Tobias Anselm (WSG Swarovski Tirol) jubelt mit Mitspielern
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
Bundesliga

Tirol nach Krimi in Meistergruppe

Die WSG Tirol hat sich am Sonntag zum ersten Mal das Ticket für die Meistergruppe der tipico-Bundesliga gesichert. Den Wattenern reichte am 22. und letzten Spieltag des Grunddurchgangs ein 1:1 gegen Rapid, weil TSV Hartberg daheim gegen St. Pölten nur 3:3 spielte. In der Nachspielzeit tauschten die Teams noch die Plätze, da der SKN in der Steiermark den Ausgleich erzielte. Mit einem 5:3 bei der Austria löste der WAC das Ticket.

Kelvin Arase brachte die Gäste am Tivoli in Führung (74.), doch Tobias Anselm (84.) glich für die Hausherren im Finish aus. Weil Hartberg das Spiel gegen St. Pölten nach zwei Rückständen gedreht hatte, sahen die Steirer wie der sichere Anwärter auf das letzte Ticket aus, doch Kofi Schulz ließ den Traum von Hartbergs neuerlichem Einzug platzen (94.).

Die Tiroler zitterten nach Schlusspfiff, da in Hartberg noch gespielt wurde, und feierten danach ausgiebig auf dem Platz. Allen Grund dazu hatte man, hat man doch das Saisonziel Klassenerhalt in der Tasche.

Tirol reicht Remis für Meistergruppe

Die Wattener mussten aber bis zum Schluss zittern.

Der SCR Altach behielt in Vorarlberg gegen die SV Ried mit 2:1 die Oberhand. Schlusslicht Admira und Sturm Graz trennten sich mit einem torlosen Unentschieden. Bereits am Samstag hatte Spitzenreiter Salzburg einen 1:0-Auswärtssieg gegen den Dritten LASK eingefahren. Die „Bullen“ starten am Osterwochenende mit einem Vierpunktevorsprung auf den Zweiten Rapid in den Top Sechs. Die Auslosungen der zehn entscheidenden Runden werden am Dienstag bekanntgeben.

WSG-Mannschaft jubelt
GEPA/Patrick Steiner
Kollektiver Jubel einige Minuten nach Schlusspfiff: WSG Tirol hat es in die Meistergruppe geschafft

Tirol vergibt frühe Führung

Die Tiroler verzichteten im „ultimativen Endspiel“ angesichts der besseren Ausgangslage als Hartberg auf totale Offensive, wären aber in der 17. Minute mit der ersten gefährlichen Möglichkeit trotzdem beinahe in Führung gegangen. Ein Weitschuss des Ex-Rapidlers Thanos Petsos streifte fast die Stange (17.), Richard Strebinger wäre wohl geschlagen gewesen. Einen Abschluss von Nikolai Baden Frederiksen konnte Abwehrspieler Mateo Barac zudem blocken (27.).

Danach übernahmen aber die Gäste klar das Kommando und stellten die Abwehr der Hausherren immer wieder vor Probleme. Ein Fountas-Abschluss fiel zu schwach aus, Elfmeterreklamationen wegen eines vermeintlichen Handspiels von Rafael Behounek blieben von Schiedsrichter Dieter Muckenhammer ungehört (33.).

Rapid bricht Bann

Zwei Minuten später wehrte Oswald einen Fountas-Schuss ab, den Nachschuss setzte Maximilian Ullmann vom Fünfer stümperhaft neben das Gehäuse. In der 39. Minute zog Thorsten Schick ab, diesmal rettete Abwehrspieler David Gugganig knapp vor der Linie.

Diese Charakteristik setzte sich auch nach Wiederbeginn fort, Rapid kontrollierte klar das Geschehen und drängte auf den ersten Treffer. Ein Ljubicic-Schuss wurde zur Ecke abgewehrt (56.), bei einer Doppelchance von Fountas und Marcel Ritzmaier reagierte Oswald glänzend (59.). In der 74. Minute war der Bann dann gebrochen. Nach einem Petsos-Fehler traf Arase vom Sechzehner ins Eck, nachdem dieser die Aktion selbst eingeleitet hatte.

Krimi im Fernduell, Kara verschießt Elfmeter

Die WSG war zu dem Zeitpunkt trotzdem noch im Fernduell mit Hartberg vorne, was sich kurz darauf durch den TSV-Führungstreffer in der Steiermark änderte. Die Tiroler standen mit dem Rücken zur Wand, waren zum Siegen gezwungen und nahmen daher volles Risiko. Kurze Zeit später stach mit Anselm gleich ein „Joker“, er vollendete nach Celic-Idealzuspiel. In der Nachspielzeit brachte Bruno Soares Rapids Kara im Strafraum zu Fall, der Angreifer scheiterte allerdings zuerst an Oswald und setzte den Nachschuss deutlich über das Gehäuse (94.).

Aufgrund des Ausgleichs im Parallelspiel jubelten die Tiroler daraufhin nicht nur über den Punktegewinn und die Tatsache, dass man gegen Rapid wie auch schon in Wien (3:0) ungeschlagen blieb.

Stimmen zum Spiel:

Thomas Silberberger (WSG-Tirol-Trainer): „Wir haben ab der 76. Minute gewusst, dass wir weg sind und einen Sieg brauchen. Wir haben dann einen glücklichen Punkt gemacht. Das ist eh Nebensache, Rapid war stärker als wir, aber am Ende des Tages ist es scheißegal. Man hat auch meiner Mannschaft angesehen, dass sie trotzdem Druck verspürt hat, dass die Spieler nicht so befreit gespielt haben und ein bisschen Nervenflattern gehabt haben. Man muss aber auch sagen, dass Rapid ganz klar die Nummer zwei in Österreich ist, ein Topgegner. Dass es am Ende so ausgeht, ist ein Wahnsinn. Kofi Schulz ist mein All-Time-Hero, den brauch ich im Sommer unbedingt auf meiner Seite. Man muss auch einmal Glück haben, wir haben bis zur letzten Sekunde gekämpft und sind belohnt worden.“

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „Wenn du so viele Möglichkeiten vorfindest, da rede ich gar nicht mehr von Hunderter, das waren ja schon Hunderter und die Potenz dazu. Wir haben es geschafft, dass wir einen Gegner am Leben lassen. Das müssen wir uns selber anheften, das ärgert mich maßlos, weil uns einfach die drei Punkte gutgetan hätten. Die Spieler hätten sich die auch verdient gehabt, weil sie ein gutes Spiel gemacht haben, aber im Fußball geht es darum, dass du zumindest ein Tor mehr als der Gegner machst. Der ‚Silbi‘ wird sich freuen, ich bin wirklich sauer, weniger wegen der Leistung, aber die Tore sind halt auch entscheidend. Wir hätten schon vor dem Elfmeter mit drei oder vier Toren führen müssen, es hat dann ins Spiel reingepasst, dass wir noch einen Elfmeter plus Nachschuss vergeben.“

Stefan Köck (WSG-Tirol-Sportdirektor): „Hitchcock hätte den Thriller nicht besser schreiben können. Wir waren bis zur 75. Minute dabei, was nicht an unserem Spiel lag – das war heute sicher nicht das beste. Wir waren 75 Minuten lang dabei, weil der Spielstand in Hartberg gegen St. Pölten so war. Mit dem 3:2 von Hartberg waren wir gefühlt draußen, machen dann selbst das 1:1. Am Ende des Tages war’s nur mehr brutal. Ich glaube, ich bin um ein paar Jahre gealtert. Wenn es am Ende aber so ausgeht, nimmt man das gerne in Kauf. Aber ich glaube, dass es über die 22 Runden betrachtet verdient ist.“

Tipico-Bundesliga, 22. Runde

Sonntag:

WSG Tirol – Rapid 1:1 (0:0)

Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, SR Muckenhammer

Torfolge:
0:1 Arase (74.)
1:1 Anselm (84.)

WSG Tirol: Oswald – Koch, Behounek, Gugganig, Schnegg (80./Pranter) – Rogelj (80./Naschberger), Petsos (83./Bruno Soares), Celic, Rieder (65./Buchacher) – Dedic (65./Anselm), Baden Frederiksen

Rapid: Strebinger – Schick, Hofmann, Barac, Ullmann – Petrovic, D. Ljubicic – Arase (79./Demir), Fountas (68./Knasmüllner), Ritzmaier (79./Grahovac) – Kara

Gelbe Karten: Gugganig, Bruno Soares bzw. Barac, Schick, Ullmann

Die Besten: Koch, Gugganig, Rogelj bzw. Ritzmaier, Arase, Barac

Anm.: Kara scheiterte mit Elfmeter an WSG-Tormann Oswald (94.)