Der belgische Fußballer Romelu Lukaku.
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WM-Qualifikation

Nationalteams leiden unter Spielerabsagen

Die Coronavirus-Pandemie stellt die Nationalteams zum Start der WM-Qualifikation einmal mehr vor eine Herausforderung. Der erste Schritt auf dem Weg zur WM 2022 in Katar wird getrübt von Reisebeschränkungen, Abstellverweigerungen und drohenden Quarantänen. Das ÖFB-Team, das am Donnerstag (20.45 Uhr, live in ORF1) zum Auftakt in Schottland auf zahlreiche Stammkräfte verzichten muss, ist dabei kein Einzelfall.

Zwar hat es wohl kaum ein anderes Nationalteam derart heftig erwischt wie das im Hampden Park von Glasgow spielende ÖFB-Team mit seiner Phalanx an Deutschland-Legionären. Doch auch andere Nationen müssen teilweise auf Spitzenkräfte verzichten, weil Rückkehrern in einigen Ländern gerade nach Spielen im Nicht-EU-Raum eine mehrtägige Quarantäne droht.

So kämpft Polen vor dem Auswärtsspiel in England noch um den Einsatz von Bayern-Star Robert Lewandowski und England noch um Dortmunds Jude Bellingham. Und das, obwohl die Bayern-Verantwortlichen ÖFB-Star David Alaba die Reise nach Schottland untersagt haben. Für Inter-Legionäre haben sich die Länderspiele nach dem Auftreten eines Coronavirus-Clusters allesamt erledigt. Das betrifft neben der „Squadra Azzura“ etwa Dänemark mit Spielmacher Christian Eriksen und Belgien mit Stürmer Romelu Lukaku.

Der österreichische Bayern München Spieler David Alaba.
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Für Noch-Bayern-Star Alaba ist die Reise nach Schottland bereits gestrichen

FIFA entbindet Clubs von Abstellpflicht

Bereits im Herbst hatte der Internationale Fußballverband (FIFA) die Abstellpflicht für Clubs aufgehoben, wenn deren Spieler mit ihrer Landesauswahl eine Reise antreten, die anschließend eine zumindest fünftägige Quarantäne nach sich zieht. Von diesem Recht machen nun deutsche, französische, belgische, norwegische, russische und slowakische Vereine Gebrauch.

Österreichs Meister Salzburg lässt seine Legionäre laut Clubauskunft hingegen ziehen. Patson Daka und Enock Mwepu spielen mit Sambia zu Hause gegen Algerien und in Simbabwe. Auch Noah Okafor (Schweiz), Mergim Berisha (Deutschland) und Luka Sucic (Kroatien) sind jeweils für die ab Mittwoch beginnende U21-EM abgestellt. Brenden Aaronson spielt mit dem US-Nationalteam in Wiener Neustadt gegen Jamaika und in Belfast gegen Nordirland.

DFB-Auswahl mit England-Legionären

Weltmeister Frankreich und auch Deutschland haben Glück – und wohl das nötige Verhandlungsgeschick. Sie können mit einem vollen Kader planen. Mit Regierungen und Behörden wurden dementsprechende Vereinbarungen getroffen. Joachim Löw kann entgegen ersten Befürchtungen die in England beschäftigten Nationalspieler Ilkay Gündogan, Timo Werner, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Bernd Leno einsetzen.

Der deutsche Manchester City Spieler Ilkay Gundogan.
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ManCity-Legionär Gündogan erhielt vom Duisburger Gesundheitsamt die Freigabe

Das zuständige Gesundheitsamt Duisburg – hier finden die Heimspiele Deutschlands gegen Island und Nordmazedonien statt – erteilte dafür die Freigabe, ordnete jedoch eine „Arbeitsquarantäne“ an. Außerhalb des eigentlichen Spiels, des Trainings und der Mannschaftsbesprechungen dürfen die betroffenen Spieler keinerlei Kontakt zu anderen Personen haben. Zwischen den Spielen in Duisburg tritt die Nationalmannschaft am 28. März in Bukarest gegen Rumänien an.

FIFA öffnet „Büchse der Pandora“

Nach dem Willen der FIFA halten neben dem Europäischen Verband (UEFA) auch die kontinentalen Verbände in Asien und der CONCACAF-Region (Nord- und Zentralamerika sowie Karibik) eisern am Spielplan fest. Mit dem Wegfall der Abstellpflicht habe sich gewissermaßen die „Büchse der Pandora“ geöffnet, monieren Kritiker wie Gambias Teamchef Tom Saintfiet. „Es ist in erster Linie eine schlechte Entscheidung, es den Vereinen zu erlauben, Einberufungen abzulehnen und trotzdem die Qualifikation fortzusetzen. Die FIFA hätte die Beziehung zwischen Vereinen und Nationalteams niemals berühren dürfen.“

Den afrikanischen Nationalteams werden gerade nach der Abstellweigerung der französischen Liga in den entscheidenden zwei Gruppenspielen in der Qualifikation für den Afrikacup viele Schlüsselspieler fehlen. Normalerweise treten bis 400 Spieler die weiten Reisen in ihre Heimatländer an. „Wenn wir heute verhindern, dass die Spieler zu dieser Qualifikationsrunde kommen, was wird morgen beim Afrikacup passieren? Es wird hier nicht enden“, meinte der ehemalige belgische Profi Tom Saintfiet.