Skirennfahrerin Katharina Liensberger
AP/Pontus Lundahl, TT/Pontus Lundahl
Ski alpin

Liensberger setzt im Finale auf „Heimvorteil“

Seit Sonntag hat Österreichs Skiteam dank Marco Schwarz die kleine Kristallkugel im Slalom in der Tasche. Bei den Damen könnte Katharina Liensberger beim anstehenden Weltcup-Finale im schweizerischen Lenzerheide nachziehen. Der Vorarlbergerin fehlen nach ihrem Premierensieg am Samstag in Aare nur 22 Punkte auf Spitzenreiterin Petra Vlhova. Mit einer Art „Heimvorteil“ und der Erinnerung an ihre Kindheit will Liensberger im letzten Rennen den Spieß noch umdrehen.

15 Punkte hinter der Weltmeisterin aus Vorarlberg lauert US-Star Mikaela Shiffrin, die sich Liensberger am Samstag geschlagen geben musste. Alle übrigen Läuferinnen, auch die Schweizerinnen Michelle Gisin und Wendy Holdener, haben rechnerisch keine Chance mehr. „Es ist nahe, und doch will ich mich auf mich selbst konzentrieren, auf das Skifahren“, betonte Liensberger.

Das letzte Mal, dass Österreich im Slalom beide Kugeln abstauben konnte, ist lange her. In der Saison 2006/07 strahlte das nunmehrige Ehepaar Marlies Schild und Benjamin Raich mit den Slalom-Kugeln um die Wette. Aus eigener Kraft kann Liensberger den ersten Slalom-Gesamtsieg einer Österreicherin seit Schild in der Saison 2011/12 allerdings nicht schaffen: Gewinnt die Vorarlbergerin das letzte Rennen in der Schweiz und Vlhova landet auf Platz zwei, geht Kristall an die Slowakin.

Marlies Schild mit der Kristallkugel 2012
GEPA/Harald Steiner
Marlies Raich holte als Marlies Schild 2012 die bisher letzte Slalom-Kugel bei den Damen für Österreich

Dass Vlhova, die am Freitag den ersten Slalom in Aare vor Liensberger noch für sich entschieden hatte, überhaupt um den Gewinn des Slalom-Weltcups zittern muss, liegt vor allem an einem Missgeschick im ersten Lauf am Samstag. Dank bester Laufzeit im zweiten Durchgang und Rang acht betrieb die 25-Jährige Schadensbegrenzung, nachdem sie es gerade noch in die Entscheidung geschafft hatte. Liensberger freut sich jedenfalls auf den Dreikampf. „Mich da immer näher herantasten haben zu können und jetzt gemeinsam mit ihnen auf einem Toplevel fahren zu können, das ist etwas ganz Besonderes“, so die 23-Jährige.

„So fahren wie als Kind“

Die Vorarlbergerin hat gegenüber Vlhova und Shiffrin in Lenzerheide eher Heimvorteil. Von Liensbergers Heimatort Göfis ist man in etwas über einer Autostunde auf den Skipisten im Kanton Graubünden. Daher kennt die 23-Jährige die Verhältnisse dort gut. „Lenzerheide ist ganz in meiner Nähe, ich bin da schon oft als Kind runtergefahren und weiß von dem her, was mich erwartet“, sagte Liensberger, die nur auf sich selbst achten will. Das Rezept müsse denn auch sein, „so zu fahren, wie ich als Kind gefahren bin“.

Mikaela Shiffrin, Katharina Liensberger und Wendy Holdener
GEPA/Patrick Steiner
Seit dem zweiten Slalom von Aare ist Weltmeisterin Liensberger nun auch Gewinnerin eines Weltcup-Rennens

ÖSV-Damen-Rennsportleiter Christian Mitter sieht nicht nur deshalb das berühmte Momentum im Kampf um Kristall auf Liensbergers Seite. „22 Punkte sind jetzt nicht viel. Es ist schon alles passiert beim Finale“, sagte der Trainer, „jetzt muss sie einfach schauen, dass sie die Energie noch hat in Lenzerheide, dass sie das noch gut hinunterbringt.“ Der erlösende erste Sieg im Weltcup habe sich schon angekündigt: „Sie hat ein paar Mal knapp verloren im Slalom, in Semmering oder Zagreb zum Beispiel. Das ist jetzt natürlich super, dass sie den ersten Sieg einfährt, und das relativ souverän. Hut ab“, so Mitter.

Ansporn für gesamtes Team

Auch das restliche Team freute sich in Aare mit Liensberger. „Es ist ihr nur zum Vergönnen. Sie arbeitet auch so hart dafür“, meinte etwa Katharina Gallhuber, am Samstag als Neunte erstmals in dieser Saison in den Top Ten. „Und wenn man so jemanden im Team hat, gibt das natürlich Auftrieb. Ich finde es richtig cool, dass ich mich mit der Kathi im Training messen kann. Ich will so Schritt für Schritt wieder der Weltspitze näher kommen“, ergänzte die Bronze-Gewinnerin von Olympia 2018. „Ich gönne ihr das von Herzen, weil sie mit so viel Präzision und Leidenschaft daran arbeitet, dass ihr Schwung jedes Mal wieder schneller wird“, sagte auch Marie-Therese Sporer, die mit den Plätzen 19 und 20 ihr bestes Weltcup-Wochenende überhaupt erlebte.