Jubel von Johannes Lamparter (AUT) mit dem österreichischen Team
GEPA/Christian Walgram
Nordische WM

„Kleiner Bub“ plötzlich Weltmeister

Österreichs nordischer Wintersport hat wieder einen Star. Mit 19 Jahren stürmte Johannes Lamparter am Donnerstag nicht einmal drei Wochen nach Junioren-WM-Gold zum WM-Titel in der Nordischen Kombination. Ein Titel-Double dieser Art hatte es davor erst einmal durch den Norweger Trond Einar Elden 1989 in Lahti gegeben. „Ich habe mich die ganze letzte Runde gefreut, wie ich gehört habe, er ist Weltmeister, der kleine Bub“, sagte Lukas Klapfer. Die Teamkollegen jubelten wie über eigenes Gold.

„Das haben wir seit 20 Jahren nicht gehabt, dass einer aus der Schule kommt und überall durchmarschiert. So ein Talent werden wir die nächsten 30 Jahre nicht sehen“, so Klapfer. Lukas Greiderer staunte: „Jetzt wird der Weltmeister. Ich bin gar nicht mehr richtig gelaufen, sondern habe zugeschaut und mit den Trainern gequatscht“, sagte der 27-Jährige, der mit Lamparter am Samstag (10.00 bzw. 15.00 Uhr, live in ORF1) im Team-Sprint startet.

„Gefreut haben wir uns, als ob wir alle Gold geholt hätten. Richtig geil!“, sagte Mario Seidl. Er habe schon in der Früh gemerkt, dass sein Zimmerkollege so richtig gut drauf gewesen sei. „Er ist voller Energie gewesen. Verdienter Weltmeister!“

„Genial, dass wieder so ein Stern aufgegangen ist“

Für ÖSV-Chefcoach Christoph Eugen reiht sich Lamparter mit seinem Triumph nahtlos in die Riege großer österreichischer Kombinierer ein. „Man kann ihn in eine Kategorie einordnen von einem Klaus Sulzenbacher, Felix Gottwald, Mario Stecher, Bernhard Gruber – das sind die großen Leistungsträger in Österreich. Genial, dass jetzt wieder so ein Stern aufgegangen ist.“ Gruber war vor wenigen Tagen zurückgetreten, als bis Donnerstag einziger österreichischer Einzel-Weltmeister in der Kombination.

Nordische Ski-WM: Gold für Lamparter auf der Großschanze

Der 19-jährige Johannes Lamparter kürte sich in Oberstdorf zum Weltmeister im Großschanzenbewerb der Nordischen Kombination. Er gewann vor Favorit Jarl Magnus Riiber (NOR).

Dass Lamparter ihm schon bei seinen ersten Weltmeisterschaften nachfolgen könnte, war dem Tiroler erst so richtig bei Rennende klar. „Realisiert habe ich es erst, als ich auf die Zielgerade eingebogen bin. Wenn man dann über die Ziellinie fährt als Weltmeister ist das natürlich unglaublich“, sagte der neue Champion. Erst vor zwei Saisonen war Lamparter in den Weltcup eingestiegen, keine zwei Monate später erstmals in den Top Ten und im ersten Saisonrennen 2020/21 erstmals auf dem Podest. „Es ist gewaltig, dass ich jetzt da stehen darf“, so Lamparter, der bei der Medaillenzeremonie Tränen der Rührung verdrückte.

„Das ist ein Moment fürs Leben“

„Ich bin schon ein bisschen emotional geworden, habe ein bisschen Wasser in die Augen gekriegt“, beschrieb Lamparter die Momente im Schattenberg-Schanzenbereich. „Das ist ein Moment fürs Leben, der einem wahrscheinlich ewig in Erinnerung bleiben wird. Es war so ein genialer Tag heute, unbeschreiblich. Es wird dann immer realer, wenn ich jetzt die Medaille um den Kopf habe. Noch bin ich wie im Traum und ich hoffe, dass mich bald wer aufweckt“, so der Weltmeister.

Johannes Lamparter (AUT) mit seiner Goldmedaille
GEPA/Christian Walgram
37 Sekunden vor Favorit Jarl Magnus Riiber holte Lamparter in Oberstdorf die Goldmedaille

„Solche Tage gibt es nicht oft, wenn alles zusammenpasst. Johannes hat einfach eine Topleistung geboten, und alles andere hat dazugepasst. Es kann für ihn extrem viel bewirken. Ich glaube, dass Johannes auf sehr soliden Beinen steht“, sagte Mario Stecher, der Sportliche Leiter für Kombination und Skispringen. „Er ist aus einer sehr bodenständigen Familie und geerdet, und ich glaube, er weiß diesen großen Erfolg auch richtig einzuordnen. Ich glaube auch, dass er Kraft schöpft aus dem Erfolg und so weiterarbeiten wird.“

Gelungene Kombination

Der Rumer war als Kind durch seinen Cousin zum Skispringen gekommen, der damals in Absam vermittelnde Coach war Andreas Felder. Lamparter blieb dabei und nahm bald den Langlauf dazu. Die Schnellkraft des Springens und die für den Langlauf nötige Ausdauer war wie geschaffen für Lamparter. „Die Kombination aus beiden ist der Reiz“, sagt der Tiroler, der diesen Mix an Anforderungen hervorragend auf einen Nenner brachte.

Ende Jänner 2019 holte er sich mit nur 17 Jahren in Lahti im Einzel seinen ersten Junioren-WM-Titel, zudem Silber im Sprint und Bronze mit dem Team. Im vergangenen Jahr ließ er auf Junioren-WM-Ebene Einzel-Silber und Gold mit dem Team folgen, heuer folgte in Lahti erneut der große Wurf – Nummer eins auf der Schanze und in der Loipe und damit auch Weltmeister. „Mir war wichtig, dass ich meine Junioren-Karriere gut abschließe“, sagte Lamparter vor drei Wochen.

Den Team-Bewerb danach ließ er aus, weil ab da der Fokus schon auf Oberstdorf lag. „Das hat ihm definitiv geholfen“, stellte Trainer Eugen klar. „Genau diese Erfahrung, die er hier gebraucht hat, hat er heuer gesammelt. Denn als Favorit (nach Lahti, Anm.) hinzufahren – und jeder hat erwartet, dass er gewinnt – ist sicherlich nicht so ohne gewesen. Genau das hat er nun aber schon einmal Wochen davor durchgelebt, und genau das hat ihm in Oberstdorf geholfen.“

Notwendige Balance

Lamparter wird – abseits des ÖSV-Teams – von Patrick Murnig betreut, der als systemischer Coach schon Spitzensportler wie Chiara Hölzl, Stefan Kraft, Michael Hayböck und Mario Seidl mitgeformt hat. Murnig bescheinigte Lamparter Begeisterungsfähigkeit, Ehrgeiz und die Fähigkeit, bei Dingen, die ihm nicht so wichtig erscheinen, lockerzulassen. Das bringe Lamparter die so wichtige Balance.

Der neue Weltmeister findet seinen Ausgleich in der Familie, aber auch in vielen sozialen Aktivitäten in seinem engsten heimatlichen Umfeld. Die Musik und das Schuhplatteln nahmen einen wichtigen Teil seiner Jugend ein. Sein zweites sportliches Steckenpferd war das Gewichtheben, da brachte es Lamparter bis zum U17-Vize-Staatsmeister. Seine Schwester Anna vertritt die Familie weiterhin in diesem Metier.