Ski alpin

Liensberger mit Triumphfahrt zu erstem Sieg

Katharina Liensberger hat am Samstag im zweiten Damen-Slalom im schwedischen Aare in ihrem 75. Weltcup-Rennen in eindrucksvoller Manier ihren ersten Sieg gefeiert und damit auch eine Durststrecke der ÖSV-Damen beendet. 57 Slaloms mussten die ÖSV-Damen seit dem Erfolg von Nicole Hosp im November 2014 in Aspen auf den nächsten Sieg warten. Es war auch der erste Sieg für die heimischen Ski-Damen in dieser Saison.

Mit einer spektakulären und kompromisslosen Fahrt in der Entscheidung verwies Liensberger die Halbzeitführende Mikaela Shiffrin noch um 0,72 Sekunden auf Platz zwei. Der US-Star verpasste damit an ihrem 26. Geburtstag ihren 70. Weltcup-Sieg. Auch auf ihren 46. Sieg in einem Weltcup-Slalom und damit den Rekord von Ingemar Stenmark für Disziplinensiege muss Shiffrin noch weiter warten. Platz drei ging an die Schweizerin Wendy Holdener (+1,65 Sek.).

Die letzte Möglichkeit in dieser Saison dazu besteht beim Weltcup-Finale nächste Woche in Lenzerheide (SUI), wo kommenden Samstag (10.30 Uhr, live in ORF1) in einem Dreikampf auch die Entscheidung um die Kristallkugel im Slalom-Weltcup fällt. Petra Vlhova, die heute nach einem schweren Fehler im ersten Lauf nur Achte (+2,71 Sek.) wurde, führt mit 612 Punkten 22 Zähler vor Liensberger und 37 vor Shiffrin.

„Es war ein Flug von oben nach unten“

Liensberger jubelte im ORF-Interview, nach ihrem Weltmeistertitel im Slalom in Cortina vor drei Wochen, endlich auch über ihren ersten Erfolg im Weltcup: „Es war ein Flug von oben bis unten, ich wollte es einfach ins Ziel bringen. Ich habe mich in den Lauf reingelassen und habe es runtergebracht. Es ist einfach wunderschön. Es ist wunderschön, sich auf dem Toplevel mit den Weltbesten zu messen. Die Beste gewinnt, und heute war das ich.“

„Es ist immer toll, wenn man etwas erreicht, auf das man hingearbeitet hat. Es ist wunderschön, wenn man Ziele erreicht, und es gibt immer noch weitere Ziele. Ich will weiter meine beste Leistung bringen und zeigen, was ich kann.“

Kristall für Liensberger in Reichweite

Katharina Liensberger feiert beim Slalom in Aare ihren Premierensieg im Weltcup. Sie gewinnt souverän vor Mikaela Shiffrin und hat die Kristallkugel für den Slalom-Weltcup in Griffweite.

Diese positive Einstellung will die 23-jährige Vorarlbergerin auch im Weltcup-Finale zeigen: „Ich freue mich riesig auf Lenzerheide, dort bin ich ja schon als Kind oft runtergefahren, denn es ist ja nicht weit weg, von wo ich herkomme.“

Shiffrin erwartet „tolle Show“ im Finale

Für Shiffrin waren die Aare-Rennen nach dem dritten Platz am Freitag auch ohne Sieg zufriedenstellend: „Es war ein gutes Wochenende. Gestern habe ich wirklich gekämpft, heute hat sich das Skifahren besser angefühlt. Ich habe gewusst, es wird ein harter Kampf. Für das Finale darf man sich eine tolle Show erwarten. Katharina und Petra sind sehr stark drauf. Es ist alles möglich, ich bin nicht ganz aus dem Rennen. Hoffentlich kann ich überraschen.“

1. Katharina Liensberger
2. Mikaela Shiffrin (USA)
3. Wendy Holdener (SUI)

Vlhova macht es spannend

Weltcup-Leaderin Vlhova trug am Samstag ihren Teil dazu bei, dass das Rennen um Slalom-Kristall bis zum Schluss spannend bleibt. Der Slowakin passierte im ersten Lauf bereits beim vierten Tor ein schwerer Fehler. Vlhova wurde ausgehoben und konnte sich akrobatisch noch korrekt ins nächste Tor retten. Doch die Zeit war verloren, mit 2,95 Sekunden Rückstand auf Shiffrin rettete sich die Siegerin des Freitag-Slaloms als 27. noch ins Finale und hoffte auf eine Rangverbesserung.

Den „Rekord“ für eine Aufholjagd in einem Damen-Slalom hält übrigens eine Österreicherin: Karin Köllerer verbesserte sich im Dezember 1999 in Lienz im letzten Damen-Weltcup-Rennen des letzten Jahrtausends von Platz 30 auf drei und stellte damit die Bestmarke auf. Bestmarke stellte Vlhova keine auf, aber sie fuhr mit Laufbestzeit (0,05 Sekunden vor Liensberger) noch auf Platz acht. (+2,71) vor. „Da war viel Risiko dabei. Ich hatte nichts zu verlieren. Entweder null Punkte oder alles auf eine Karte setzen“, meinte sie im ORF-Interview.

Steigerung bei Gallhuber und Gritsch

Im Sog von Liensberger konnten sich auch die weiteren Österreicherinnen noch verbessern. Katharina Gallhuber konnte sich vom 22. Rang im ersten Lauf noch auf Rang neun (+2,81) steigern. „Ich habe im zweiten Durchgang wieder alles versucht. Ich muss auf meine eigene Leistung schauen und versuchen, gut Ski zu fahren. Petra (Vlhova, Anm.) ist wohl kompromisslos über den Übergang gefahren und das macht im Endeffekt den Unterschied aus.“

Franziska Gritsch, am Freitag noch Sechste, vergab ihre Chancen auf einen Topplatz nach einem kapitalen Fehler bereits im ersten Lauf. 2,53 Sekunden blieb die Tirolerin hinter Shiffrin, wurde 20. und war im ORF-Interview danach „richtig heiß“. Im Finale gelang Gritsch die erhoffte Steigerung und sie wurde Zehnte. (+2,92). „Es ist okay, es gibt immer etwas, wo man ein paar Hundertstel finden kann. Ich war bei der Zwischenzeit noch vorne, aber dann war es wieder der Zielhang. Es ist okay, richtig eine Rakete konnte ich nicht zünden. Aber ich nehme das Ergebnis gerne mit.“

Sporer und Mair fallen zurück

Marie Therese Sporer, die am Freitag als 19. ihr bestes Weltcup-Ergebnis erreicht hatte, konnte sich als 25. mit 2,73 Sekunden noch für die Entscheidung qualifizieren und wurde schließlich 20. (+3,47). Chiara Mair, am Freitag 18., ging als 14. in den zweiten Durchgang, wo sie aber auf den 26. Platz (+4,07) zurückfiel.

Für die Tirolerin dennoch eine gute Leistung, leidet sie doch noch immer unter den Nachwirkungen eines schweren Trainingssturzes vor zwei Jahren und hat Probleme mit ihrer Balance. Bernadette Lorenz (38./+3,66) und Katharina Huber (39./+3,68) hatten die Entscheidung der besten 30 Läuferinnen verpasst.