vincent Kriechmayr. Der Oberösterreicher holte nach seinem ersten Erfolg am Sonntag auch noch die Abfahrt. Tags darauf entschied Marco Schwarz die Kombination für sich, auch der Kärntner schnappte sich dann eine zweite Medaille – Bronze im Riesentorlauf. Zum Abschluss krallte sich Adrian Pertl am Sonntag Slalom-Silber.

Erfolgreiche WM für ÖSV-Team

Der Medaillenspiegel zum Ende des Bewerbs zeigt die Erfolge der österreichischen Athleten bei der Weltmeisterschaft auf. Österreich ist mit insgesamt acht Medaillen die Nummer eins vor der Schweiz, Frankreich und Norwegen.

„Bei uns hat immer einer gestochen, in jedem Bewerb eigentlich. Das ist schon gut“, sagte Puelacher. „Wenn man drei Goldene hat, plus eine Silberne und eine Bronzene, geht es nicht viel besser. Wir haben es alle miteinander auf den Punkt gebracht. Wir waren mannschaftlich nicht unbedingt gut, aber lieber bin ich am Podest als Fünfter, Sechster, Siebenter, Achter“, stellte der Cheftrainer fest und lobte sein Betreuerteam: „Wir waren gut aufgestellt – ganz einfach.“

Superstar Liensberger

Auf Damen-Seite überstrahlte Katharina Liensberger alles. Die Vorarlbergerin gewann nach erfolgreichem Protest ex aequo mit der Italienerin Marta Bassino einen von lautstarker Kritik begleiteten Parallel-Bewerb und sorgte so für die 100. ÖSV-Goldmedaille. Danach legte die 23-Jährige völlig überraschend im Riesentorlauf Bronze nach und entschied schließlich den Slalom mit einer Galavorstellung für sich und krönte sich damit zur Nummer eins im österreichischen Team in Cortina. Es war der erste Sieg der Vorarlbergerin überhaupt, im Weltcup wartet sie vorerst noch auf einen Erfolg.

Eine Grafik zeigt die ÖSV-Toperfolge bei Ski-Weltmeisterschaften
Grafik: APA/ORF.at, Quelle: APA

Mit einer derartigen Ausbeute Liensbergers, die von manchen Journalisten zu „Katharina der Großen“ und „Königin von Cortina“ geadelt wurde, hatte selbst Cheftrainer Christian Mitter nicht gerechnet. Denn die Damen waren ohne Weltcup-Sieg nach Cortina gereist. Auf die Frage, ob er im Vorfeld auf so etwas spekuliert habe, meinte Damen-Chef Christian Mitter lapidar: „Wenn ich ein guter Spekulant wäre, wäre ich an der Wall Street wahrscheinlich.“ Liensberger machte im Alleingang die Durststrecke von zehn WM-Rennen en suite ohne Podestplatz vergessen.

Dabei hatte die erste Woche laut Mitter in den Speed-Bewerben noch zäh begonnen. „Aber wenn man genau hinschaut, waren wir auch immer irgendwo dabei“, fand der Damen-Chef aber auch in den schnellen Disziplinen Positives. Im Super-G war Tamara Tippler Siebente, in der Abfahrt Ramona Siebenhofer als ÖSV-Beste Fünfte. Die Steirerin musste sich auch in der Kombi und im Riesentorlauf mit dem fünften Platz begnügen. „Ansonsten waren wir eigentlich um die Medaillen dabei. Mehr können wir eh nicht machen“, so Mitter. „Aber wir haben immer irgendwen am Start gehabt mit einer potenziellen Chance. Im Slalom haben wir eine starke Mannschaft.“