Damit beendete Österreich die Weltmeisterschaften im Allgäu mit viermal Gold, einmal Sieber und zweimal Bronze – also mit siebenmal Edelmetall und der zweitbesten Ausbeute im Medaillenspiegel hinter Norwegen.
Nach zwei Siegen in drei Weltcup-Team-Bewerben dieser Saison gab es für die Mannschaft von Neo-Coach Andreas Widhölzl Silber – wie unter Andreas Felder bei der Heim-WM 2019 in Seefeld hinter Deutschland. Kraft holte mit Silber seine insgesamt zwölfte WM-Medaille und verlässt Oberstdorf mit einem kompletten Medaillensatz. Begonnen hatte seine auch bei den vierten Titelkämpfen in Serie erfolgreiche Medaillenjagd mit Bronze mit dem Mixed-Team.
ÖSV-Adler holen Silber
WM-Erfolg für Österreichs Skisprung-Herren: Im Mannschaftsbewerb holen Philipp Aschenwald, Jan Hörl, Daniel Huber und Stefan Kraft Silber. Nur die Deutschen springen weiter.
Hochspannung bis zum Schluss
Wieder einmal lag es in dem enorm spannenden Finale mit vier Teams im Medaillenrennen an Kraft. Vor den Schlussspringern waren die ersten vier Teams nur durch 13,8 Punkte oder acht Meter getrennt. Österreich hatte im Einzel-Bewerb mit vier Athleten unter den ersten elf das mannschaftlich beste Ergebnis erzielt, doch am Samstag steigerten sich die Konkurrenten.
Vor Kraft waren die Österreicher Dritte, sieben Punkte hinter Polen und sechs hinter Deutschland. Einmal mehr packte der Salzburger im entscheidenden Moment einen sehr guten Sprung aus und flog – nach 130 im ersten Durchgang – auf 133 Meter. Doch Lokalmatador Karl Geiger, am Freitag Dritter, übertraf diesmal den Einzel-Weltmeister um drei Meter.
Schließlich lagen die Deutschen – außer Geiger noch Pius Pasche, Severin Freund und Markus Eisenbichler – 11,1 Zähler vor den ÖSV-Adlern, die ihrerseits aber noch die Polen – Dawid Kubacki kam nicht über 127,5 m hinaus – um 4,3 Punkte abfingen. Für Japan gab es nur Rang vier und Olympiasieger Norwegen musste sich hinter Slowenien gar mit dem sechsten Platz begnügen.
„Ein Riesenfight“
„Es war ein Riesenfight, wir haben einen coolen Job gemacht. Wir sind mega-mega-happy, dass sich die Silberne ausgegangen ist.“, trauerte Kraft im ORF-Interview dem verpassten WM-Titel keineswegs nach.
Nach dem letzten Einsatz gab der 27-Jährige aber zu, dass die WM Spuren hinterlassen hatte. Kraft hatte wegen Rückenproblemen nur eine stark reduzierte Vorbereitung absolviert, das Training während der Saison reduzieren müssen und die Skiflug-WM im Dezember verpasst. „Heute habe ich den Körper schon wieder anständig gespürt. Aber jetzt ist es vorbei, ich kann mich ein paar Tage auf die Couch legen“, schmunzelte der dreifache Einzel-Weltmeister.
Freude bei allen Österreichern
Mit Kraft und dem Betreuerteam freuten sich dessen Kollegen über für sie noch rare Medaillen. Startspringer Aschenwald (138,5/136,0 m) hatte im letzten Einsatz seine besten Sprünge gezeigt. „Das kam zum richtigen Zeitpunkt, ich bin sehr zufrieden“, betonte der Tiroler. Aschenwald hatte bei seiner dritten Team-Silbernen mit seinen nachfolgenden Teamkollegen enorm mitgefiebert. „Bei meinen Sprüngen war ich nicht nervös, aber da herunten habe ich es noch nie so schlimm empfunden, ich habe richtig gezittert.“
Für Hörl (136,0/126,5 m) gab es beim WM-Debüt mit 22 Jahren gleich Edelmetall. Er hatte Michael Hayböck im Silber-Team von 2019 ersetzt. „Ich bin so glücklich, meine erste Medaille und die mit dem Team“, sagte der Salzburger, zeigte sich aber auch selbstkritisch. „Beim zweiten Sprung wäre mehr drinnen gewesen.“ Huber (129,0/130,5 m) war am Vortag im Finale vom dritten auf den achten Platz zurückgefallen, zum Abschluss belohnte er sich mit seiner zweiten Silbermedaille. „Es war brutal. Es war von Anfang an ein cooler Flow drinnen. Und so spannend bis zum Schluss, wenn es blöd hergeht, fährst du als Vierter oder Fünfter heim. Ich bin mega-stolz, dass wir die Silberne gewonnen haben“, sagte der Salzburger.
Widhölzl durfte sich nach Einzel-Gold auch über eine Team-Medaille freuen. „Wir sind immer drangeblieben und haben weitergekämpft“, sprach der Tiroler die schwierige Saison mit CoV-Infektion der gesamten Mannschaft, Krafts Rückenproblemen und die durchwachsenen Leistungen der übrigen Springer an. „Sie haben in dem hochklassigen Bewerb eine richtig gute Leistung gebracht.“
Geiger meinte, er habe sich im Vergleich zum Einzel-Bewerb nochmals gesteigert. „Ich bin noch besser gesprungen, das war der Wahnsinn, so ein geiler Wettkampf“, freute sich der Oberstdorfer, der auch bei seinem vierten WM-Einsatz eine Medaille eroberte. „Ich habe unten die Österreicher jubeln gehört und gewusst, dass ich einen sauguten Sprung brauche.“