Kristallkugel
GEPA/Daniel Goetzhaber
Ski alpin

Zweikämpfe prägen Herren-Showdown

Der alpine Weltcup 2020/21 ist auf der Zielgeraden angekommen. Zum bereits sechsten Mal geht die letzte Woche mit allen Disziplinen bei Damen und Herren im schweizerischen Lenzerheide über die Bühne. Die Entscheidungen in den Gesamt- und Spezialwertungen sind so spannend wie schon lange nicht mehr. Bei den Männern sind es vor allem Zweikämpfe, die ein furioses Finale im Kanton Graubünden versprechen.

Am Mittwoch soll mit den Abfahrten der Herren (12.15 Uhr) und Damen (13.45 Uhr, beide Rennen live in ORF1) der Startschuss zum ersten Weltcup-Finale seit zwei Jahren erfolgen. Im Vorjahr war die WM-Generalprobe in Cortina d’Ampezzo der Coronavirus-Pandemie zum Opfer gefallen. So wie schon den gesamten Winter über wird auch beim Finale in Lenzerheide aber keine große Party steigen. Denn die Rennen – darunter auch ein Teambewerb am Freitag – gehen wie in der Pandemie gewohnt ohne Zuschauer im Ziel über die Bühne. Die gesamte Action ist aber dafür wieder live in ORF1 zu sehen.

Dabei hätten sich die Kämpfe um Kristall bei den Männern eine entsprechende Kulisse verdient. Denn einzig im Slalom ist die Entscheidung bereits gefallen. Nach Marcel Hirscher 2019 kommt der Gewinner der Slalom-Wertung mit Marco Schwarz wieder aus Österreich. Der Kärntner liegt vor dem letzten Rennen am kommenden Sonntag (10.30 Uhr) uneinholbare 122 Punkte vor dem Schweizer Ramon Zenhäusern und darf sich in Lenzerheide sein erstes Kristall abholen.

ÖSV mit Chancen auf weitere Kugeln

Beim Weltcup-Finale des alpinen Skiweltcups in Lenzerheide haben Katharina Liensberger, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer noch Chancen auf Kristall. Am Wochenende konnte sich der Kärntner Marco Schwarz bereits vorzeitig die Slalom-Kugel sichern.

Duell um Gesamtsieg

Im abschließenden Slalom könnte trotzdem eine Entscheidung fallen, nämlich die um den Gesamtweltcup zwischen dem Franzosen Alexis Pinturault und Lokalmatador Marco Odermatt aus der Schweiz – obwohl Letztgenannter im letzten Bewerb wohl fehlen wird. Pinturault, der lange Zeit souverän geführt hatte, geht mit nur 31 Zählern Vorsprung auf Odermatt ins Finale. Zuletzt zeigte der Franzose Nerven, wohingegen Odermatt mit einer „Nichts zu verlieren“-Devise mit Siegen in Saalbach-Hinterglemm und Kranjska Gora Punkte en masse sammelte.

Odermatt hat daher auch das berühmte Momentum aktuell klar auf seiner Seite und gilt sowohl im Super-G am Donnerstag (11.00 Uhr), als auch im Riesentorlauf am Samstag (9.00 bzw. 12.00 Uhr) zu den Sieganwärtern. „Diese Saison war ich immer der Jäger. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich im Gesamtweltcup eine Rolle spielen kann. Für ihn (Alexis/Anm.) ist es sicher keine einfache Ausgangslage, bei mir läuft es momentan sehr gut“, sagte Odermatt auch mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Pinturault, der im Slalom von Kranjska Gora ausfiel, muss sein Heil in Riesentorlauf und Slalom suchen – und wenn möglich auch im Super-G überraschen.

Alexis Pinturault (FRA) und Marco Odermatt (SUI)
GEPA/Harald Steiner
Odermatt (r.) erhöhte zuletzt den Druck auf Pinturault (l.) in allen Wertungen gehörig

Schweiz gegen Österreich in den Speed-Bewerben

In der Abfahrt am Mittwoch kann Odermatt ebenfalls Punkte auf Pinturault gutmachen. Im Fokus steht jedoch hier das Duell zwischen Beat Feuz und Matthias Mayer. Der Kärntner hat 68 Zähler Rückstand auf den Schweizer, der zum vierten Mal en suite die kleine Kristallkugel für die Abfahrtswertung gewinnen könnte. Er würde mit seinem Landsmann Didier Cuche gleichziehen. Rekordhalter ist mit fünf Kugeln Franz Klammer, der von 1975 bis 1978 vier in Folge sowie eine 1983 errang. Für Österreich wäre es das erste Abfahrtskristall seit Klaus Kröll 2012.

Auch im Super-G geht es zwischen den nachbarschaftlichen Erzrivalen um den Titel. Weltmeister Vincent Kriechmayr geht am Donnerstag mit 83 Punkten Vorsprung auf Odermatt in das letzte Rennen der Saison, nachdem er zuletzt in Saalbach seinen ersten „Matchball“ ausgelassen hatte. Allerdings könnte sich Kriechmayer eine Sicherheitsfahrt erlauben, um Kristall abzustauben. Selbst bei einem Sieg des Schweizers müsste der Oberösterreicher nur 14. werden. Vorsicht ist dennoch geboten: Erstens passiert ein Ausfall im Super-G schnell, zweitens kommt das Gelände Odermatt entgegen. Detail am Rande: Österreichs Herren-Team wartet seit 2008 und Hannes Reichelt auf eine Super-G-Kugel.

Vincent Kriechmayr (AUT)
APA/EXPA/Johann Groder
Kriechmayr geht mit einer Hand an der Kristallkugel im Super-G ins Finale

Showdown im Riesentorlauf

Während in den Speed-Disziplinen Odermatt und im Slalom Pinturault von der Papierform her die besseren Karten hat, könnte es im Riesentorlauf am Samstag zu einem packenden Schlagabtausch auf Augenhöhe zwischen den beiden Konkurrenten um die große Kristallkugel werden. Nicht nur das: Auch in der Spezialwertung für den Riesentorlauf matchen sich der Schweizer und der Franzose um den Hauptpreis.

Im vorletzten Rennen der Saison in Kranjska Gora schnappte Odermatt dem noch auf seine erste Riesentorlauf-Kristallkugel wartenden Alexis Pinturault die Führung weg und liegt nun 25 Zähler voran. Das heißt, auch bei einem Sieg Pinturaults – er war seit 2013 am Saisonende immer in den Top Drei – dürfte Odermatt nicht besser als Dritter werden. Der achtplatzierte Stefan Brennsteiner kann sich noch um ein oder zwei Ränge in der Endabrechnung verbessern.