Trainer der österreichische Nationalmannschaft Franco Foda.
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WM-Qualifikation

ÖFB-Team spielt bei Kader weiterhin auf Zeit

ÖFB-Teamchef Franco Foda muss vorerst bei seinem 43-Mann-Großkader für die nächste Woche beginnende WM-Qualifikation bleiben. Die mehrmals nach hinten verschobene virtuelle Pressekonferenz am Freitag brachte keine Reduzierung des Kaders, der ÖFB spielt auf Zeit und hofft, doch noch mit Deutschland-Legionären nach Schottland reisen zu dürfen. Punkto Großkader verteidigte Foda seine umstrittenen Tormann-Nominierungen.

Die Pressekonferenz wurde gleich dreimal nach hinten verschoben, um noch auf aktuelle Änderungen hinsichtlich der Einstufung von Coronavirus-Mutationsgebieten reagieren zu können. Eine Reduktion war laut ÖFB-Angaben noch nicht möglich, weil eine erhoffte neue Einstufung durch das deutsche Robert Koch-Institut bis Nachmittag noch nicht vorlag. „Wir müssen bis Sonntagabend abwarten“, erklärte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Das ÖFB-Team müsse Stand jetzt ohne Deutschland-Legionäre in Schottland auskommen.

Laut Neuhold bestehe noch die Hoffnung, dass Großbritannien im Laufe des Freitags vom Robert-Koch-Institut von der Liste der Hochrisikogebiete genommen werden könnte. In diesem Fall hätte eine Reise nach Schottland für die Deutschland-Profis keine 14-tägige Quarantäne zur Folge, und die Clubs wären zur Abstellung verpflichtet.

ÖFB-Team spielt bei Kader weiterhin auf Zeit

ÖFB-Teamchef Franco Foda hat am Freitag zu seinem 43-Mann-Großkader für die nächste Woche beginnende WM-Qualifikation Stellung genommen. Die mehrmals nach hinten verschobene virtuelle Pressekonferenz brachte keine Reduzierung des Kaders, der ÖFB spielt auf Zeit und hofft, doch noch mit Deutschland-Legionären nach Schottland reisen zu dürfen.

Österreich startet die Mission WM-Qualifikation am 25. März auswärts im Hampden Park in Glasgow gegen Schottland, danach folgen gegen die Färöer (28. März) und Dänemark (31. März, alle Spiele um 20.45 Uhr und live in ORF1) zwei Heimspiele im Ernst-Happel-Stadion.

ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold
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ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold hofft noch, dass Deutschland-Legionäre in Schottland dabei sein werden

Fix keine Freigabe für das Spiel in Glasgow am Donnerstag erhielt Frankreich-Legionär Adrian Grbic (Lorient), Freiburgs Philipp Lienhart darf aufgrund lokaler Bestimmungen nur beim ersten Heimspiel gegen die Färöer (28. März) in Wien spielen. Der Einsatz von China-Legionär Marko Arnautovic war aufgrund der chinesischen Coronavirus-Reisebeschränkungen ohnehin kein Thema. Laut derzeitigem Stand plant Foda, mit 23 Spielern nach Schottland zu fliegen. Diese sollen am Montag zusammenkommen, der Rest ab Mittwoch in Wien trainieren.

Aus gesundheitlichen Gründen für alle drei Partien fraglich ist unterdessen der Einsatz von Hoffenheims Stefan Posch nach seiner Coronavirus-Infektion, von Mainz-Angreifer Karim Onisiwo und von Frankfurts Martin Hinteregger. Bei Letzterem sprach Foda nach dessen Oberschenkelverletzung von einem „Rückschlag im Training“.

Mit 23 Spielern nach Schottland

„Wir befinden uns alle in einer sehr schwierigen Situation, deswegen bedarf es auch außergewöhnlicher Maßnahmen. Die Bekanntgabe des Kaders war etwas komplizierter als sonst. Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet und werden nun abwarten, was es Neues gibt. Es gibt tägliche Veränderungen. Wir müssen kurzfristig improvisieren und immer neue Lösungen suchen“, erklärte Foda am Freitag.

Der Teamchef („Ich rege mich nicht mehr über etwas auf, das ich nicht verändern kann“) präzisierte dabei seinen Vorbereitungsplan. „Es ist geplant, dass 23 Spieler nach Schottland fliegen. Der Rest des Kaders bleibt in Wien und trifft am Mittwoch zusammen. Am Freitag nach dem Spiel werde ich den Kader für die nächsten Partien bekanntgeben.“

Tormänner großes Kaderthema

Am Dienstag hatte Foda seinen historischen Großkader nominiert, für Verwunderung sorgte die Nichtnominierung von Salzburg-Tormann Cican Stankovic. Für dessen Clubtrainer Jesse Marsch war die Entscheidung „unverständlich“. „Jeder darf seine Meinung kundtun. Das hat Herr Marsch getan. Wir haben zehn Torleute in unserem Pool, und Cican hat wie alle anderen die Möglichkeit, bei der EM dabei zu sein“, sagte Foda. Zu diesem Pool würden auch die ebenfalls nicht einberufenen Patrick Pentz (Austria), Dejan Stojanovic (St. Pauli) und Martin Fraisl (Den Haag) gehören.

Der Plan aus dem Herbst, im März eine Nummer eins festzulegen, scheint verworfen. „Aufgrund der neuen Situation werde ich mir überlegen, ob ich das tun werde“, erklärte Foda, der für das Länderspiel-Triple Daniel Bachmann (Watford), Pavao Pervan (Wolfsburg), Heinz Lindner (Basel), Alexander Schlager (LASK) und Jörg Siebenhandl (Sturm Graz) nominiert hatte.

„Es sind deshalb fünf Torleute, weil drei nach Glasgow fliegen werden. Zwei bleiben in Wien zum Training. Die Nominerung erfolgte nach Absprache mit Robert Almer (Tormanntrainer, Anm.). Er hat alle Kandidaten beobachtet, und wir haben entschieden“, so Foda. Neben Stankovic ist auch Rapids Richard Strebinger auf Abruf gelistet.

Kara „gefährlich“, Demir „sehr talentiert“

Erstmals mit dabei sind u. a. die Rapid-Spieler Yusuf Demir und Ercan Kara. „Kara macht einen sehr positiven Eindruck, ich kenne ihn noch nicht persönlich, habe aber viele Spiele beobachten können. Er ist ein Spieler, der sehr robust ist, gut die Bälle halten kann und in der Box sehr gefährlich ist“, so Foda. „Demir ist ein junger, sehr talentierter Spieler. Er ist kein Stammspieler bei Rapid, aber ich sehe in ihm ein riesiges Potenzial. Wenn er reinkommt, kann er einem Spiel neue Impulse geben. Jetzt wollen wir uns ihn live anschauen.“

Ercan Kara und Yusuf Demir (Rapid)
GEPA/Philipp Brem
Teamchef Foda nominierte erstmals die beiden Rapid-Spieler Ercan Kara und Yusuf Demir

Nicht einberufen wurde Arnautovic, weil auf den Wiener nach einem Österreich-Aufenthalt eine 14-tägige Quarantäne in China warten würde. Für die EM sollte es allerdings keine Abstellungsprobleme geben, versicherte Arnautovic dem Coach erst vor wenigen Tagen.

„Jeder kann sich zeigen“

Unabhängig der ungewissen Umstände bleibt für Foda das Vorhaben unverändert. „Wir haben das Ziel, uns für die WM zu qualifizieren. Bis jetzt haben wir immer unsere Ziele erreicht. Ziele sind wichtig, um Träume zu verwirklichen. Unabhängig von welchem Kader, wollen wir in Schottland gewinnen. Sollten wir ohne Legionäre antreten müssen, ist es für jeden eine Riesenchance, sich zu zeigen. Diese Chance muss man wittern, um sich vielleicht noch für die EM zu qualifizieren.“

Provisorischer ÖFB-Kader für WM-Qualifikation

Tor: Daniel Bachmann (Watford/ENG), Pavao Pervan (Wolfsburg/GER), Heinz Lindner (Basel/SUI), Alexander Schlager (LASK), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz)

Abwehr: David Alaba (Bayern München/GER), Aleksandar Dragovic (Bayer Leverkusen/GER), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt), Stefan Lainer (Mönchengladbach/GER), Philipp Lienhart (Freiburg/GER), David Nemeth (Sturm Graz), Stefan Posch (Hoffenheim/GER), Gernot Trauner (LASK), Christopher Trimmel (Union Berlin/GER), Andreas Ulmer (Salzburg), Maximilian Ullmann (Rapid), Albert Vallci (Salzburg), Philipp Wiesinger (LASK), Maximilian Wöber (Salzburg)

Mittelfeld: Husein Balic (LASK), Christoph Baumgartner (Hoffenheim/GER), Yusuf Demir (Rapid), Thomas Goiginger (LASK), Florian Grillitsch (Hoffenheim/GER), Stefan Hierländer (Sturm Graz), Raphael Holzhauser (Beerschot/BEL), Stefan Ilsanker (Eintracht Frankfurt/GER), Jakob Jantscher (Sturm Graz), Valentino Lazaro (Mönchengladbach/GER), Dejan Ljubicic (Rapid), Karim Onisiwo (Mainz 05/GER), Reinhold Ranftl (LASK), Marcel Sabitzer (Leipzig/GER), Louis Schaub (Luzern/SUI), Xaver Schlager (Wolfsburg/GER), Alessandro Schöpf (Schalke/GER), Stefan Schwab (PAOK Saloniki/GRE), Peter Zulj (Göztepe Izmir/TUR)

Angriff: Adrian Grbic (Lorient/FRA), Michael Gregoritsch (Augsburg/GER), Sasa Kalajdzic (Stuttgart/GER), Ercan Kara (Rapid)

Auf Abruf: Cican Stankovic (Salzburg), Richard Strebinger (Rapid) – Emanuel Aiwu (Admira), Dominik Baumgartner (WAC), Kevin Danso (Fortuna Düsseldorf/GER), Maximilian Hofmann (Rapid), Ivan Ljubic (Sturm Graz), Peter Michorl (LASK), Manuel Prietl (Arminia Bielefeld/GER), Thorsten Schick (SK Rapid), Romano Schmid (Werder Bremen/GER), Kevin Stöger (Mainz/GER), Hannes Wolf (Mönchengladbach/GER), Marco Grüll (Ried), Christoph Monschein (Austria)