Szene aus dem Match Färöer gegen Moldawien
Reuters
WM-Qualifikation

ÖFB-Gegner Färöer arbeitet sich nach oben

Das österreichische Fußballnationalteam geht am Sonntag (20.45 Uhr, live in ORF1) als klarer Favorit ins zweite WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer. Alles andere als ein Sieg wäre eine enorme Enttäuschung. Die Teamkicker nehmen den Außenseiter nicht auf die leichte Schulter, zumal die Färinger für die wohl größte Blamage der ÖFB-Geschichte gesorgt haben. Seit dem peinlichen 0:1 im schwedischen Landskrona sind aber auch 30 Jahre vergangen, und die Färöer haben sich dank guter Ergebnisse nach vor gearbeitet.

Für das Färöer-Team gilt das „Wunder von Landskrona“ nach wie vor als größter Triumph ihrer Fußballhistorie. Danach folgten aber noch einige weitere bemerkenswerte Ergebnisse, so etwa zwei Siege über Griechenland in der Qualifikation für die EM 2016 und früher Remis gegen Schottland, Ungarn, Slowenien und Bosnien-Herzegowina. 2007 gab es in der Weltrangliste den Tiefpunkt als Nummer 194, 2016 das Allzeithoch als 83. und nun ist man als 107. wieder nahe den Top 100.

Im Gegensatz zu 1990 – damals sorgten Fischer, Schafzüchter, Lehrer und Postbeamte im ersten offiziellen Pflichtspiel überhaupt für die große Sensation – besteht der Färöer-Kader derzeit etwa zur Hälfte aus Profis, die zumeist in Skandinavien tätig sind. Mit Joan Simun Edmundsson hat es auch ein Spieler in die deutsche Bundesliga geschafft, in Bielefeld fristet er aber ein Dasein als Ergänzungsspieler.

Szene aus dem Match Färöer gegen Spanien
APA/AFP/Miguel Riopa
Edmundsson (r.) verdient sein Geld in Deutschland, wenn auch nur als Ergänzungsspieler beim Bundesliga-Club Bielefeld

Doch auch dank dieser internationalen Erfahrung gelang im Vorjahr immerhin der Nations-League-Gruppensieg in der untersten Liga D. Derzeit rangiert die Auswahl der 18 Inseln in der FIFA-Weltrangliste unter 210 Teams an 107. Stelle und damit unter anderem vor Estland und Lettland. So sind die Färinger auf dem Papier auch „nur“ der zweitschwächste Gegner in Österreichs WM-Qualigruppe F, denn Moldawien liegt wiederum 70 Plätze hinter den Inselkickern.

Sieben Pflichtspiele in Folge ohne Niederlage

Zum WM-Quali-Auftakt gab es am Donnerstag auswärts eben gegen die Moldawier ein 1:1. Meinard Olsen sorgte in der 83. Minute für den Ausgleich und dafür, dass die Färinger auch im siebenten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage blieben. Ihre NL-Gruppe hatten sie mit je drei Siegen und drei Remis gegen Malta, Lettland und Andorra gewonnen.

Moldawien und Färöer trennen sich remis

Moldawien und die Färöer gehen am ersten Spieltag der WM-Quali mit einem 1:1-Unentschieden vom Platz.

Nur in den Freundschaftsspielen gegen Dänemark (0:4) und Litauen (1:2) setzte es 2020 Niederlagen. Das waren auch die bisher einzigen des Teamchefs Hakan Ericson, der Schwede hat Ende 2019 das Traineramt vom dänischen Langzeitcoach Lars Olsen übernommen. Sein Vater Georg war Teamchef der Schweden, als sie sich im Entscheidungsspiel von Gelsenkirchen gegen Österreich für die WM 1974 qualifiziert hatten – der heute 60-jährige Sohn erinnert sich.

Schöne Erinnerungen für schwedischen Teamchef

„Es ist schön für mich, hier in Wien zu sein, wo auch mein Vater schon als Trainer zu Gast war“, sagte Ericson am Samstag beim Pressetermin vor dem Länderspiel. Auch die Erinnerungen der Färöer an Österreich sind ihm freilich bekannt. „Das wird eine harte Herausforderung, das am Sonntag zu wiederholen“, merkte Ericson an, „aber wir werden es natürlich probieren. Du musst immer an deine Chance glauben.“

Hakan Ericson
APA/AFP/Piotr Nowak
Hakan Ericson übernahm 2019 das Traineramt und hat mit den Färöern noch kein Pflichtspiel verloren

Was die Entwicklung betrifft, sieht er seine Mannschaft nach dem erstmaligen Gewinn einer Gruppe (Nations League, Anm.) „auf einem guten Weg, wir haben auch etwas verändert. Jetzt wollen wir in dieser WM-Qualifikation unser Spiel weiter verbessern, gegen bessere Teams gut aussehen und in Spielen, in denen wir hinten liegen, auch immer wieder zurückkommen.“ Sein ÖFB-Pendant Franco Foda lobte den Gegner vor allem hinsichtlich seiner Kompaktheit im 4-4-2-System, betonte aber auch, dass die Gäste aus dem Norden spielen wollen.

Wetter sorgt für Auftakt in Fremde

Die Färöer müssen die Quali wegen der unwirtlichen Bedingungen im Nordatlantik in dieser Zeit des Jahres mit drei Auswärtspartien beginnen. Dafür warten im Herbst drei Heimspiele, so auch am 4. September gegen Dänemark, also gegen das Team jenes Landes, zu denen die Färöer eigentlich gehören. Allerdings genießen die rund 50.000 Einwohner der Inselgruppe eine weitgehende Autonomie.

TV-Hinweis

Der Dokumentarfilm „It’s all about fish“ von Wolfgang Zechner erzählt am Sonntag um 18.00 Uhr in ORF1 über den 1:0-Sensationssieg der Färöer gegen Österreich anno 1990.

Zunächst geht es aber eben in Wien gegen Österreich, wo die Färöer nichts zu verlieren haben. Die ÖFB-Kicker können wiederum nur verlieren, dementsprechend fokussiert geben sie sich. „Wir müssen mit 100 Prozent in dieses Spiel reingehen, mit 90 Prozent werden wir wahrscheinlich nicht gewinnen. Wir wollen und müssen drei Punkte holen“, sagte Aleksandar Dragovic und meinte: „Die werden um ihr Leben rennen und die Räume eng machen, da müssen wir Lösungen finden.“

Dragovic kratzt Landskrona nicht

Das 0:1 gegen die Färöer am 12. September 1990 in Landskrona kostet den damals noch nicht geborenen Dragovic ein Schulterzucken. „Ich beschäftige mich nicht mit der Vergangenheit, ich lebe in der Gegenwart. Was früher war, interessiert mich wenig“, so der Verteidiger, für den sich das 2:2 zum Auftakt in Schottland „wie eine Niederlage“ angefühlt hat.

Sasa Kalajdzic, Doppeltorschütze vom Donnerstag, könnte am Sonntag nachlegen. „Das kann einerseits ein gutes Spiel für einen Stürmer sein, andererseits kann es sein, dass man gefühlt von drei Mann gedeckt wird“, sagte der Stürmer vor dem nächsten WM-Quali-Duell. Auch für ihn zählt aber nur, gegen den Außenseiter „einen Dreier einzufahren.“ Abgesehen von den zwei Blamagen (2008 spielte man auf den Färöer nur 1:1, Anm.) konnte das ÖFB-Team die vier anderen Duelle gewinnen.