Vincent Kriechmayr mit seiner Kristallkugel
Reuters/Denis Balibouse
Ski alpin

„Schöner Moment“ für Kriechmayr

„Das ist ein schöner Moment“, sagte Vincent Kriechmayr. Nach Doppelgold bei den Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo in Abfahrt und Super-G hat sich der Oberösterreicher am Donnerstag auch den Traum von der ersten kleinen Kristallkugel erfüllt. 83 Punkte vor dem Schweizer Marco Odermatt gewann Kriechmayr die Super-G-Wertung, nachdem das Rennen wegen Nebels hatte abgesagt werden müssen. Die Schweizerin Lara Gut-Behrami stand als Disziplinsiegerin davor bereits fest.

Für die ÖSV-Herren ist es die erste Super-G-Kugel seit Hannes Reichelt 2008. Nach einer kugellosen vergangenen Saison schreiben sie diesmal mit zweimal Kristall an, am vergangenen Sonntag hatte der Kärntner Marco Schwarz in Kranjska Gora bereits vorzeitig die Slalom-Wertung gewonnen. Matthias Mayer, der Zweite der Abfahrtswertung, landete im Super-G an der dritten Stelle.

„Schade, dass wir kein Rennen hatten, dann wären die Emotionen sicher ein bisschen größer gewesen, sofern ich gut gefahren wäre natürlich“, sagte Kriechmayr nach dem Erhalt der Kristallkugel. „Es ist eine Genugtuung. Es war eine schöne Saison, ich kann sehr stolz sein.“

Super-G-Kristallkugel für Kriechmayr

Am Donnerstag mussten die Super-Gs der Damen und Herren beim Weltcup-Finale in Lenzerheide wetterbedingt abgesagt werden. Die kleine Kristallkugel geht damit erstmals an den Österreicher Vincent Kriechmayr.

In der vergangenen Saison hatte der 29-jährige Oberösterreicher die kleine Kristallkugel im Super-G nur um drei Punkte verpasst. „Dass ich jetzt eine Kugel habe, da muss ich auch ein Dankeschön an meine Teamkollegen richten. Nur durch starke Konkurrenz wird man besser, sie haben mich gepusht.“

V.l.n.r.: Marco Odermatt (Schweiz), Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer (beide Österreich) bei der Siegerehrung in Lenzerheide
AP/Marco Trovati
Kriechmayr gewann den Super-G-Weltcup vor Odermatt (l.) und Mayer

In Reichelts Fußstapfen

Damit meinte er auch seinen Kugelvorgänger Reichelt. „Dass ich jetzt in seine Fußstapfen treten kann, ist ein schöner Zufall, vor allem, weil er jetzt seine Karriere beendet hat. Ich hoffe schon, dass wir nicht mehr so lange auf eine Kugel im Super-G warten müssen.“

Reichelt absolvierte am Donnerstag seinen Abschiedsrun in Lederhose, im Ziel wurde der Salzburger von den Kollegen, Trainern und Betreuern mit einer Sektdusche empfangen. „Ich bin heute munter geworden und habe mir gedacht: Rennen! Ach nein, es ist vorbei. Da ist schon ein Riesenbrocken von mir gefallen, ich bereue es noch nicht. Emotional bin ich aber bei Weitem noch nicht weg vom Skifahren“, sagte Reichelt.

Hannes Reichelt bei seiner Abschiedsfahrt in Lederhosen
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Reichelt bei seiner Abschiedsfahrt in Lenzerheide

Gesamtweltcup vorentschieden

Im Gesamtweltcup hat der Franzose Alexis Pinturault dank der Speed-Absagen vor den abschließenden Rennen im Riesentorlauf und Slalom 31 Zähler Vorsprung auf Odermatt, die Slowakin Petra Vlhova nimmt 96 Zähler Polster auf Gut-Behrami mit in das Wochenende. Für Odermatt bzw. Gut-Behrami wird es damit ganz schwierig, die große Kugel noch zu erobern.

Denn während im Riesentorlauf die Chancen ausgeglichen sind, hat Odermatt noch nie einen Weltcup-Slalom bestritten, Gut-Behrami seit Jänner 2017 nicht mehr. „Ich habe heute etwas gewonnen und nichts verloren“, sagte Gut-Behrami und verwies zugleich auf das kleine Super-G-Kristall. Die Slalom-Ski werde sie definitiv nicht anschnallen.

Odermatt als fairer Zweiter

„Das ist natürlich sehr schade, gestern und heute sind große Chance bezüglich Gesamtweltcup verloren gegangen. Auch der Kampf mit Vince wurde vorzeitig entschieden. Es ist, wie es ist. Vince war der beste Super-G-Fahrer, er hat es sich verdient“, sagte Odermatt. „Meine Form ist sehr gut, der Hang ist auch gut für mich. Theoretisch wäre es sicher möglich gewesen, wenn mir Vince ein bisschen geholfen hätte. Was er sicher nicht gemacht hätte. Aber man hofft bis zum Schluss.“ Sein Fokus liege jetzt auf der kleinen Kugel im Riesentorlauf, danach werde er schauen.

Entgegen der Vorhersage war in der Nacht auf Donnerstag in der Lenzerheide noch einmal eine große Neuschneemenge zusammengekommen, die umfassende Pistenarbeiten nötig machte. Die Entscheidung, den Reservestart herzurichten, fiel früh, dieser lag aber auch inmitten der dichten Nebelbank. Um 11.15 Uhr erfolgte schließlich die endgültige Absage. Bereits am Mittwoch waren die Abfahrten abgesagt worden. Am Freitag (12.00 Uhr, live in ORF1) steht der Teambewerb auf dem Programm.