Joachim Loew
Reuters/Gleb Garanich
Fußball

DFB-Coach Löw kündigt Rückzug an

Joachim Löw wird auf eigenen Wunsch seine Tätigkeit als deutscher Bundestrainer nach der Europameisterschaft in diesem Sommer (11. Juni bis 11. Juli) beenden. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag mit. Löw betreut die Nationalmannschaft seines Heimatlandes seit 2006. Sein größter Erfolg in dieser Zeit war der Gewinn des WM-Titels 2014 in Brasilien. Der Vertrag des 61-Jährigen wäre noch bis zur WM 2022 gelaufen.

„Ich gehe diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende EM-Turnier angeht“, wurde Löw in der DFB-Aussendung zitiert. Der ehemalige Trainer des FC Tirol und von Austria Wien hatte das Amt nach der Heim-WM 2006 übernommen. Zuvor war er zwei Jahre lang Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewesen.

„Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Joachim Löw. Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Löw habe den deutschen Fußball über Jahre hinweg wie kaum ein anderer geprägt. „Dass er uns frühzeitig über seine Entscheidung informiert hat, ist hochanständig. Er lässt uns als DFB somit die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen“, sagte Keller.

Seit der WM 2018 angezählt

Seit dem Debakel bei der WM 2018 in Russland, als die DFB-Auswahl als Titelverteidiger bereits in der Vorrunde scheiterte, stand Löw in der Kritik. Zuletzt wurde nach dem 0:6 in Spanien im Herbst des Vorjahres erneut heftig über eine vorzeitige Ablösung des Bundestrainers debattiert. Erst nach klärenden Gesprächen mit der DFB-Spitze durfte Löw weitermachen.

DFB: Löw tritt nach EM 2021 zurück

Joachim Löw hat 2014 die Weltmeisterschaft gewonnen. Zuletzt wurde der deutsche Bundestrainer heftig kritisiert – nun steht sein Rücktritt fest.

„Dankbar bin und bleibe ich gegenüber dem DFB, der mir und der Mannschaft immer ein optimales Arbeitsumfeld bereitet hat“, sagte Löw. Für die EM verspüre er „weiterhin den unbedingten Willen sowie große Energie und Ehrgeiz“. Bei dem um ein Jahr verschobenen Turnier trifft Deutschland in der Gruppenphase im Juni in München auf Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Ungarn.

Bierhoff bedauert Löws Entscheidung

Löw kann die Marke von 200 Länderspielen als DFB-Chefcoach noch erreichen. Der Schwabe, der bisher bei 189 Länderspielen hauptverantwortlich war, wird die deutsche Auswahl im März noch bei den drei WM-Qualifikationsspielen gegen Island (25. März), in Rumänien (28. März) und gegen Nordmazedonien (31. März) betreuen. In der unmittelbaren EM-Vorbereitung sind zwei Tests geplant. Und beim Turnier zum Abschluss nach 15 Jahren als Bundestrainer sind dann bis zu sieben weitere Spiele unter Löw möglich.

Joachim Loew mit WM-Pokal
AP/Natacha Pisarenko
Der WM-Titel 2014 war bisher der Höhepunkt für Joachim Löw als DFB-Teamchef

„Joachim Löw und ich haben fast 17 Jahre lang eng zusammengearbeitet. Wir durften gemeinsam so viel erleben und auch zusammen durchstehen“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Unter Löw „stand die Nationalmannschaft wieder für Spielfreude und attraktiven Offensivfußball, diese Mannschaft und ihre Spieler haben sich unglaublich mit ihm entwickelt“. Der Ex-Internationale bedauerte Löws Entscheidung. Für den EM-Sommer verbinde beide „weiterhin ein großes gemeinsames Ziel“.

Klopp winkt als Nachfolger ab

Die DFB-Mitteilung kam am Dienstag völlig überraschend. „Das ist eine traurige Nachricht, aber noch ist er im Amt“, sagte RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann, der am Mittwoch in der Champions League gegen den englischen Meister Liverpool spielt. Löw habe einen großen Einfluss auf den deutschen Fußball und „eine Epoche geprägt mit Titeln und einer Entwicklung“, sagte Nagelsmann. „Es wird hoffentlich ein glorreicher Abschluss.“

Als möglicher Nachfolger wird Liverpool-Coach Jürgen Klopp (53) gehandelt, der mit den „Reds“ in der Premier League tief in der sportlichen Krise steckt. Der frühere Dortmund-Trainer hatte zuletzt immer auf seinen bis 2024 laufenden Vertrag in Liverpool verwiesen. Auch der Name des früheren Leipzig-Trainers Ralf Rangnick (62) wurde in der Diskussion nach dem Spanien-Spiel genannt.

Klopp selbst winkte am Dienstag bei der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen Leipzig ab: „Nein, ich werde im oder nach diesem Sommer nicht als möglicher Bundestrainer zur Verfügung stehen. Ich habe ja einen Job, einen Dreijahresvertrag in Liverpool. Man unterschreibt Verträge und versucht, sich daran zu halten. Das ist eine einfache Situation. Im Leben geht es immer um Timing.“