„Es hat schon eine Zeit gedauert, bis ich das Ganze verdaut habe. Die ganze Reise war anstrengend in Australien mit Quarantäne. Es war ein sehr komischer Trip.“ Für den er sich viel mehr erwartet hatte, weil er sich selbst die Latte richtig hoch gesetzt hatte. „Das macht die ganze Sache natürlich sehr schwierig. Ich bin aus Australien mit einem richtig schlechten und auch traurigen Gefühl abgereist, weil ich in der vierten Runde verloren habe.“
Die Erwartungshaltung an sich selbst habe sich „speziell nach dem Sieg bei den US Open“ schon geändert. „Es zählt halt bei jedem Turnier, in dem ich antrete, fast nur noch der Sieg.“ Das sei ein Umstand, in den man erst hineinwachsen müsse. „Ich bin ein bisserl anders als die ganz jungen Spieler, die schon richtig jung immer gewohnt waren, bei jedem Turnier Favorit zu sein. Ich bin langsamer in diese Rolle reingewachsen. Das ist eben ein Prozess“, sagte Thiem.

Keine guten Erinnerungen
Nach einigen Tagen Pause bereitete sich der Weltranglistenvierte in der Akademie in Traiskirchen auf die nächste Turnierphase vor. Das Ausscheiden in Australien will er in Doha und Dubai endgültig abhaken. „Doha ist eine gute Chance, Selbstvertrauen zu tanken. Es ist eines der letzten Turniere auf Hardcourt. Deshalb will ich gut abschneiden und hoffe, dass ich einen guten Start erwische am Mittwoch“, sagte Thiem.
Die Erinnerungen an Doha sind allerdings eher bescheiden. 2013 schied er nach erfolgreicher Qualifikation in Runde eins aus, 2018 kam er zwar bis ins Halbfinale, aber: „Da musste ich allerdings vor dem Match gegen Gael Monfils wegen einer Verkühlung rausziehen.“ 2019 gab es ein Auftakt-Aus.
„Was ich mir erwarte? Ehrlich – ich kann es nicht genau sagen, wo ich stehe. Ich will möglichst rasch meinen Rhythmus finden, mit Siegen Selbstvertrauen tanken und gute Matches abliefern“, meinte Thiem. Er hofft auf einen Erfolgslauf wie einst Stefan Koubek, der 2003 in Doha seinen größten Titel gewann. In Dubai hat Thiem übrigens überhaupt erst einmal gespielt und 2015 gleich zum Auftakt verloren.
Wiedersehen mit Coach Massu
Weder von Doha noch von Dubai wird er viel mitbekommen, sagte Thiem. „Unser Leben in der künstlichen ‚Blase‘ geht weiter. Auch wenn die Regeln vielleicht nicht ganz so streng wie bei den Grand Slams sind.“ Allerdings gab es endlich ein Wiedersehen mit seinem Coach Nicolas Massu. Der Chilene hatte wegen einer Coronavirus-Erkrankung nicht zu den Australian Open reisen können.
Thiem ist in Doha topgesetzt und wird es nach einem Freilos gleich mit dem Sensationsmann von Melbourne zu tun bekommen. Der Russe Aslan Karazew, der übrigens nur einen Tag jünger ist als Thiem, gewann gegen den unbekannten Katarer Mubarak Schannan Sajid problemlos mit 6:4 6:0. Es ist das erste Aufeinandertreffen Thiems mit dem Australian-Open-Halbfinalisten.