Aus Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus fand die Zeremonie im J-Village in Fukushima ohne Zuschauer statt. Den Auftakt machten Spielerinnen der japanischen Fußballnationalmannschaft. Sie erschienen in weißen Sportanzügen in jenem Trainingszentrum, das während der Atomkatastrophe im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis als Hauptquartier für die Krisenmanager des Super-GAU gedient hatte.
Olympiachefin Seiko Hashimoto sprach von einem „Lichtblick der Hoffnung“ für die Welt. „Die olympische Flamme hat auf diesen Moment gewartet, genau wie eine Kirschblütenknospe vor dem Aufblühen.“ Die vor einem Jahr in Japan eingetroffene Flamme habe in einer für die ganze Welt sehr schwierigen Zeit „still und stark gebrannt“, sagte Hashimoto.
Fackellauf für die Olympischen Sommerspiele in Japan
Der Fackellauf für die Olympischen Sommerspiele in Tokyo wurde gestartet. Die Zeremonie im japanischen Fukushima fand wegen CoV ohne Publikum statt.
Japans Olympiamacher hoffen, dass der Lauf die Bevölkerung des Landes doch noch für die Spiele und auch für die am 24. August beginnenden Paralympics begeistern kann. In Umfragen hatte sich eine Mehrheit der Japaner wegen der andauernden Pandemie zuletzt gegen eine Austragung der Spiele in diesem Jahr ausgesprochen.
Start mit Symbolik
Zehn Jahre nach der Katastrophe sollte der Start des Fackellaufs in Fukushima der Welt die Fortschritte beim Wiederaufbau der Region zeigen. Die 1,2 Kilogramm schwere Fackel wurde teils aus recyceltem Aluminium hergestellt, das für den Bau von Notunterkünften nach dem Tsunami benutzt worden war. Kritiker beklagen jedoch, dass die Organisatoren von Spielen der „Erholung“ sprechen, während noch immer Zehntausende Menschen entwurzelt sind, die meisten aus Fukushima.
Strenge Auflagen
Die für 2020 geplanten Olympischen Spiele und damit auch der Fackellauf waren wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Sie sollen nun am 23. Juli eröffnet und bis 8. August ausgetragen werden. Viele prominente Fackelläufer hatten aus Sorge vor einer Ausbreitung des Virus einen Rückzieher gemacht. Der 121 Tage dauernde Lauf mit 10.000 Fackelträgern durch alle 47 Präfekturen gilt als Test, ob die Spiele mit mehr als 15.000 Athletinnen und Athleten tatsächlich für alle Beteiligten sicher stattfinden können, wie die Organisatoren immer wieder beteuern.
Der traditionelle Staffellauf mit der olympischen Fackel geht unter strengsten Auflagen über die Bühne. So wurde die Bevölkerung ermuntert, den Auftakt und den Fackellauf nur im Internet zu verfolgen. Solange es nicht zu Überfüllungen kommt, können die Menschen nahe ihren Häusern zwar auch mit Masken vom Straßenrand aus zuschauen. Doch sollen die Zuschauer lediglich klatschen, die Läufer aber nicht laut anfeuern. Bei übermäßigen Menschenansammlungen droht der Abbruch des Laufs.
Große Skepsis
Die Gefahr des Abbruchs dürfte jedoch nicht hoch sein, denn viele Japanerinnen und Japaner stehen schon dem Fackellauf kritisch gegenüber. Sie befürchten eine Ausbreitung des Coronavirus auf dem Land durch die Stafette. Noch hat in Japan die Impfung aller Bürger – abgesehen vom Klinikpersonal – nicht begonnen.
Bisher sind in in dem Inselstaat mit seinen an die 127 Mio. Einwohnern rund 9.000 Menschen mit oder an den Folgen einer Erkrankung mit dem Coronavirus gestorben. Erst wenige Tage vor Beginn des Fackellaufs hatte die Regierung den Notstand für Tokio aufgehoben. Doch kurz darauf stiegen die Infektionszahlen in der Olympiastadt wieder.
Aufgrund der Sorge der Bevölkerung sind im Sommer ausländische Fans und Athletenfamilien ebenso von den Spielen ausgesperrt wie die meisten internationalen Helfer. Neben der Sorge vor dem Coronavirus trugen auch Skandale um sexistische Äußerungen von Hashimotos Vorgänger und dem ebenfalls zurückgetretenen Kreativdirektor der Spiele dazu bei, dass viele Japaner nichts von dem milliardenteuren Spektakel im Sommer halten.