Christoph Baumgartner
GEPA/Michael Meindl
WM-Qualifikation

ÖFB-Team dreht Spiel gegen Färöer

Das österreichische Fußballnationalteam hat am Sonntag seine Pflichtaufgabe in der WM-Qualifikation gegen die Färöer mit einem 3:1-Sieg erfüllt. Doch die Mannschaft von Franco Foda hatte – passend zur bekannten Geschichte des ÖFB-Teams mit dem Außenseiter – Mühe, musste nämlich einem 0:1-Rückstand nachlaufen. Am Ende hätte der Sieg der Gastgeber, die rund eine Stunde eine engagierte Leistung boten, höher ausfallen können.

Der 197 Zentimeter große Verteidiger Sonni Ragnar Nattestad erzielte die Färinger Führung mit einem Kopfball nach einer Ecke (19.), hatte sich dabei aber regelwidrig aufgestützt. Aleksandar Dragovic glich gegen den mutigen Außenseiter elf Minuten später aus (30.), Christoph Baumgartner (37.) und Sasa Kalajdzic drehten die Partie noch vor der Pause (44.) und sorgten für den letztlich völlig verdienten Endstand.

Weiter geht es zum Abschluss des ersten Qualifikationsblocks mit dem Heimspiel am Mittwoch (20.45 Uhr, live in ORF1) gegen den Favoriten: Dänemark schoss sich gegen Moldawien mit 8:0 warm und hat damit das nicht unwesentliche Torverhältnis behübscht. Denn im Gegensatz zur EM-Quali zählt bei Punktegleichheit hier nicht zuerst das direkte Duell, sondern die Tordifferenz. Das dritte Spiel der Gruppe F am Sonntag zwischen Israel und Schottland endete mit einem 1:1.

Kalajdzic vollendet schöne Kombination

Österreich geht gegen die Färöer vor der Pause mit 3:1 in Führung.

Wie erwartet nahm ÖFB-Teamchef Foda gegenüber dem 2:2 zum Auftakt in Schottland einige Veränderungen vor. Offensivspieler Marcel Sabitzer war nach seiner Beinverletzung ebenso neu in der Startelf wie die Verteidiger Gernot Trauner und Andreas Ulmer sowie Flügelspieler Louis Schaub. Wie in Glasgow hütete Alexander Schlager das Tor und bekam trotz einer unsicheren Vorstellung das Vertrauen ausgesprochen.

Erstes ÖFB-Herren-Länderspiel mit Schiedsrichterin

Ein Debüt feierte unterdessen Kateryna Monsul aus der Ukraine, die als erster weiblicher Referee ein ÖFB-Länderspiel leitete. Dass es zwar in der 793. Partie eine Premiere, aber für die meisten grundsätzlich nichts Neues war, unterstrich im Vorfeld Deutschland-Legionär Aleksandar Dragovic: „Egal ob Mann oder Frau. Der Fußball hat seine Regeln.“

Marcel Sabitzer (AUT), Louis Schaub (AUT) und Schiedsrichterin Kateryna Monsun (UKR)
APA/Hans Punz
Die Ukrainerin Kateryna Monsul leitete als erste Frau ein Spiel des österreichischen Fußballnationalteams

Dragovic überholte übrigens mit seinem 88. Einsatz Marko Arnautovic und ist nun die alleinige Nummer vier in der ÖFB-Historie. Dass er das mit einem Ausgleichstor feiern würde, hätte er sich wohl im Vorfeld dieser Partie nicht gedacht. Aber zunächst waren die Österreicher der Führung auch näher, klopften durch Kapitän David Alaba, der im Mittelfeld seine Freiheiten genoss, nach 40 Sekunden erstmals an.

Die Gastgeber gingen wie versprochen konzentriert ans Werk, waren beweglich und kamen vermehrt über die Seiten zu Chancen: Sabitzer scheiterte mit einem Schuss an Gunnar Nielsen (13.), Baumgartner traf mit dem Oberschenkel die Stange nach einer Ecke (14.).

Färinger gehen in Führung

Aber die Färöer waren jene Mannschaft, die in Führung ging. Weil sie mit dem Selbstvertrauen von sieben Pflichtspielen ohne Niederlage in Folge auftraten, Alaba bekam das mit einem Gurkerl von Solvi Vatnhamar zu spüren. Wie erwartet standen die Gäste im 4-4-2 kompakt und schalteten frech um. Sie konnten sich phasenweise durch Standardsituationen festsetzen. Es lag ein Tor in der Luft, auch weil Brandur Hendriksson Goalie Schlager mit einem Freistoß prüfte (17.).

Der 1,97 Meter große Nattestad traf schließlich nach einer Ecke von Bielefeld-Legionär Joan Simun Edmundsson im Fünfer zur Führung, hatte sich dabei aber auf Trauner gestützt. Referee Monsul sah es nicht, einen Videoassistenten gibt es in der Quali nicht – 0:1 (19.).

Nattestad trifft für die Färöer

Sonni Ragnar Nattestad köpfelt zur Färinger Führung ein.

Es folgten in der heimischen Fußballgeschichte mit den Färöern die nächsten bangen (elf) Minuten, ehe der Ausgleich glückte. Österreich bemühte sich den Turnaround noch in der ersten Hälfte herzustellen, und das gelang. Denn die ÖFB-Equipe ließ sich nicht beirren, suchte den Weg durch die Färinger Mauer und kam zu weiteren Chancen durch Baumgartner (21.), Dragovic (25.) und Alaba (26.). Aber auch die Gäste blieben gefährlich, und Schlager konnte sich bei einem weiteren Nattestad-Kopfball nach dem nächsten Freistoß auszeichnen (28.).

Dragovic leitet Wende ein

Schließlich wurde aber Österreich erlöst: Nach einer Schaub-Ecke leitete Stefan Lainer per Kopf weiter, und Dragovic stand an der zweiten Stange richtig (30.). So hat der 30-Jährige mit seinem zweiten ÖFB-Tor nun gegen Brasilien (2014) und die Färöer getroffen – mehr Bandbreite geht wohl nicht. Der Verteidiger holte den Ball sofort aus dem Netz und leitete auch auf diese Art entschlossen die Wende ein.

Ausgleich durch Dragovic

In seinem 88. Länderspiel trifft der Verteidiger nach einer Ecke.

Der Bann war gebrochen, der umtriebige Alaba streifte mit einer abgefälschten Flanke die Latte (32.), und Sabitzer versuchte es neuerlich mit einem Schuss (33.). Die Hausherren verstärkten den Druck und belohnten sich mit der erstmaligen Führung. Sabitzer brachte das Leder hoch in den Sechzehner Richtung Kalajdzic, letztlich kam der Ball von einem Färinger zu Baumgartner, der im Duell mit Heini Vatsndal nicht zurückzog und flach vollendete (37.).

Das schönste Tor des Abends, nämlich aufgrund der Entstehung, war aber jenes zum 3:1 (44.): Grillitsch bediente von der rechten Seite aus Sabitzer im Zentrum, der den Seitenwechsel zu Baumgartner endgültig vollzog. Alaba hinterlief seinen Teamkollegen und bediente schließlich Kalajdzic, der im Fünfer sein drittes Länderspieltor erzielte (44.). Die ersten beiden gelangen ihm erst am Donnerstag in Schottland.

Österreich vergibt höheren Sieg, Demir gibt Debüt

Die Foda-Elf machte nach der Pause das Richtige und setzte zur frühen Vorentscheidung an, einzig die Chancenverwertung verhinderte es. Alaba schoss drüber (46.), Trauner legte das Leder vorbei (49.), und die beste Chance vergab Baumgartner nach einem herrlichen Alaba-Lochpass alleine vor Nielsen, das Spielgerät ging knapp vorbei (52.).

Nach einer Stunde fand das muntere Wechselspiel statt, Alaba ging für Alessandro Schöpf, der sich mit einem weiteren gefährlichen ÖFB-Abschluss einstellte (64.). Es sollte aber kein weiterer Treffer für das ÖFB-Team fallen. Im Finish gab der 17-jährige Yusuf Demir sein Debüt für Österreich, sein Rapid-Teamkollege Kara konnte es nicht geben, er stand nicht im Kader.

Die Färinger hatten längst ihrer Spielweise Tribut zollen müssen und kamen nicht mehr gefährlich nach vorne. Damit ging ihre Ungeschlagen-Serie nach sieben Pflichtspielen zu Ende, aber die Nummer 107 der Welt verließ Wien als gefährlicher Außenseiter.

Stimmen zum Spiel:

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): „Wir haben sehr gut angefangen und Druck gemacht. Wir haben gewusst, dass sie bei Standards gefährlich sind, mit weiten Einwürfe auch. Sie haben zwei Spieler über 1,90. Die haben wir nicht. Es war vor dem 0:1 ein klares Foulspiel, das hätte man sehen müssen. Die Mannschaft ist aber ruhig geblieben, hat Tempo gemacht und gut kombiniert. Wir wollten immer wieder über die Flügel zum Abschluss kommen. Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir weiter draufbleiben wollen. Wir haben ein, zwei Hunderter noch gehabt. Das ist das Einzige, das man der Mannschaft vorwerfen kann, dass man noch ein, zwei Tore mehr hätte schießen können.“

David Alaba (ÖFB-Kapitän): „Es war sicherlich unser Ziel, dass wir mehr Tore schießen. Das ist in der zweiten Halbzeit nicht so gelungen, obwohl wir gute Chancen und Aktionen hatten. Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir verdient gewonnen haben. Das war unser Ziel, und das haben wir erreicht. Ich glaube, dass wir heute wirklich sehr gute Sequenzen hatten. Wir hatten sehr starke Aktionen, speziell in der Offensive, haben viel den Ball laufen gelassen, und das wollen wir sicher mitnehmen.“

Hakan Ericson (Färöer-Teamchef): „Österreich ist ein gutes Team, das haben wir gewusst. Die Statistik spricht auch dafür. Es war viel Tempo drin, wir hatten das Spiel aber auch phasenweise im Griff und hatten fünf Großchancen. Wir haben eine gute Leistung geboten, aber als Trainer kann man natürlich nicht zufrieden sein, wenn man verliert.“

WM-Qualifikation, Gruppe F, zweiter Spieltag

Sonntag:

Österreich – Färöer 3:1 (3:1)

Wien, Ernst Happel Stadion, SR Kateryna Monsul (UKR)

Torfolge:
0:1 Nattestad (19.)
1:1 Dragovic (30.)
2:1 Baumgartner (39.)
3:1 Kalajdzic (44.)

Österreich: A. Schlager – Lainer (76./Trimmel), Trauner, Dragovic, Ulmer – Grillitsch – Schaub (85./Demir), Sabitzer, Alaba (64./Schöpf) – Kalajdzic (63./Gregoritsch), Baumgartner (76./Onisiwo)

Färöer: Nielsen – Rolantsson, Nattestad, Vatnsdal (59./Andreasen), Davidsen – S. Vatnhamar (59./Bjartalid), G. Vatnhamar , Hansson (81./K. Olsen), Hendriksson – Edmundsson (74./Knudsen), M. Olsen (58./Johannesen)

Gelbe Karten: Grillitsch bzw. Hendriksson