Der niederländische Fuballer Memphis Depay.
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WM-Qualifikation

Pleite hinterlässt bei Niederlanden Spuren

Nach dem Fehlstart des dreifachen Vizeweltmeisters Niederlande in die WM-Qualifikation hat Bondscoach Frank de Boer eine schnelle Leistungssteigerung angemahnt. Das „Oranje“-Team, das bei der EM am 17. Juni in Amsterdam Österreich empfängt, verlor am Mittwoch mit 2:4 (0:2) in der Türkei. „Natürlich ist das ein Schlag“, sagte de Boer. „Wir wissen, dass wir den Schalter schnell umlegen müssen.“

Die Niederlage der „Elftal“ nannte de Boer „sehr enttäuschend“. Andererseits gebe es noch genügend Spiele. „Wir finden das schrecklich, aber wir müssen doch hier nicht mit Tränen stehen“, meinte der 50-Jährige. Die Boulevardzeitung „De Telegraaf“ mahnte unterdessen: „Schon Alarmstufe 1 für Oranje“. Einen weiteren Ausrutscher sollten sich die Niederländer jedenfalls nicht leisten, zumal in den nächsten Spielen Pflichtsiege eingefahren werden müssen.

Nächster Gegner in der Gruppe G ist am Samstag (18.00 Uhr) in Amsterdam Lettland, das mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Montenegro startete. Am Dienstag (20.45 Uhr) folgt dann die Partie beim Außenseiter Gibraltar, der daheim mit 0:3 gegen Norwegen verlor. Alles andere als sechs Punkte nach diesen beiden Partien wären eine herbe Enttäuschung für die so stolze Fußballnation.

Der Trainer der niederländischen Nationalmannschaft, Frank de Boer.
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Den Start in die WM-Qualifikation hätte sich Bondscoach Frank de Boer gänzlich anders vorgestellt

„Müssen eine Reaktion zeigen“

Die Niederländer beklagten in Istanbul zwar vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, aber auch eigene Schwächen beim defensiven Umschalten. „Wir müssen eine Reaktion zeigen. Wir haben in dieser internationalen Phase noch zwei Spiele und die müssen wir mit Siegen abschließen“, forderte Zentrumsspieler Georginio Wijnaldum vom englischen Meister Liverpool. Es sei noch nichts verloren, stellte Abwehrspieler Matthijs de Ligt von Juventus Turin fest, verlangte aber ebenfalls sofortige Besserung: „Das gute Gefühl muss schnell zurückkommen.“

Nach dem Doppelschlag von Davy Klaassen (75.) und Luuk de Jong (76.) zum 2:3 durften die Niederländer zwischenzeitlich noch kurz auf einen Punktegewinn hoffen. Doch Burak Yilmaz vom OSC Lille (15., 34./Foulelfer, 81.) stellte mit seinem dritten Tor den Sieg der Türkei sicher, für die außerdem noch Hakan Calhanoglu zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen hatte (46.).

Ukraine trotzt Weltmeister Remis ab

Ein anderer ÖFB-EM-Gegner überraschte dagegen positiv: Die Ukraine rang in der Pariser Vorstadt St. Denis Weltmeister Frankreich ein 1:1 ab. Frankreichs Trainer Didier Deschamps hofft auf Besserung im zweiten Spiel. „Mit ein bisschen mehr Frische und Dynamik können wir es besser machen“, sagte der Coach nach dem enttäuschenden Remis gegen die Ukraine. Er habe gesehen, „dass wir nicht in Bestform waren“. Zudem half Frankreich dem Gastteam nach der Führung durch Antoine Griezmann (19.) im leeren Stade de France durch ein Eigentor von Presnel Kimpembe (57.).

Am Sonntag (15.00 Uhr) gastieren „Les Bleus“ dann beim Außenseiter in Kasachstan, der in der nur fünf Teams umfassenden Gruppe D noch spielfrei war, ehe es dann am Mittwoch in Sarajevo gegen Bosnien und Herzegowina geht. Die Südosteuropäer erreichten zum Auftakt ein 2:2 in Finnland. „Ich denke, wir hatten in der zweiten Halbzeit keine Chance“, sagte Deschamps und gestand, dass sich seine Elf gegen den extrem defensiven Gegner schwertat.

Der Trainer der französischen Nationalmannschaft,  Didier Deschamps.
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Frankreichs Teamchef Didier Deschamps wurde von der ukrainischen Taktik auf dem falschen Fuß erwischt

Deschamps beklagt „körperliche Ermüdung“

Er habe 20 Spiele der Ukraine analysiert, aber diese „noch nie so spielen gesehen“. Zu diesem überraschenden Matchplan müsse man Trainer Andrij Schewtschenko gratulieren. „Es war sehr schwer, ein neues System mit nur einem Training zu implementieren, wir haben viel mit Videoanalysten gearbeitet“, sagte der Ukraine-Coach, der die taktische Disziplin seiner Spieler pries. Er habe ganz bewusst auf konsequente Raumdeckung gesetzt, „weil bei diesen talentierten Spielern hätten wir in Eins-gegen-eins-Situationen Probleme bekommen. Da braucht man kompakte Reihen.“

Deschamps beklagte, dass es „eine allgemeine körperliche Ermüdung wegen der Abfolge von Spielen alle drei Tage“ gebe. Enttäuschend war auch der Auftritt seines Starstürmers Kylian Mbappe von Paris Saint-Germain. Der Coach sagte dazu: „Kylian weiß selbst, dass er nicht sein bestes Spiel gemacht hat.“ Der Angreifer „war nicht in der besten Verfassung“ und wurde deshalb auch in der 77. Minute ausgewechselt. Für das Spiel am Sonntag in Nur-Sultan kündigte Deschamps deshalb auch schon mit Blick auf die schwierige Mittwoch-Partie „sicher viel Rotation“ an.