Schalke-Trainer Christian Gross
APA/Sebastian Gollnow
Fußball

‚Schüpp‘ statt Schöpf: Schalke zieht Reißleine

Schalke 04 zieht erneut die Reißleine. Der Tabellenletzte der deutschen Bundesliga trennte sich am Sonntag von seiner gesamten sportlichen Führung. Neben Trainer Christian Gross müssen auch Sportvorstand Jochen Schneider sowie Teamkoordinator Sascha Riether, Assistenztrainer Rainer Widmayer und Athletiktrainer Werner Leuthard gehen. Nach leiser Hoffnung im Winter nahm zuletzt das Chaos im Verein wieder zu.

Vor der Partie in Stuttgart hatten deutsche Medien von einer Revolte der Spieler im Club der ÖFB-Legionäre Michael Langer und Alessandro Schöpf berichtet, die beim Sportvorstand eine sofortige Absetzung von Gross gefordert haben sollen. Der Schweizer habe unter anderem Defizite in puncto Taktik und könne sich Spielernamen nicht merken. So soll er Schöpf laut Sport1 als „Massimo Schüpp“ bezeichnet haben.

Schneider lehnte jedoch ab, auch Gross schloss nach Spielende einen Rücktritt aus. Nun müssen beide gehen. Die Entscheidungen seien „unausweichlich“ geworden, sagte Schalkes Aufsichtsratschef Jens Buchta. Die sportliche Gesamtverantwortung trage bis auf Weiteres der bisherige Nachwuchsdirektor Peter Knäbel.

Ex-Rapid-Trainer in Planung eingebunden

Dieser werde bei den Planungen für die nächste Saison unter anderem vom früheren Rapid-Coach und Schalke-Spieler Mike Büskens unterstützt. Wer neuer Cheftrainer wird, blieb vorerst offen. Die Trainingseinheit am Montag soll laut Clubangaben von den Athletiktrainern geleitet werden.

Ex-Rapid-Coach Mike Büskens
GEPA/Philipp Brem
Der ehemalige Rapid-Trainer Mike Büskens dürfte in Zukunft bei Schalke eine bestimmende Rolle spielen

Gross war kurz nach Weihnachten als vierter Schalke-Coach in dieser Saison vorgestellt worden. Doch auch unter dem 66-jährigen Schweizer schafften die „Königsblauen“ die Trendwende nicht. Aus zehn Bundesliga-Spielen unter Gross resultierte nur ein einziger Sieg. Am Samstag setzte es ein 1:5 beim VfB Stuttgart. Mit nur neun Punkten aus 23 Spielen sind die Gelsenkirchner derzeit abgeschlagen Tabellenletzter. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt neun Punkte.

Nach der jüngsten Talfahrt steuert Schalke unausweichlich auf den vierten Abstieg der Clubgeschichte, den ersten nach 30 Jahren, zu. Nur eines der vergangenen 39 Ligaspiele hat der Krisenclub gewonnen – am 9. Jänner kurz nach Gross’ Amtsübernahme mit 4:0 gegen Hoffenheim. Die womöglich letzte Chance gibt es am Freitag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Abstiegskonkurrenten FSV Mainz. Der fünfte unterschiedliche Trainer der Saison soll es richten. Büskens scheint ein Kandidat zu sein.

Schulden enorm angestiegen

Die Schuld für den Niedergang Schalkes nur bei der nun entlassenen sportlichen Führung zu suchen scheint zu kurz gegriffen. Der Abfall kam gegen Ende der Ära des im vergangenen Sommer nach 19 Jahren als Aufsichtsratschef zurückgetretenen Clemens Tönnies schleichend. Unter der Führung des Fleischfabrikanten wuchs die Schuldenlast des Traditionsclubs kontinuierlich an, diese soll inzwischen rund 240 Millionen Euro betragen.

Nach drei Cupsiegen und acht Champions-League-Teilnahmen nach der Jahrtausendwende folgte ab 2018 auch der sportliche Niedergang. Die von Schneiders Vorgänger Christian Heidel teuer zusammengestellte Mannschaft wurde den Ansprüchen nie gerecht. Nachdem Schalke die Saison 2017/18 hinter Bayern München noch auf Platz zwei beendet hatte, folgte der Absturz, der im Mai im Abstieg in die zweite Bundesliga gipfeln dürfte.

Deutsche Bundesliga, 20. Runde

Sonntag:

Union Berlin – Hoffenheim 1:1 (1:1)

Tore: Kruse (9./Elfmeter) bzw. Schlotterbeck (29./Eigentor)

Union: Trimmel spielte durch

Hoffenheim: Baumgartner und Grillitsch spielten durch, Posch (positiver CoV-Test) nicht im Kader

Mainz – Augsburg 0:1 (0:1)

Tor: Hahn (25.)

Mainz: mit Stöger, Onisiwo und Mwene

Augsburg: Gregoritsch ab 84.

Leverkusen – Freiburg 1:2 (0:0)

Tore: Bailey (70.) bzw. Demirovic (50.), Höler (61.)

Leverkusen: Dragovic ab 44., ohne Baumgartlinger (verletzt)

Freiburg: Lienhart bis 46.

Samstag:

Bayern – Köln 5:1 (2:0)

Tore: Choupo-Moting (18.), Lewandowski (33., 65.), Gnabry (82., 86.) bzw. Skhiri (49.)

Bayern: mit Alaba

Köln: ohne Kainz (im Aufbautraining)

Dortmund – Bielefeld 3:0 (0:0)

Tore: Dahoud (48.), Sancho (58./Elfmeter), Reinier (81.)

Bielefeld: mit Prietl, Gebauer ab 62.

Wolfsburg – Hertha BSC 2:0 (1:0)

Tore: Klünter (37./Eigentor), Lacroix (89.)

Wolfsburg: Schlager bis 92., Pervan Ersatz, Trainer Glasner

Stuttgart – Schalke 5:1 (3:1)

Tore: Endo (10., 26.), Kalajdzic (34.), Klement (88.), Didavi (92.) bzw. Kolasinac (40.)

Stuttgart: Kalajdzic bis 86.

Schalke: mit Langer, Schöpf ab 57.

Leipzig – Gladbach 3:2 (0:2)

Tore: Nkunku (57.), Poulsen (66.), Sörloth (93.) bzw. Hofmann (6./Elfmeter), Thuram (19.)

Leipzig: Sabitzer bis 46., ohne Laimer (verletzt)

Gladbach: mit Lazaro und Wolf, ohne Lainer (verletzt)

Freitag:

Bremen – Frankfurt 2:1 (0:1)

Tore: Gebre Selassie (47.), Sargent (62.) bzw. Silva (9.)

Bremen: mit Friedl, Schmid bis 79.

Frankfurt: mit Hinteregger, Ilsanker Ersatz, Trainer Hütter

Tabelle: