Polizei in Seefeld
GEPA/Christopher Kelemen
Nordische WM

Die Nachwehen der „Operation Aderlass“

Am 27. Februar 2019 wurde bei der nordischen Weltmeisterschaft in Seefeld das Geschehen in den Loipen und auf den Schanzen zur Nebensache. Deutsche und österreichische Behörden ließen bei Razzien in der thüringischen Hauptstadt Erfurt und Tirol einen internationalen Dopingring auffliegen. Die Folgen der „Operation Aderlass“ wirken auch am Rande der WM in Oberstdorf noch nach.

Zwei Jahre nach der Aufdeckung des Geflechts gibt es gegen den Drahtzieher, den deutschen Arzt Mark S., zumindest ein rechtskräftiges Urteil von vier Jahren und zehn Monaten Haft. Insgesamt 21 Sportler, unter ihnen zehn Österreicher, wurden damals nach den Razzien in Tirol und Deutschland als Kunden bekannt. Als Folge des Skandals wurden die Dopingtestzeiten vor den Rennen adaptiert und vor allem die Zusammenarbeit der Sport- mit den Polizeibehörden einzelner Länder sowie Europol verstärkt.

Mark S. gab während des Prozesses in München zu, von Deutschland aus ab 2012 ein Blutdopingnetzwerk geknüpft zu haben. Die Kunden kamen vornehmlich aus dem Radsport und dem Skilanglauf. Die Ermittlungen der Behörden waren im Jänner 2019 nach einer ARD-Dokumentation und Aussagen des ehemaligen österreichischen Langläufers Johannes Dürr in ein konkretes Stadium getreten und mündeten nach abgehörten Telefongesprächen und Überwachungen in den zwei konzertierten Aktionen.

Dominik Baldauf und Max Hauke Kelemen
GEPA/Christopher Kelemen
Hauke (r.) und Baldauf tappten in die Dopingfalle und trübten damit die Heim-WM 2019

Von Hauke bis Denifl

Unter den öffentlich bekanntgewordenen involvierten Sportlern finden sich nur zwei Deutsche, dafür zahlreiche Österreicher. Der ÖSV-Langläufer Max Hauke war in Seefeld wenige Stunden vor einem Rennen in flagranti beim Blutdoping überrascht worden. Der Steirer wurde wie seine Kollegen Dominik Baldauf und Dürr gesperrt sowie wegen Sportbetrugs zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt.

Zwei Jahre nach dem WM-Dopingskandal von Seefeld

Die letzte nordische WM fand in Seefeld statt. Die „Operation Aderlass“ überschattete die gesamte WM. Die Konsequenzen des Dopingskandals wirken bis heute nach.

Das gilt auch für den früheren Radprofi Georg Preidler, der sich zwar selbst anzeigte, gegen das Gerichtsurteil aber Berufung einlegte. Dessen Kollegen Stefan Denifl wurden von zwei Jahren Haft nur 16 Monate bedingt nachgesehen. Auch der Tiroler hat dagegen berufen. Mehrjährige Sperren setzte es aus internationaler Sicht zudem für den ehemaligen Radstar Alessandro Petacchi aus Italien sowie die international sehr erfolgreichen ehemaligen Langläufer Andrus Veerpalu aus Estland und den Kasachen und Alexei Poltoranin.

Nach Zeugenaussagen wurden auch zwei frühere Trainer des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) verurteilt. Möglich wurde das auch dank der nach vorangegangenen Dopingskandalen verschärften Gesetze. Vier der sechs im Zuge der „Operation Aderlass“ aufgeflogenen Betreuer waren Österreicher. Der mit diesem Fall betraute Staatsanwalt in München hatte erklärt, dass nicht alle Kunden von Mark S. wegen Verjährung oder früher fehlenden Gesetzen vor Gericht namentlich bekanntwurden. Die deutschen Anti-Doping-Behörden hätten aber Einsicht in die Unterlagen gehabt.

ÖSV-Langlauf auf neue Beine gestellt

Der heimische Langlauf wurde nach dem neuerlichen Skandal vom ÖSV auf völlig neue Beine gestellt, nachdem das Thema Doping die Sparte erneut eingeholt hatte. Schon vor 15 Jahren hatte es während der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin Razzien in den Quartieren der Langläufer und Biathleten gegeben. Bei Letzteren wurden bei zwei Athleten verbotene Substanzen entdeckt.

Nach den Vorfällen in Seefeld hatte ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel zunächst den Ausschluss des Langlauf-Spitzensports aus dem Verband angekündigt. Schließlich wurde die Sparte in einen eigenen, aber vom ÖSV finanzierten Verein ausgelagert, den der ehemalige Spitzenläufer Alois Stadlober als ehrenamtlicher Obmann führt. Sportlicher Leiter ist Christian Schwarz.

Ziel ist die Förderung des Nachwuchses sowie einer Weltcup-Gruppe um Spitzenläuferin Teresa Stadlober, die von ihrem Vater Alois trainiert wird und weiterhin beste Voraussetzungen für das Skiservice vorfindet. Neben Lisa Unterweger sind auch einige Männer in dieser Saison schon zu Weltcup-Einsätzen gekommen. Für die kommende WM in Oberstdorf wurden neben Stadlober, Unterweger und Barbara Walchhofer sogar mit Michael Föttinger, Benjamin Moser, Lukas Mrkonjic und Mikla Vermeulen vier Läufer nominiert.