WM-Qualifikation

ÖFB-Team vergibt Auftaktsieg in Schottland

Das österreichische Fußballnationalteam hat am Donnerstag zum Auftakt in der WM-Qualifikation ein 2:2 (0:0) in Schottland erzielt. Die Gäste gingen nach einer glanzlosen ersten Hälfte durch Sasa Kalajdzic und dessen ersten Teamtore zweimal in Führung (55./80.), kassierten aber jeweils den vermeidbaren Ausgleich. Insgesamt war es ein einmal mehr zu vorsichtiger Auftritt der ÖFB-Equipe, die am Ende einen Sieg aus der Hand gab.

Vor allem in der ersten Hälfte mangelte es am Zug zum Tor, nach der Pause ging es dafür dann richtig rund: Kalajdzic traf erst per Abstauber (55.), ehe Hanley nach einem Fehler von Tormann Alexander Schlager ausglich (71.). Sehenswerte Treffer durch Kalajdzic per Kopf und McGinn per Fallrückzieher führten letztlich zum Remis (80./85.).

Weiter geht es für das ÖFB-Team am Sonntag mit dem ersten Heimspiel gegen Außenseiter Färöer, gefolgt von der zweiten Partie im Ernst-Happel-Stadion am Mittwoch (jeweils 20.45 Uhr, live in ORF1) gegen Gruppenfavorit Dänemark. Die Dänen gewannen zum Auftakt bei den von Willi Ruttensteiner trainierten Israelis mit 2:0 (1:0). Moldau und die Färöer trennten sich zum Auftakt mit einem 1:1-Unentschieden.

Doppelpack für Kalajdzic (80. Minute)

Sasa Kalajdzic glänzt im Spiel gegen Schottland mit zwei Toren und bringt Österreich mit seinem Treffer wieder in Führung.

Zwei Sturmspitzen statt Sabitzer

Foda durfte im berühmten, aber wie mittlerweile gewohnt leeren Hampden Park nach zähem Ringen zwar auf seine vielen Legionäre zurückgreifen, musste aber auch coronavirus- oder verletztungsbedingt auf einige Schlüsselspieler wie Marko Arnautovic und Martin Hinteregger verzichten, hinzu kam kurzfristig Marcel Sabitzer: Der in dieser Saison überragende Leipzig-Kapitän bekam im Training einen Schlag ab und musste passen. LASK-Keeper Schlager hütete das Tor.

Schottland, das im Juni bei der Europameisterschaft erstmals seit 1998 wieder an einer Endrunde bei einem Großereignis teilnehmen wird, vertraute ebenso auf die Fähigkeiten seiner teilweise herausragenden Legionäre wie Andrew Robertson (Liverpool), Scott McTominay (Manchester United) und Kieran Tierney (Arsenal). Österreich ging als Nummer 23 der Weltrangliste gegen die Nummer 48 als Favorit in die Partie.

Kalajdzic mit der ersten Chance

Und dieser Rolle wurden die Österreicher, die in einem 3-5-2-System begannen, zumindest in der Anfangsphase gerecht. Die Schotten überließen den Gästen den Ball, und das münzte das ÖFB-Team gleich zu einer Chance um. Christoph Baumgartner zog unter dem grenzwertigen Einsatz seines Arms das Tempo an, Jack Hendry klärte den Ball in die Füße Kalajdzics – er verfehlte das kurze Eck knapp (2.).

Österreich startet mit Torchance (2. Minute)

Kalajdzic mit einem guten Schuss aufs Tor gleich zu Beginn der Partie.

In der ersten halben Stunde hatte Österreich das Spiel mit Ballbesitz unter Kontrolle, ließ defensiv nichts zu, kam gegen die kompakten Schotten aber kaum durch. Baumgartner bekam als wichtigster ÖFB-Kreativspieler die britische Härte früh zu spüren. Nur einmal bediente ihn Kalajdzic ideal in den Lauf, nahe des Sechzehners entschied er sich für den sofortigen Abschluss, anstatt Grbic zu bedienen. Schottland-Goalie Marshall wehrte den guten Angriff letztlich ab (18.).

Auch Alaba versuchte es wenige Minuten später noch einmal aus der Distanz, doch wiederum war Marshall auf dem Posten (25.). Insgesamt fehlte Österreich im letzten Drittel die Durchschlagskraft, zumal es an Bewegung, Präzision im Passspiel und Ideen mangelte. So überraschte es auch nicht, dass die Schotten sich mutiger in die Partie einbrachten. Zwei Schüsse von Stuart Armstrong fielen aber harmlos aus (29./31.).

Schlager bessert eigenen Patzer aus

Die beste und einzige gute Chance der Gastgeber vor der Pause resultierte aber aus einem Fehler der ÖFB-Elf. Schlager spielte Lyndon Dykes den Ball direkt in die Beine. Dessen Zuspiel im Strafraum brachte Ryan Christie auf das Tor, aber Schlager besserte seinen eigenen Patzer mit einer sehr guten Fußabwehr aus (42.). In der Nachspielzeit war der Schlussmann bei einem zweiten Abschluss von Christie zur Stelle (45.).

Fehler von Schlager (42. Minute)

Nach einem Fehler von Schlager, haben die Schotten die erste gute Torchance.

Nach der Pause plätscherte das Spiel in den ersten zehn Minuten weiter dahin, ehe es dann zu Aktionen im Minutentakt kam. Österreich ging zunächst durch Kalajdzic in Führung (55.): Baumgartner legte den Ball ins Zentrum zu Florian Grillitsch. Der Mittelfeldspieler nahm sich ein Herz und ließ einen unangenehmen Aufsitzer los, Marshall konnte nur vor die Füße von Kalajdzic klären, der den Abstauber verwertete.

Ilsanker im Glück

Die Führung wäre beinahe nach einer Minute wieder zunichte gewesen: Stefan Ilsanker „umarmte“ vor den Augen von Referee Carlos del Cerro Grande aus Spanien seinen Gegenspieler Christie im Strafraum und kam überraschend ohne Foulpfiff davon. Einen Video Assistant Referee (VAR) gibt es in dieser Phase des Bewerbs nicht.

Ilsanker im Duell mit Christie (56. Minute)

Verteidiger Ilsanker hat Glück, dass der Elfmeterpfiff nach diesem Zweikampf ausblieb.

Wiederum nur eine Minute später schob Armstrong den Ball aus spitzem Winkel hauchdünn am Kasten von Schlager vorbei (57.). Und eine neuerliche Minute später traf Kalajdzic erneut, der Treffer wurde aber wegen seines Foulspiels an Tierney nicht gegeben (58.).

Unnötige Ausgleichstreffer

Danach beruhigte sich das Spiel wieder für einige Minuten, ehe die Schotten in dieser Phase aus dem Nichts zum Ausgleich kamen. Nach einem Foul von Grillitsch brachte Stephen O’Donnell aus rund 30 Metern die Freistoßflanke in den Sechzehner. Österreich stand dabei hoch, Schlager blieb nahe der Linie. Und so kam es, wie es kommen musste: Hanley enteilte Ilsanker und köpfelte ein (71.). Ilsanker ließ Schlager wissen, dass er mit dessen Entscheidung unzufrieden war. Wobei auch der Frankfurt-Legionär seinem Gegner nur nachlief.

Ausgleichstreffer für Schottland (71. Minute)

Hanley trifft für Schottland. Damit steht es jetzt 1:1-Unentschieden.

Doch Österreich bewies wie schon zuletzt Moral und kam zur neuerlichen Führung: Lainer flankte von der rechten Seite, und Kalajdzic untermauerte mit seinem sehenswerten Kopfball seine Topform in der deutschen Bundesliga (80.). Es waren seine ersten beiden Treffer im erst dritten Länderspiel für Österreich.

Dieses Mal brachte die Foda-Elf die Führung aber nicht über die Zeit, denn McGinn gelang ebenfalls auf sehenswerte Weise der Ausgleich. Der Mittelfeldspieler traf per Fallrückzieher an Schlager vorbei, Baumgartner hatte bei der Flanke nach einer Ecke das Abseits aufgehoben (85.). Wer an gute Omen glaubt: Vor der bisher letzten WM-Teilnahme 1998 startete das ÖFB-Team auch mit einem Remis gegen Schottland (damals daheim mit 0:0) in die WM-Qualifikation.

Stimmen zum Spiel:

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Wir haben zwei Punkte liegen gelassen meiner Meinung nach. Wir haben gerade in den guten Spielphasen immer wieder Gegentore erhalten. Das erste Tor war zu einfach, und auch beim zweiten müssen wir einfach herausrücken, dann steht McGinn im Abseits. Wir haben das nicht gut verteidigt. Trotzdem Kompliment an die Mannschaft, sie hat den Kampf angenommen, sie hat Mentalität gezeigt. Wir mussten heute noch einmal improvisieren, zwar nicht wegen Covid-19, aber wegen eines Ausfalls von Marcel Sabitzer. Wenn man das Gesamtpaket ansieht, muss man dann halt auch einmal mit einem Punkt leben. In der ersten Halbzeit waren wir schon kompakt. Wir haben ansonsten gut verteidigt, aber gerade in den entscheidenden Momenten musst du präsent sein.“

Sasa Kalajdzic (ÖFB-Doppeltorschütze): „Es gab sehr, sehr viele schöne Tage in meiner Karriere. Aber das ist sicher einer, den ich nie vergessen werde. Ich finde, wir haben es eigentlich ordentlich verteidigt, aber die sind beim ersten Tor über einen Standard gekommen. Ich will da niemandem die Schuld geben. Beim zweiten Tor ist es blöd, da haben wir alle ein bisschen geglaubt, dass es Abseits ist. Dann hat er kurz geglaubt, dass er Zlatan ist und haut ihn mit einem Fallrückzieher rein – unglaublich eigentlich. Aber wir hätten das besser verteidigen müssen.“

Steve Clarke (Schottland-Teamchef): „Wenn man zweimal hinten ist und zurückkommt, muss man mit einem Punkt zufrieden sein. Die Österreicher sind ein gutes Team. Wir haben ein gutes Spiel gegen sie gezeigt, das gibt uns Selbstvertrauen. Wir lassen normalerweise nicht so viele Tore zu. Wir haben aber keine schlechte Spielkontrolle gehabt. Wir haben uns den Punkt verdient. Wir haben zwei gute Teams gesehen. Das Wichtigste ist, dass wir Charakter gezeigt haben – und, dass wir mit einem guten Team wie Österreich mithalten können.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, erster Spieltag

Donnerstag:

Schottland – Österreich 2:2 (0:0)

Glasgow, Hampden Park, keine Zuschauer erlaubt (wegen Coronavirus-Pandemie), SR Del Cerro Grande (ESP)

Torfolge:
0:1 Kalajdzic (55.)
1:1 Hanley (71.)
1:2 Kalajdzic (80.)
2:2 McGinn (85.)

Schottland: Marshall – Hendry, Hanley, Tierney – O’Donnell, McTominay, McGinn, Armstrong (66./Adams), Robertson – Dykes (78./McGregor), Christie (88./McLean)

Österreich: A. Schlager – Ilsanker, Dragovic, Lienhart – Lainer, Baumgartner, Grillitsch, X. Schlager, Alaba – Kalajdzic, Grbic (68./Schaub)

Gelbe Karten: Hanley, Christie, Dykes, O’Donnell bzw. Kalajdzic, Grillitsch, Ilsanker