Benedikt Pichler, Peter Stöger und Gerhard Fellner (A.Wien)
GEPA/Hans Oberlaender
Bundesliga

Austria enttäuscht und motiviert zugleich

Die Austria hat ihren 110. Geburtstag am Montag erneut als Mannschaft der unteren Tabellenhälfte in der tipico-Bundesliga begangen. Mit der Last-Minute-Niederlage bei Puntigamer Sturm Graz (1:2) verabschiedete sich am Sonntag die letzte Hoffnung auf ein violettes Wunder. Die Riege der Topclubs blieb auch mit Peter Stöger an der Seitenlinie unerreichbar. Auch wenn sich die Schmach über Monate angekündigt hatte, war die Enttäuschung groß. Gleichzeitig geht der Blick schon in die Zukunft, der sich der Club motiviert stellen wird.

„Es ist schade, weil die Jungs total erledigt sind in der Kabine. Wir haben bis zum Schluss alles unternommen“, betonte Stöger. „Das, was sie abgeliefert haben mit einem weniger, und dass sie die letzte Chance nutzen wollten, das war alles okay.“ Stöger brachte die Problematik zum Ausdruck, mit der sich die Violetten schon länger herumschlagen. „Wir sind Austria Wien, und egal, was im ‚Budget-Laderl‘ drin ist, oder auch nicht: Mit Austria Wien verbindet man Erfolg. Das ist es, was es für uns momentan auch so schwierig macht.“

Sechs Siege in 21 Partien – darunter nur einer gegen Teams der oberen Hälfte – waren am Ende zu wenig für Duelle mit Red Bull Salzburg, Rapid, dem LASK oder Sturm. Das Frühjahr hält für die Wiener erneut Vergleiche mit Cashpoint Altach, Flyeralarm Admira, Guntamatic Ried oder spusu St. Pölten parat. Diese Aufgabe nimmt die Austria mit Elan in Angriff. „In der unteren Gruppe werden wir die Favoritenrolle logischerweise annehmen. Wir werden schauen, dass wir die Besten unten werden, und dann schauen wir, was kommt“, sagte Stöger.

Sturm zerstört Austrias Hoffnungen

Die Austria hat wie im Vorjahr die Qualifikation für die Meistergruppe der Bundesliga verpasst. Das steht nach einem 1:2 (0:0) bei Sturm Graz am Sonntag eine Runde vor Abschluss des Grunddurchgangs fest.

Am Sonntag wurde der Spielverlauf einer ausgeglichenen Partie mit Halbchancen – selbst verschuldet – zu einem ungünstigen: Ein Rot-Foul von Benedikt Pichler mit dem gestreckten Fuß gegen das Knie von Sandro Ingolitsch zwang die Austria nach einer Stunde in die Defensive. Ein herrliches Tor von Dominik Fitz zum 1:1 war letztlich bedeutungslos. „Wir hatten am Anfang viele Spiele, wo wir Sachen hergegeben haben. Jetzt wird es kontinuierlich besser, aber unterm Strich sind wir verdient da, wo wir sind“, meinte Fitz.

Ilzer erneut gegen Ex-Club erfolgreich

Sturm freute sich über einen „schönen Last-Minute-Sieg mit einem negativen Höhepunkt“, wie es Trainer Christian Ilzer ausdrückte. „Wir möchten Sandro Ingolitsch diesen Sieg widmen.“ Die MR-Untersuchung am Montag bestätigte dann die schlimmsten Befürchtungen: Das vordere Kreuzband, das Innenband sowie der Meniskus sind gerissen. Ingolitsch werde deshalb bereits am Dienstagvormittag operiert, teilte Sturm mit. Das Ärzteteam rechne mit einer Ausfallzeit von rund neun Monaten für den 23-jährigen Rechtsverteidiger.

Siege gegen die Austria sind für Sturm keine Selbstläufer, betonte Ilzer, nachdem er seinen Ex-Club auch im zweiten Saisonduell bezwungen hatte. „Es ist ja nicht so, dass Austria Wien die kleinen Mickymäuse sind und wir die Großen. Das kann man von Anfang an als ausgeglichenes Kräfteverhältnis einschätzen. Wenn man dann fast 20 Torschüsse mehr hat, sind wir nicht so schlecht unterwegs gewesen.“

Teamspirit bringt Sturm Punkte

Ilzer strich den Teamspirit heraus. „Wir sind eine Mentalitätsmannschaft. Wir haben schon einige Spiele in der Schlussphase entschieden oder ausgeglichen“, erinnerte Ilzer an das 2:1 gegen Ried (94. Minute) und das 1:1 in Tirol zuletzt (92.). Nun also das Siegestor von Jon Gorenc-Stankovic in der 94. Minute. „Ich habe beim 1:1 einen Fehler gemacht. Ich hatte keine andere Option, als dafür ein Tor zu schießen“, sagte der Matchwinner. Die Legitimität seines Treffers wurde wegen eines Friesenbichler-Handspiels in der Entstehung angezweifelt.

Mit elf Siegen haben die Grazer nun öfter gewonnen als in der gesamten letzten Saison. Die Geister der Vergangenheit scheinen langsam endgültig vertrieben. Das Engagement der El-Maestro-Brüder beim Saudi-Club Al Taawoun entlastet etwas unverhofft auch das Budget. Und auch wenn Sturm in einer Phase steckt, in der laut Ilzer „ein bisschen das Selbstverständnis fehlt“, deutet auf eine Horrormeisterrunde wie im Vorjahr mit neun Niederlagen in zehn Spielen derzeit nichts hin.