Blick auf die Sprungschanzen-Anlage  in Oberstdorf
APA/Georg Hochmuth
Nordische WM

Oberstdorf bereit für Fest trotz leerer Ränge

Zum dritten Mal nach 1987 und 2005 ist Oberstdorf ab Mittwoch Schauplatz der nordischen Ski-WM. Die Erinnerungen an die Titelkämpfe vor 16 Jahren mit an die 350.000 Zuschauern an den Loipen und Schanzen haben ein weiteres rauschendes Fest versprochen. Wegen der Coronavirus-Pandemie wird der Saisonhöhepunkt der Langläufer, Skispringer und Kombinierer nun aber ein weiteres Event ohne Fans. Großer Sport ist dennoch garantiert.

Die Weltcup-Saison konnte bis dato in allen Sparten weitgehend wie geplant durchgezogen werden, bloß die Kombiniererinnen durften vor ihrer WM-Premiere nur einmal um Weltcup-Punkte laufen und springen. Die Konkurrenz der Frauen-Kombination ist einer von zwei neuen Bewerben im WM-Programm, der andere ist das Einzel-Springen der Frauen von der Großschanze. Damit wurde im Vergleich zu den Weltmeisterschaften 2019 in Seefeld um zwei Medaillenentscheidungen von 22 auf 24 aufgestockt.

Die rund 700 erwarteten WM-Athleten müssen auf dem Weg zu den ersehnten Medaillen diesmal einiges auf sich nehmen, Coronavirus-Tests etwa stehen auf der Tagesordnung. Durch die Coronavirus-Mutationen hat sich die Lage im WM-Vorfeld weiter verschärft. Die Tiroler im ÖSV-Team durften sich zumindest zehn Tage vor der Anreise in das in einem langen Coronavirus-Lockdown befindliche Deutschland nicht in ihrer heimatlichen Umgebung auf die Titelkämpfe vorbereiten.

Nordische Ski-WM in Oberstdorf beginnt

Die südlichste Gemeinde Deutschlands hat sich im letzten Jahrzehnt mehrmals für die Austragung der WM beworben und nun wohl das denkbar schlechteste Jahr erwischt. Eine Verschiebung der Titelkämpfe war von der FIS aus nicht möglich und so versucht man im Allgäu dem Virus zu trotzen und das Beste draus zu machen.

ÖSV-Team hofft auf einige Medaillen

Im Laufe des Winters hat aber auch das rot-weiß-rote Team gelernt, sich ständig wechselnden Bestimmungen und Rahmenbedingungen anzupassen. Es sollten doch einige Medaillen den Weg ins ÖSV-WM-Quartier im Kleinwalsertal finden, durch die Skispringer und womöglich auch durch die Kombinierer. Im Langlauf käme ein Podestplatz von Teresa Stadlober nach den bisherigen Saisonleistungen hingegen einer Sensation gleich, auch wenn die Salzburgerin ein wochenlanges WM-Training hinter sich hat.

Die Salzburgerin ist im siebenköpfigen WM-Langlaufteam dennoch die klar aussichtsreichste rot-weiß-rote WM-Teilnehmerin, hat es in dieser Weltcup-Saison schon auf fünf Top-Ten-Plätze gebracht. Bis auf Barbara Walchhofer haben in diesem Winter auch alle anderen ÖSV-Teilnehmer in den Loipenbewerben Weltcup-Erfahrung gesammelt. Am meisten zum Einsatz kamen dabei Lisa Unterweger und Mika Vermeulen.

Edelmetall liegt für Kramer bereit

Ins Skisprung-Lager fielen die einzigen österreichischen Einzel-Weltcup-Siege dieses Winters, für alle drei sorgte Marita Kramer. In den jüngsten vier Weltcup-Konkurrenzen wurde die Salzburgerin allerdings einmal bei der Materialkontrolle disqualifiziert, zweimal – vergangene Woche in Rasnov – wurde ihr das Antreten wegen einer unklaren Coronavirus-Testlage verwehrt. Den routinierten Athletinnen Daniela Iraschko-Stolz und Eva Pinkelnig als beim Comeback in Rasnov zweimal Siebente ist auch etwas zuzutrauen.

Marita Kramer (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Kramer zählt trotz der jüngsten Turbulenzen zu den größten heimischen Medaillenhoffnungen

Die übrigen beiden ÖSV-Weltcup-Siege gab es in Skisprung-Team-Bewerben bei den Männern. Hier wie auch im Frauen- und im Mixed-Teambewerb könnte Zählbares herauskommen. In den beiden Einzelkonkurrenzen ist aktuell wohl nur Stefan Kraft im Kreis der Podestanwärter, nach schwierigem Saisonauftakt etablierte sich der Salzburger seit der Vierschanzentournee im Vorderfeld. Zwei Weltcup-Einzel-Podestplätze bringt Daniel Huber in die WM mit.

Kramer als Hoffnung bei nordischer Ski-WM

Am Mittwoch startet die nordische Ski-Weltmeisterschaft. Größte Hoffnung ist dabei Skispringerin Marita Kramer.

Lamparter in Kombi als große Hoffnung

In der Kombination überzeugte im Saisonverlauf primär der erst 19-jährige Johannes Lamparter. Nur einmal kam der Junioren-Weltmeister nicht in die Top Ten, dafür beim Saisonauftakt dem norwegischen Saisondominator Jarl Magnus Riiber als Zweiter bis auf eine Sekunde nahe. Mit zwei dritten Rängen hat auch sein Landsmann Lukas Greiderer sein Podestpotenzial bewiesen. Lamparter/Greiderer sind auch für den Team-Sprint chancenreich, ebenso im Team-Bewerb. Bei den Frauen ist Lisa Hirner die ÖSV-Hoffnung.

Johannes Lamparter (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Lamparter bewies in diesem Winter bereits mehrmals, dass er im Kampf um die Topplätze mitmischen kann

International sind die Deutschen in allen Skisprung-Team-Bewerben Titelverteidiger. Bei den Lokalmatadoren lief es zuletzt auf den Schanzen aber nicht ganz nach Wunsch. Ganz anders Riiber, der Weltcup-Leader absolvierte zudem zuletzt eine gezielte WM-Vorbereitung. Im Langlauf gab es 2019 nur skandinavische WM-Siege, diesmal ließen im WM-Vorfeld Norweger und Co. etliche Rennen aus. Die Herausforderer führen die Weltcup-Führenden Alexander Bolschunow (RUS) und Jessie Diggins (USA) an.