Der österreichische Mönchengladbach Spieler Valentino Lazaro.
AP/Michael Sohn
WM-Qualifikation

ÖFB darf auf Einsatz der Legionäre hoffen

Österreichs Fußballnationalmannschaft kann im Auftaktspiel der WM-Qualifikation am Donnerstag in Glasgow gegen Schottland möglicherweise doch auf sämtliche in Deutschland engagierte Profis zählen. Großbritannien gilt laut Robert-Koch-Institut ab Sonntag nämlich nicht mehr als Virusvariantengebiet, sondern „nur“ als Gebiet mit erhöhtem Coronavirus-Infektionsrisiko, wie am Freitagabend mitgeteilt wurde.

Das hat zur Folge, dass für die ÖFB-Kicker bei einer Rückkehr von Schottland nach Deutschland keine 14-tägige Quarantäne nötig ist, damit fehlt den deutschen Clubs auch der Grund, ihren Spielern den Teamtrip zu verweigern. Der Internationale Fußballverband (FIFA) entbindet die Vereine nur von der Abstellungspflicht, wenn ihre Spieler nach Ländermatches in zumindest fünftägige Quarantäne müssen.

Der ÖFB erwartet im Laufe des Samstags Klarheit darüber, ob nun tatsächlich alle 19 nominierten Deutschland-Legionäre kommen können. Der Optimismus ist groß. „Die Chance ist jetzt wesentlich höher“, sagte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold der APA.

Österreich startet die Mission WM-Qualifikation am 25. März auswärts im Hampden Park in Glasgow gegen Schottland, danach folgen gegen die Färöer (28. März) und Dänemark (31. März, alle Spiele um 20.45 Uhr und live in ORF1) zwei Heimspiele im Ernst-Happel-Stadion.

„Abstellung sollte möglich sein“

Großbritannien hat nun für das Robert-Koch-Institut in puncto Coronavirus-Gefahr denselben Status wie Wien, und für Wien erhielten die Deutschland-Gastarbeiter schon vor Tagen die Reiseerlaubnis. „Daher sollte eine Abstellung auch für Glasgow möglich sein“, sagte Neuhold. Am Samstag wird der ÖFB mit allen involvierten deutschen Clubs die neue Situation besprechen.

Der Trainer der österreichische Nationalmannschaft Franco Foda und ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold während einer Pressekonferenz.
ORF
Am Freitagnachmittag war die Stimmung bei Teamchef Foda und Geschäftsführer Neuhold noch getrübter

Sollte tatsächlich die Erlaubnis für die Schottland-Reise erfolgen, müsste der aktuelle 43-Mann-Kader stark reduziert werden – und damit hätte sich auch der Poker des ÖFB ausgezahlt. Der Verband hatte nämlich erst vor wenigen Tagen auf einen Tausch des Heimrechts verzichtet. „Man sieht, dass es doch nicht so falsch war, so lange wie möglich zu warten“, sagte Neuhold.

Grbic fehlt fix in Glasgow

Keine Änderungen gibt es hingegen bei der Situation von Adrian Grbic. Der Lorient-Stürmer fällt für Schottland aus, weil die französische Liga ihren Spielern das Mitwirken an Länderspielen, die außerhalb des EU/EWR-Raums stattfinden, verboten hat. Der Einsatz von China-Legionär Marko Arnautovic war aufgrund der chinesischen Reisebeschränkungen kein Thema. Für die EM sollte es allerdings keine Abstellungsprobleme geben, versicherte Arnautovic dem Coach.

Aus gesundheitlichen Gründen für alle drei Partien fraglich ist unterdessen der Einsatz von Hoffenheims Stefan Posch nach seiner Infektion, von Mainz-Angreifer Karim Onisiwo und von Frankfurts Martin Hinteregger. Bei Letzterem sprach Teamchef Franco Foda nach dessen Oberschenkelverletzung von einem „Rückschlag im Training“. Foda hatte am Freitagnachmittag gemeinsam mit Neuhold Stellung genommen, konnte seinen historischen Großkader aber zu diesem Zeitpunkt – wie eigentlich geplant – noch nicht reduzieren.

Tormänner großes Kaderthema

Am Dienstag hatte Foda 43 Mann nominiert, für Verwunderung sorgte die Nichtnominierung von Salzburg-Tormann Cican Stankovic. Für dessen Clubcoach Jesse Marsch war das „unverständlich“. „Jeder darf seine Meinung kundtun. Das hat Herr Marsch getan. Wir haben zehn Torleute in unserem Pool, und Cican hat wie alle anderen die Möglichkeit, bei der EM dabei zu sein“, sagte Foda. Zu diesem Pool würden auch die ebenfalls nicht einberufenen Patrick Pentz (Austria), Dejan Stojanovic (St. Pauli) und Martin Fraisl (Den Haag) gehören.

Der Plan aus dem Herbst, im März eine Nummer eins festzulegen, scheint verworfen. „Aufgrund der neuen Situation werde ich mir überlegen, ob ich das tun werde“, sagte Foda, der für das Länderspiel-Triple Daniel Bachmann (Watford), Pavao Pervan (Wolfsburg), Heinz Lindner (Basel), Alexander Schlager (LASK) und Jörg Siebenhandl (Sturm Graz) nominiert hatte. Neben Stankovic ist auch Rapids Richard Strebinger auf Abruf.

Kara „gefährlich“, Demir „sehr talentiert“

Erstmals mit dabei sind u. a. die Rapid-Spieler Yusuf Demir und Ercan Kara. „Kara macht einen sehr positiven Eindruck, ich kenne ihn noch nicht persönlich, habe aber viele Spiele beobachten können. Er ist ein Spieler, der sehr robust ist, gut die Bälle halten kann und in der Box sehr gefährlich ist“, so Foda. „Demir ist ein junger, sehr talentierter Spieler. Er ist kein Stammspieler bei Rapid, aber ich sehe in ihm ein riesiges Potenzial. Wenn er reinkommt, kann er einem Spiel neue Impulse geben. Jetzt wollen wir uns ihn live anschauen.“

Provisorischer ÖFB-Kader für WM-Qualifikation

Tor: Daniel Bachmann (Watford/ENG), Pavao Pervan (Wolfsburg/GER), Heinz Lindner (Basel/SUI), Alexander Schlager (LASK), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz)

Abwehr: David Alaba (Bayern München/GER), Aleksandar Dragovic (Bayer Leverkusen/GER), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt), Stefan Lainer (Mönchengladbach/GER), Philipp Lienhart (Freiburg/GER), David Nemeth (Sturm Graz), Stefan Posch (Hoffenheim/GER), Gernot Trauner (LASK), Christopher Trimmel (Union Berlin/GER), Andreas Ulmer (Salzburg), Maximilian Ullmann (Rapid), Albert Vallci (Salzburg), Philipp Wiesinger (LASK), Maximilian Wöber (Salzburg)

Mittelfeld: Husein Balic (LASK), Christoph Baumgartner (Hoffenheim/GER), Yusuf Demir (Rapid), Thomas Goiginger (LASK), Florian Grillitsch (Hoffenheim/GER), Stefan Hierländer (Sturm Graz), Raphael Holzhauser (Beerschot/BEL), Stefan Ilsanker (Eintracht Frankfurt/GER), Jakob Jantscher (Sturm Graz), Valentino Lazaro (Mönchengladbach/GER), Dejan Ljubicic (Rapid), Karim Onisiwo (Mainz 05/GER), Reinhold Ranftl (LASK), Marcel Sabitzer (Leipzig/GER), Louis Schaub (Luzern/SUI), Xaver Schlager (Wolfsburg/GER), Alessandro Schöpf (Schalke/GER), Stefan Schwab (PAOK Saloniki/GRE), Peter Zulj (Göztepe Izmir/TUR)

Angriff: Adrian Grbic (Lorient/FRA), Michael Gregoritsch (Augsburg/GER), Sasa Kalajdzic (Stuttgart/GER), Ercan Kara (Rapid)

Auf Abruf: Cican Stankovic (Salzburg), Richard Strebinger (Rapid) – Emanuel Aiwu (Admira), Dominik Baumgartner (WAC), Kevin Danso (Fortuna Düsseldorf/GER), Maximilian Hofmann (Rapid), Ivan Ljubic (Sturm Graz), Peter Michorl (LASK), Manuel Prietl (Arminia Bielefeld/GER), Thorsten Schick (SK Rapid), Romano Schmid (Werder Bremen/GER), Kevin Stöger (Mainz/GER), Hannes Wolf (Mönchengladbach/GER), Marco Grüll (Ried), Christoph Monschein (Austria)