Mick Schumacher im Formel-1-Auto
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Formel 1

Schumacher debütiert mit Bürde des Namens

Beim Saisonauftakt in Bahrain am kommenden Wochenende kehrt ein berühmter Name in den Formel-1-Zirkus zurück. Neun Jahre nach dem Rücktritt seines Vaters Michael gibt Mick Schumacher für Haas sein mit Spannung erwartetes Debüt in der Königsklasse des Motorsports. Für spezielle Gefühle sieht der 22-Jährige aber keinen Platz. „Spätestens wenn man den Helm aufsetzt, dreht sich alles nur noch um das Rennen, das vor einem liegt“, so Schumacher.

Als Michael Schumacher vor elf Jahren am 14. März 2010 in der Wüste von Sakhir sein Aufsehen erregendes Comeback gegeben hatte und im Mercedes auf den sechsten Platz gerast war, war auch ein Zehnjähriger namens Mick Schumacher an Ort und Stelle, „aber ich habe eigentlich keine besonderen Erinnerungen daran. Was dieser Moment damals bedeutete, war mir absolut nicht bewusst“, erinnerte sich der Deutsche, der am Montag Geburtstag feierte, in einem dpa-Interview.

Nun ist Schumacher jun. selbst an der Reihe. 30 Jahre nach dem F1-Debüt seines Vaters – eine weitere Zahl, die die Premiere des Rekordweltmeistersohnes noch spezieller macht. „Es hat etwas von einem Happy End, auch wenn es natürlich für Mick jetzt erst richtig losgeht“, sagte seine Managerin Sabine Kehm. Die ehemalige Journalistin begann Ende 1999 als Sprecherin von Vater Michael Schumacher, ehe sie rund zehn Jahre später auch seine Managerin wurde und sich nun um Mick kümmert.

Mick Schumacher während einer Trainingsfahrt
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30 Jahre nach seinem Vater startet Schumacher in einem Haas-Boliden seine Formel-1-Karriere

Schumacher selbst gibt sich vor seinem ersten Rennen in der Formel 1 jedenfalls nach außen hin cool. Es werde sicher den ein oder anderen emotionalen Moment geben. „Aber bestimmt nicht in der Aufwärmrunde oder direkt vor dem Start“, sagte der 22-Jährige, der gemeinsam mit dem Russen Nikita Mazepin in der kommenden Saison das Fahrerduo bei Haas Racing bildet, „da ist man schon so konzentriert, da kommen solche Gedanken nicht“.

Der Name, der gefehlt hat

Die Rückkehr des Namens Schumacher in die Motorsport-Königsklasse wirkt wie ein PR-Beschleuniger in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. „Eine Bereicherung“, nannte der neue Formel-1-Boss Stefano Domenicali den jungen Deutschen bereits. Der 55-jährige Italiener war zu den Hochzeiten von Michael Schumacher bei Ferrari engagiert und erlebte den Titelsammler hautnah mit. „Das ist der Name, der in der Formel 1 sein muss“, betonte auch Domenicalis Vorgänger Bernie Ecclestone. Geht es nach dem 90-jährigen Engländer, hat Mick von Vater Michael dessen Genie auf der Rennstrecke geerbt.

Viel Eingewöhnungszeit an sein neues Team und Auto hatte Schumacher bei drei Testtagen, die ebenfalls in Bahrain über die Bühne gingen, nicht. Seine Testzeit musste sich der Deutsche auch mit seinem Teamkollegen Masepin teilen. Die weltweiten Coronavirus-Maßnahmen erschwerten zudem den Kennenlernprozess mit seiner Crew. Und sein Haas-Bolide zählt zudem im kommenden Jahr zu den schwächsten im Feld. Der Blick des Rennstalls ist schon auf 2022 gerichtet, 2021 muss irgendwie überstanden werden.

„Wird ein reines Lehrjahr“

Experten mahnen schon unisono, Mick Schumacher einmal fahren zu lassen und ihm Zeit zu geben. Zeit, die er auch schon bei seinen vorherigen Stationen brauchte. In der Formel 3 holte er sich nach einem mäßigen Debütjahr mit Endrang zwölf dann 2018 den Titel, genauso war es in der Formel 2, die er 2020 gewann. „Es wird ein reines Lehrjahr für ihn. Dementsprechend sollten wir alle nicht zu viel erwarten“, wurde jüngst Micks Onkel Ralf Schumacher in Sport1.de zitiert.

Mick Schumacher und Nikita Mazepin
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Schumacher (r.) und Masepin sollen heuer hauptsächlich Erfahrungen für die nächste Saison sammeln

Spätestens seit der Aufnahme von Mick Schumacher Anfang 2019 in die Nachwuchsakademie von Ferrari erwarten viele, dass der Weg den Sohn des siebenfachen Champions und einstigen Ferrari-Superstars früher oder später auch zur berühmten „Scuderia“ nach Maranello führen wird. Schumacher zu heißen wird jedoch allein nicht reichen. So wie es auch nicht reichte, um die Titel in der Formel 2 und Formel 3 zu gewinnen.

Keine Kopie des Vaters

„Der Name Schumacher ist natürlich von Vorteil in der Welt des Rennsports. Die Türen öffnen sich schneller. Gleichzeitig ist er auch von Nachteil: Die Beobachtung und Beurteilung von außen, der Druck und die Erwartungshaltung sind viel höher“, versicherte Managerin Kehm mit Blick auf die Beschaffung des ersten Stammcockpits für Mick Schumacher in der Formel 1 beim Ferrari-Partner Haas.

Den Fahrstil seines Vaters will Mick nicht kopieren. Welche Eigenschaften der 22-Jährige von seinem mittlerweile 53-jährigen Vater Michael hat, der seit seinem Skiunfall Ende 2013 aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, zählte Kehm auf: „Den Spaß am Rennfahren und den Spaß an der Freude anderer. Das Wissen, dass Talent vergeudet ist, wenn man nicht daran feilt und es permanent verfeinert. Die Bereitschaft, hart auch an sich selbst zu arbeiten und sich ständig zu verbessern.“

Diese Tugenden wird er auch brauchen, denn Ecclestone rechnet mit harten Anfangsjahren für Mick Schumacher in der Königsklasse. Das US-Team Haas war im Vorjahr bekanntlich nur Vorletzter der Konstrukteurswertung und hatte auch bei den jüngsten Testfahrten in Bahrain keinen besseren Eindruck hinterlassen. „Er wird niemanden haben, der ihm groß etwas beibringen kann“, so Ecclestone, der sich aber sicher ist, dass Mick Schumacher das Zeug zum Champion hat: „Wir müssen einfach abwarten.“