Vincent Schweiger (Fivers)
GEPA/Mario Kneisl
Handball

Fivers wollen Berlin in EHL „ärgern“

Schon der Einzug in die Gruppenphase der European Handball League (EHL) ist für die Fivers Margareten nach zehnjähriger internationaler Absenz ein großer Erfolg gewesen, der Aufstieg ins Achtelfinale wurde umso frenetischer gefeiert. Nun wartet mit den Füchsen Berlin im Hinspiel am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF Sport +) in Wien das vielleicht größte Spiel der Clubgeschichte. „Wir wollen sie ärgern und ein geiles Spiel machen“, gab sich Trainer Peter Eckl kämpferisch.

Bitter ist allerdings, dass Aushängeschild Lukas Hutecek verletzungsbedingt nicht dabei sein kann. Der ÖHB-Teamspieler zog sich am Wochenende beim 35:32-Sieg im Cupviertelfinale gegen Krems im Finish einen Bruch des kleinen Fingers an der Wurfhand zu und muss operiert werden. „Ohne ihn wird es schwierig, er ist unser Um und Auf“, gestand Manager Thomas Menzl. Die Partie wäre aber auch mit dem künftigen Lemgo-Legionär (ab Sommer) eine äußerst große Herausforderung geworden.

Zwar verloren die in Deutschlands Liga viertplatzierten Füchse das Topduell mit Magdeburg am Sonntag auswärts mit 24:29, ihre Bilanz in der EHL-Gruppenphase kann sich aber sehen lassen: sechs Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Letztere wegen coronavirusbedingter Absagen brachten mit 14 Punkten Platz eins in Gruppe zwei vor Nimes (12 Punkte), Kristianstad (11) und Sporting Lissabon (10). Die Deutschen gehen jedenfalls als klarer Favorit in die Begegnung, das Rückspiel findet eine Woche später in Berlin statt.

Trainer Peter Eckl (Fivers)
GEPA/Mario Kneisl
Fivers-Trainer Eckl ist sich der Größe der Aufgabe bewusst

Die Fivers sicherten sich ihr Achtelfinal-Ticket erst am letzten Spieltag. Auswärts bei Fenix Toulouse musste man sich zwar 25:29 geschlagen geben, das reichte nach dem 37:32-Heimerfolg allerdings, um das direkte Duell mit den Franzosen für sich zu entscheiden. Die Wiener beendeten die Gruppenphase mit sechs Punkten auf Platz vier hinter Wisla Plock (16), Ademar Leon und Medwedi Tschechow (jeweils 14). Trainer Eckl bezeichnete die nun anstehenden zwei Achtelfinal-Duelle mit einer der renommiertesten Adressen im europäischen Handball als „Bonustrack“.

„Wir wollen es noch einmal wissen“

„Wir haben dieses Jahr schon überraschen dürfen“, sagte der Wiener. „Wir wollen es noch einmal wissen.“ Auch der langjährige Erfolgscoach der Fivers war sich der Größe der Aufgabe bewusst. „Es ist ein Spiel, vor dem man vielleicht auch ein wenig Bammel hat. Da müssen wir alles zusammennehmen, um dagegenzuhalten“, so Eckl. An die Leistung von 1985, als man im Halbfinale des EHF-Cups (Vorgängerbewerb der EHL) an Baia Mara aus Rumänien scheiterte, wird man diesmal wohl nicht herankommen.

Finanziell hat sich das „Abenteuer“ bisher jedenfalls nicht ausgezahlt, immerhin werde man „pari aussteigen“, wie Manager Menzl erklärte. Man habe „sehr viele Sponsoren dazu motivieren können, Beiträge zu leisten“, um die Kosten zwischen 100.000 und 120.000 Euro stemmen zu können. Auch im Achtelfinale sei vom europäischen Verband (EHF) nicht viel zu erwarten. Immerhin erhalte man zu den Kosten von rund 20.000 Euro einen 9.000-Euro-Zuschuss.

Fivers wollen auch 2021/22 für Europacup nennen

Dennoch habe man „Lust bekommen. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, und wir werden vermutlich auch in der kommenden Saison wieder für den Europacup nennen“, sagte Menzl. „Auch wenn die Spieler dann noch schneller weg sind.“ Neben den bereits fix abgehenden Hutecek (Lemgo) und Nikola Stefanovic (Balingen-Weilstetten) könnte mit Tobias Wagner ein weiterer ÖHB-Teamakteur die Fivers nach dem Sommer verlassen.

Die Füchse sind ein vergleichsweise junger Verein und – abgesehen von den Jahren 1981 bis 1986 – erst seit 2007 im Oberhaus vertreten. Zum Fixinventar gehörte zwischen 2006 und 2011 auch der nunmehrige Westwien-Manager Konrad Wilczynski, der sich dabei einmal zum Torschützenkönig in der wohl besten Liga der Welt krönte. Meistertitel haben die Berliner zwar noch keinen auf dem Konto, sie sind allerdings in der Champions League erprobt und haben bereits zweimal den EHF-Cup gewonnen (2015 und 2018).