Jubel von Daniela Iraschko-Stolz und Marita Kramer
GEPA/Thomas Bachun
Skispringen

Österreicherinnen holen Gold nach Krimi

Österreichs Skispringerinnen haben bei der nordischen WM in Oberstdorf die erste Medaille für den österreichischen Skiverband (ÖSV) geholt. Und die glänzte gleich in Gold. Daniela Iraschko-Stolz, Sophie Sorschag, Chiara Hölzl und Marita Kramer setzten sich am Freitag im Team-Bewerb 1,4 Punkte vor Slowenien durch. Die Bronzemedaille ging an Norwegen. Die Entscheidung war erst mit den letzten Springerinnen gefallen.

Eine besondere Genugtuung war die Goldmedaille für WM-Debütantin Kramer, die im Einzel-Bewerb von der Normalschanze am Donnerstag unglückliche Vierte geworden war, nachdem die Jury unmittelbar vor ihr als Halbzeitführender im Finale den Anlauf verkürzt hatte. „Ich habe mir noch schnell Nerven bestellt. Es war unglaublich“, jubelte die 19-Jährige im ORF-Interview. „Die Sloweninnen haben unglaubliche Sprünge ausgepackt, und ich habe mir gedacht, es wird sehr knapp. Es ist wie ein Rollercoaster, gestern so bitter, heute so cool.“

„Es freut mich irrsinnig. Die vier Mädels, die am Start waren, waren unglaublich. Wir sind auf gestern in der Besprechung nicht lange darauf eingegangen“, sagte Cheftrainer Harald Rodlauer mit Verweis auf das Einzel-Springen. „Das Leben geht weiter, wir haben das schnell abgehandelt und sind mit einem guten Teamgefühl ins Bett gegangen. Die Goldmedaille bedeutet mir sehr viel. Es ist ein Team, das sehr gut zusammenarbeitet. Die Goldmedaille spiegelt das Teamgefüge wider. Ich bin sehr stolz.“

Österreicherinnen holen Gold

Daniela Iraschko-Stolz, Sophie Sorschag, Chiara Hölzl und Marita Kramer setzten sich am Freitag im WM-Team-Bewerb überraschend vor Slowenien durch.

Iraschko-Stolz stellt Weichen

Die Weichen auf eine Medaille hatte Iraschko-Stolz schon im ersten Durchgang als Startspringerin mit der drittbesten Weite von 97,0 Metern und einem eleganten Telemark bei der Landung gestellt. „Der Sprung war einer der Besseren, die Stimmung im Team ist super“, sagte Irschako-Stolz. Davon und von ihrem ersten Sprung profitierten die Teamkolleginnen, obwohl Sorschag, wie Kramer eine WM-Debütantin, in der Folge mit 88,0 Metern ein bisschen abstürzte.

Die Sloweninnen flogen zwischenzeitlich davon. 20 Punkte führten sie nach zwei Springerinnen vor Österreich, Norwegen lag 3,3 Zähler dahinter auf Platz drei, der vor Japan gut abgesichert war. Es blieb spannend. Unter ihren Möglichkeiten blieb Hölzl (89,5 m), während Kramer ihr Pech im Einzel-Bewerb offenbar gut verdaut hatte, noch einmal 102,5 Meter (Bestweite im ersten Durchgang) draufpackte und die Österreicherinnen damit zur Halbzeit sogar auf Platz eins bugsierte.

Marita Kramer
GEPA/Thomas Bachun
Wie schon im Einzel von der Normalschanze zeigte Kramer auch im Teambewerb eine überragende Leistung

Spannende Entscheidung

1,4 Punkte vor Slowenien ging das ÖSV-Team in die Entscheidung, 4,4 hinter Österreich lag Norwegen auf Platz drei. Das Finale versprach Spannung, die es auch gab. Nach ihrem 99,5-Meter-Sprung mit erneut perfekter Landung ballte die 37-jährige Iraschko-Stolz die Fäuste, ehe die Weltcup-Führende Nika Kriznar daraufhin sogar 106 Meter gelangen und sie damit die Sloweninnen wieder in Front brachte. Norwegen fiel ein paar Zähler zurück. Gold schien zwischen Österreich und Slowenien vergeben zu werden.

Die ÖSV-Damen wahrten die Nerven. Sorschag verbesserte sich im zweiten Versuch auf 93,5, Hölzl auf 96,5 Meter. Trotzdem gingen die Sloweninnen zwölf Punkte vor Österreich in die Entscheidung, die zwischen Kramer und Ema Klimec fiel. Kramer glänzte noch einmal mit einer Weite von 104 Metern, bekam aber Punktebazüge wegen des „Kacherls“ bei der Landung. Klimec schaffte nur 95,5 Meter. Die Spannung war auf dem Höhepunkt. 1,4 Punkte entschieden schließlich zugunsten der Österreicherinnen. 17,2 Zähler verlor das norwegische Team als WM-Dritter. Rodlauer über Kramer: „Ich ziehe den Hut vor ihr und bin stolz, dass ich Trainer dieses Teams bin.“

Chiara Hölzl, Marita Kramer, Sophie Sorschag und Daniela Iraschko-Stolz
AP/Matthias Schrader
Jubel nach vollbrachter Tat – Österreichs Skispringerinnen eroberten WM-Gold

„Bin so stolz auf die Mädels“

Iraschko-Stolz war überglücklich. „Im Team ist es das Coolste, ich bin so stolz auf meine Mädels. Ich habe gewusst, die Sara (Marita Kramer, Anm.) kriegt das hin“, sagte die Steirerin, die ihre zweite Goldmedaille nach dem Einzel-WM-Titel 2011 in Oslo holte. „Gestern war es ein Tag zum Vergessen, den Tag heute werden wir uns ein ganzes Leben merken. Jetzt feiern wir gescheit.“

„Es ist verrückt, die letzten Tage waren sehr hart. Ich habe sehr viel geweint, aber heute ist es etwas Erfreuliches“, so Kramer. „Ich bin so froh, dass ich mit den drei springen durfte. Danke, dass ihr so gut gesprungen seid.“ Sorschag sagte: „Ich kann es noch gar nicht glauben und nicht viel dazu sagen. Es war sehr spannend, ich bin froh, dass ich es runtergebracht habe.“

Am Sonntag (17.00 Uhr) geht der Team-Mixed-Bewerb in Szene, am Mittwoch (17.15 Uhr) das Damen-Springen von der Großschanze. Beide Entscheidungen sind live in ORF1 und im Livestream zu sehen. Kramer: „Ich hoffe, dass wir in den nächsten WM-Bewerben auch noch eine Medaille machen können.“

Nordische WM in Oberstdorf

Damen-Teambewerb Normalschanze:
1. Österreich 959,3
Daniela Iraschko-Stolz 97,0/99,5
Sophie Sorschag 88,0/93,5
Chiara Hölzl 89,5/96,5
Marita Kramer 102,5/104,0
2. Slowenien 957,9
Nika Kriznar 98,0/106,0
Spela Rogelj 93,5/96,5
Ursa Bogataj 91,5/97,0
Ema Klinec 91,0/95,5
3. Norwegen 942,1
Silje Opseth 98,0/99,0
Anna Odine Ström 87,0/91,0
Thea Minyan Björseth 93,0/98,5
Maren Lundby 95,5/97,5
4. Japan 877,5
5. Deutschland 873,1
6. Russland 787,4
7. Polen 631,2
8. Tschechien 621,5