Rok Ticar (KAC) und David Mcintyre (EC RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Eishockey

ICE-Semifinale ohne klare Favoriten

Von den elf Teams der bet-at-home ICE Hockey League sind noch vier im Rennen um den Titel. Erstmals seit zehn Jahren steht aber jenes Quartett im Semifinale, das auch die ersten vier Plätze der Abschlusstabelle zierte. Klare Favoriten gibt es nicht, wenn ab Sonntag (17.30 Uhr) der HCB Südtirol und die spusu Vienna Capitals bzw. der KAC und Red Bull Salzburg im „Best of seven“ um den Finaleinzug kämpfen.

„Keiner wird überrascht sein wird, wenn eines dieser vier Teams am Ende gewinnt“, betonte Capitals-Trainer Dave Cameron die Ausgeglichenheit beider Semifinal-Serien. Das spiegelt sich vor dem Duell mit Südtirol, der Nummer eins nach der Zwischenrunde, auch in den Statistiken. Je drei Siege feierten die Caps und Bozen in den direkten Begegnungen in dieser Saison, die Bilanz in den bisherigen Play-off-Duellen ist ebenfalls ausgeglichen. Jeweils im Halbfinale setzte sich 2018 Südtirol mit 4:1 durch, auf dem Weg zum Meistertitel 2017 stiegen die Wiener mit 4:0-Siegen auf.

Im Vorfeld des Duells kamen zumindest aus Südtirol martialische Töne. „Wien hat große Stärken. Das wird ein Krieg“, sagte etwa Bozen-Coach Greg Ireland. Cameron konnte mit dieser Aussage seines kanadischen Landsmanns wenig anfangen: „Ich weiß nicht, was seine Definition von Krieg ist. Ein großer Teil unseres Erfolges im ersten Teil war unsere Disziplin. Ich weiß nicht, ob es noch irgendeine Hockey-League in der Welt gibt, in der es in Spielen ‚Krieg‘ gibt. Das kommt von einem Mann der alten Schule. Das ist nicht die Natur der heutigen Athleten“, so Cameron. Man werde sehr „diszipliniert und hart spielen“.

Vienna-Capitals-Trainer Dave Cameron mit Spielern
GEPA/Philipp Brem
Capitals-Coach Cameron und seine Mannschaft lassen sich von Kriegsmetaphern nicht beeindrucken

Der Capitals-Trainer setzt vor allem auf schnelles Spiel, um Bozen zur sportlichen Kapitulation zu zwingen. „Wir wollen schnell spielen, Speed bricht die Teams.“ Viele Treffer erwartet Cameron aber nicht, denn beide Mannschaften bauen auf eine gute Defensive. Die Caps hatten mit einem „Sweep“ – einem 4:0 in der Serie – über Fehervar überrascht. Cameron sieht darin einen Vorteil. „Weil wir einige Spieler haben, die von Verletzungen zurückkommen. Die Pause ist auch wirklich gut, weil die nächste Serie wegen der Distanz Spiel-Bus-Spiel-Bus werden wird.“ Auch die Langzeitverletzten, Colin Campbell und Brett Fleming, sollen nach Wunsch des Coaches wieder dabei sein. „Colin wird spielen, bei Fleming müssen wir den Fortschritt abwarten.“

KAC – Salzburg als Play-off-Klassiker

Während es das Duell zwischen Bozen und Wien erst zum dritten Mal im Play-off gibt, stehen sich der KAC und Salzburg bereits zum achten Mal in der K.-o.-Runde gegenüber. Von den bisherigen sieben Duellen konnten die „Bullen“ vier für sich entscheiden. Viermal ging eine Serie zwischen Klagenfurt und Salzburg auch über die volle Distanz von sieben Spielen. In der Bilanz der bisherigen Saisonspiele haben jedoch die Kärntner die Nase vorne. Vier KAC-Siegen stehen zwei Salzburger Erfolge gegenüber.

Steven Strong (KAC) und Rick Schofield (Salzburg)
GEPA/Wolfgang Jannach
In Play-off-Duellen zwischen Salzburg (in Weiß) und dem KAC ging es bisher immer heiß her

Diese Begegnung ist auch ein Duell zwischen dem Rekordmeister und jenem Team mit den meisten Titeln in der seit 2003 bestehenden pan-europäischen Liga. Die Kärntner sind als 31-facher Meister in der österreichischen Eishockey-Statistik verewigt, seit 2003 wurden aber nur vier davon errungen. Im gleichen Zeitraum krönten sich die Salzburger sechsmal zu Champions. Detail am Rande: Der KAC ist nach dem Titelgewinn 2019 noch immer regierender Meister im heimischen Eishockey. Denn die vergangene Saison wurde im Play-off aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgebrochen.

KAC-Kollektiv gegen breite Salzburg-Brust

Salzburgs junger Stürmer Paul Huber erwartet sich in jedem Fall eine spannende Serie. „Wir konnten die Serie gegen Dornbirn von 0:2 noch in ein 4:2 drehen, was uns jetzt viel Selbstvertrauen gibt. Wir können mit breiter Brust ins Halbfinale gehen und sicher auch den KAC schlagen“, sagte der 20-Jährige. KAC-Kapitän, Manuel Ganahl, glaubt ebenfalls, dass sein Team „eine ganz andere Serie als im Viertelfinale gegen Villach erwartet“. Salzburg gehe stets ein hohes Tempo und sei spielerisch sehr stark. „Dem werden wir mit unserem bekannt starken und verschworenen Kollektiv entgegentreten. Je präziser wir in der Umsetzung unseres Systems sind, desto schwieriger sind wir zu bezwingen.“

KAC-Coach Petri Matikainen sieht bei seinem Team jedenfalls viel Steigerungspotenzial. „Wir haben uns im Verlauf der Viertelfinal-Serie Schritt für Schritt gesteigert, insgesamt aber noch nicht auf jenem spielerischen Level agiert, das zu erreichen wir imstande sind.“ Die bisherigen Saisonbegegnungen spielen für den Finnen keine Rolle mehr. „Hier wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.“ Die Klagenfurter, nach der Zwischenrunde Zweiter vor den Salzburgern, können wieder auf Verteidiger Martin Schumnig zurückgreifen, der zuletzt sieben Spiele gefehlt hatte. David Fischer, Paul Postma und Dennis Sticha dürften hingegen noch länger fehlen.